Happy pride! Eine Demo, bei der Maske getragen wird, ersetzt am Samstag die Parade. Auf Spaß will der CSD 2021 trotzdem nicht verzichten. Die Reihe Lovepop feiert auf Fridas Pier, ein Comiczeichner lädt ein zu „Ausgetanzt“, Szenebars bitten zur „Rainbow-Tour“.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - „Ausgetanzt“ – der Titel hört sich traurig an. Doch die Ausstellung dazu macht Spaß. In der Pandemie hat der Stuttgarter Künstler Hannes Steinert Tag für Tag gezeichnet, mit einer Art gemaltem Tagebuch die Corona-Lage witzig kommentiert. Seinen WhatsApp -Freunden schickte er über Monate jeden Morgen einen „Einblattwitz“, wie er sagt. Seine Cartoons und Comics erzählen „oft sexualisierte Geschichten“ aus dem Leben eines schwulen Mannes in Stuttgart. Es geht um die Herausforderungen an die Spezies Mensch, die ihr soziales Verhalten radikal ändern musste. Auf einem der Bilder wollen zwei Freunde den Kings Club besuchen – doch die Tür ist geschlossen. Und was steht drauf? „Ausgetanzt!“

 

Hannes Steinert zeigt: Humor hilft, wenn die Lage ernst ist

Corona hat das Leben völlig verändert und viel Schönes verhindert. Hannes Steinert zieht trotzdem das Positive aus der Krise. Der Kings Club von „Schwulen-Mutti“ Laura Halding-Hoppenheit, sagt er, war mal sein „zweites Wohnzimmer“. Der Zeichner blieb im Lockdown überwiegend daheim und hatte in dieser Zeit seine „ beste künstlerische Phase“.

Was dabei entstanden ist, wird in Laura Kunstreff bei Toms Bar, Pfarrstraße 15, zum CSD gezeigt. Am Tag vor der Demo durch die City lädt Steinert für Freitag, 19 Uhr, zur Signierstunde dort ein. Das baden-württembergische Kunstministerium, das freischaffende Künstler in der Coronakrise helfen will, hat seine tägliche Comicarbeit über ein Stipendium finanziert. Mit seiner „Ausgetanzt“-Reihe, einer persönlichen Chronik der Krise, will der 67-Jährige zeigen, dass Humor hilft, wenn die Lage ernst ist. Während des CSD ist die Ausstellung wie auch Toms Bar direkt daneben abends geöffnet.

Bei der Demo sitzt Wirtin Laura auf dem Motorrad wie bei der Parade

Die ganze Stadt eine Party – dafür sorgte der CSD viele Jahre, bevor Corona kam. Eine Hocketse auf dem Markt- und Schillerplatz gibt es in diesem Jahr nicht, keine Trucks mit lauter DJ-Musik rollen durch die City, die CSD-Gala ist ausgefallen und das CSD-Sommerfest auch. Bei der Demo am Samstagnachmittag werden 3000 Teilnehmende erwartet, die dazu aufgerufen sind, Maske zu tragen. Der Zug endet auf dem Schlossplatz zur Kundgebung. Szene-Wirtin Laura wird, was Tradition ist, auch bei der Demo auf dem Motorrad sitzen und mit der Regenbogenfahne winken. Die Lebensfreude der queeren Community dürfte man trotz der Einschränkungen erleben.

Nach langer Pause feiert die Reihe Lovepop ihr Comeback – ohne Tanz

Eine der wenigen Veranstaltungen im Rahmenprogramm des CSD beginnt am Sonntag um 14 Uhr auf dem Eventschiff Fridas Pier im Heimathafen im Stuttgarter Osten. Die online verfügbaren Karten für Lovepop, so der Name des Partyvergnügens, bei dem diesmal Tanzen nicht erlaubt ist, waren innerhalb von Stunden ausverkauft, es gibt aber noch Karten an der Tageskasse. Ein Teil des Eintritts wird an den CSD gespendet.

Seit 13 Jahren gibt es diese Reihe, die nun Open-Air nach der langen Corona-Pause ihr Comeback unter Coronabedingungen feiert. Nach Stationen im Club Prag, Lauras Club und nach acht Jahren im Lehmann Club zog Lovepop im Oktober 2018 in den Club White Noise in unmittelbarer Nähe zum Rathaus um. „Willkommen sind bei uns Gäste jeder Couleur, egal ob jung oder alt, schwul, lesbisch, hetero, bi, trans, schwarz oder weiß“, erklären die Veranstalter Dirk Wein und Till Scheurle. Lovepop hebe sich deutlich von den üblichen Mainstream-Gayparties ab, sagt er: „Bei uns wird ohne Glamour und Glitter ganz entspannt gefeiert.“

„Rainbow-Tour“ der Bars Lieblingsmensch und reBoots

Die beiden neuen Bars Lieblingsmensch und reBoots laden für Samstag von 17 Uhr an zur „Rainbow-Tour“ ein, im Anschluss an die Demo. Mit einem Bändchen, das fünf Euro kostet, kann man hin und her wechseln und sich einen „flüssigen Regenbogen“, also Drinks in verschiedenen Farben, für einen guten Zweck bestellen. 30 Prozent des Erlöses geht an den CSD Stuttgart.