Die „Eiserne Lady" ist tot. Mit Margaret Thatcher starb am Montag eine der profiliertesten Gestalten auf der politischen Weltbühne der 1980er Jahre. Legendär wurde ihr Ausspruch: „Ich will mein Geld zurück.“

London - Helmut Kohl soll einmal über Margaret Thatcher gesagt haben, er meide sie „wie der Teufel das Weihwasser“. Die „Eiserne Lady“ hat sich ihren Beinamen in der nationalen und internationalen Politik mit Hartnäckigkeit und Durchsetzungsstärke erarbeitet. Politikern und Wirtschaftsbossen gegenüber zeigte sich die streng konservative britische Ex-Premierministerin ebenso unerbittlich wie gegenüber Terroristen. Nach ihrer Amtszeit erkrankte sie an Demenz. Am Montagfrüh starb sie nach jahrelanger Krankheit im Alter von 87 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.

 

Thatchers Name steht in den Geschichtsbüchern für den gewonnenen Falkland-Krieg, aber auch für eine enorme Privatisierungswelle und beispiellose soziale Einschnitte in Großbritannien. Der „Thatcherismus“ der 1980er Jahre galt als beispiellos in Europa.

In den vergangenen Jahren kamen auch immer mehr Dinge ans Tageslicht, die während der Thatcher-Ära verheimlicht worden waren. So musste London zugeben, dass unter der Thatcher-Führung die Rolle der britischen Armee in Nordirland in ein allzu positives Licht gestellt worden war. Argentinien betrachtet die Frau aus der Downing Street noch immer als Kriegsverbrecherin, weil sie ohne Not den Befehl zum Versenken des Kriegsschiffes „General Belgrano“ gegeben hatte - und damit 323 Menschen in den Tod schickte.

„I want my money back“

Noch heute rauchen EU-Diplomaten in Brüssel die Köpfe, wenn es etwa um den von Thatcher 1984 herausgefochtenen „Britenrabatt“ geht, der Großbritannien geringere Netto-Zahlungen in den EU-Topf garantiert. Thatcher hatte damals sinngemäß gesagt: „I want my money back“ („Ich will mein Geld zurück“). Nicht gerade diplomatisch - aber erfolgreich. Die Verhandlungstaktik der stets hochkorrekt gekleideten Frau mit der Betonfrisur ging als „Handbagging“ in die Politik-Geschichte ein - in entscheidenden Situationen soll sie resolut ihre Handtasche auf den Tisch geschlagen haben.

Bei der deutschen Wiedervereinigung sprach „Maggie“ - die erste Frau an der Regierungsspitze eines europäischen Landes überhaupt - ebenfalls ein Wörtchen mit. Die Frau, deren Deutschlandbild nach eigenem Bekunden in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges geprägt wurde „und sich danach nicht wesentlich geändert“ hat, wehrte sich bis zuletzt gegen die deutsche Einheit. Schließlich machte sie die Anerkennung der Nachkriegsgrenzen zur Bedingung - und setzte sich abermals durch. Kopfschütteln löste sie mit ihrem massiven Einsatz für die Freilassung des chilenischen Diktators Augusto Pinochet aus - er hatte ihr im Falkland-Krieg gegen Argentinien geholfen.

Als Thatcher 1990 abtrat und den Stab sowohl bei der konservativen Partei als auch in der Downing Street an ihren Nachfolger John Major abgab, mischte sie weiter kräftig mit. Major beschwerte sich später bitterlich, Thatcher habe seine Regierung regelrecht unterminiert. Ihren 80. Geburtstag hatte Margaret Thatcher noch bei einer großen Party mit der fast gleichaltrigen Queen Elizabeth II. - zu der sie nie einen besonders guten Draht entwickelt hatte - und 650 weiteren Gästen gefeiert. Zuletzt waren ihre öffentlichen Auftritte äußerst rar - wegen ihrer Demenz wirkte die einstige „Eiserne Lady“ oft abwesend.