Ein Beitrag, den die Influencerin Lucy Mountain auf Instagram veröffentlicht hat, stößt im Netz auf große Resonanz – und wird millionenfach geteilt. Der Post zeigt eine einfache Whatsapp-Nachricht. Was hat es damit auf sich?

Digital Desk: Lena Hummel (len)

Stuttgart - Mehr als zwei Millionen Mal ist der Beitrag der britischen Personal-Trainerin und Influencerin Lucy Mountain mit „Gefällt-mir“ markiert worden. Unzählige Instagram-Nutzerinnen teilten den Post in ihren Stories. Der Beitrag zeigt eine einzige Whatsapp-Nachricht. „Text me when you get home xx“ ist zu lesen. Auf Deutsch heißt das: Schreib mir, wenn du Zuhause bist.

 

In der Bildunterschrift klärt Mountain auf, was es mit dem Beitrag auf sich hat. Sie wisse nicht, wie sie das, was sie jetzt sagen wolle, ausdrücken solle, weil sie das Gefühl habe, dass ihre Worte nicht dem gerecht werden könnten, wie sich viele Frauen in diesem Moment fühlten. Sie habe nicht aufhören können, an Sarah Everard zu denken und daran, wie es einer Frau nicht möglich sein könne, nach Hause zu laufen. „Es ist unerträglich“, schreibt sie, ursprünglich auf Englisch.

Der Fall Sarah Everard

Die 33 Jahre alte Sarah Everard war am 3. März abends auf dem Heimweg von einer Freundin im Süden Londons verschwunden. Sie wurde entführt und getötet. Ihre sterblichen Überreste wurden später in einem Waldstück in der südostenglischen Grafschaft Kent entdeckt. Als dringend tatverdächtig gilt ein 48 Jahre alter Londoner Polizist, der an diesem Samstag dem Haftrichter vorgeführt wurde. Er muss weiterhin in Untersuchungshaft bleiben. Auch eine 30 Jahre alte Frau, bei der es sich um die Ehefrau des Verdächtigen handeln soll, wurde wegen des Verdachts auf Beihilfe vorübergehend festgenommen.

Der Fall hatte einen riesigen Aufschrei ausgelöst. Tausende Frauen berichteten von Übergriffen, die sie auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln erdulden mussten oder der Angst, die ständiger Begleiter ist, wenn sie sich im öffentlichen Raum bewegen. An diesem Freitag veröffentlichte Lucy Mountain dann ihren Instagram-Beitrag, der sofort viral ging.

„Text me when you get home“

Mit ihrem Instagram-Beitrag will die Influencerin sagen, dass die Bitte „Schreib mir, wenn du Zuhause bist“ eine Selbstverständlichkeit unter Frauen ist. „Autopilot“, schreibt sie. Vorher listet sie Verhaltensweisen auf, die jede Frau zu gut kennt: Wir alle haben unsere Live-Standorte geteilt, haben unsere Schuhe gewechselt und unsere Schlüssel zwischen unseren Fingern gehalten; wir alle haben echte und vorgespielte Anrufe getätigt, haben unsere Haare in unsere Mäntel gesteckt, sind dunkle Straßen entlang gerannt und haben in unseren Köpfen Fluchtwege ausgemacht.

Und all diese Handlungen, das sei das Heimtückische, fühlten sich nicht einmal an wie „spezielle Sicherheitswerkzeuge“, sondern es seien buchstäblich tief verwurzelte Verhaltensweisen, die sich jede Frau seit ihrer Kindheit habe aneignen müssen. Denn „so ist es eben“, schreibt Mountain.

Im Ende ihres Beitrags wendet sich Mountain mit einem Appell an Männer: „Hört auf, Frauen zu belästigen. Hört auf, Frauen die Schuld zu geben. Und hört auf, Frauen mit den Handlungen anderer Männer zu belasten. Einer Frau hätte es möglich sein sollen, nach Hause zu gehen“, schreibt sie.