Ludwigsburg will mehr für die verkehrsgeplagten Bürger tun. Viel mehr als neue Straßenbeläge und vereinzelte Tempo-30-Regelungen wird es aber nicht geben.

Ludwigsburg - Die zu erwartenden Effekte eines Lärmaktionsplans sind gering, und der Weg dorthin ist lang und beschwerlich. Die Ludwigsburger sind zwar inzwischen auf der Zielgeraden, aber das Gefühl der Ernüchterung überwiegt. Denn auch wenn die verkehrsbedingte Geräuschkulisse für die Anwohner längst als gesundheitsgefährdend eingestuft wurde, sind die Hürden für Gegenmaßnahmen kaum zu überwinden. An Hauptstraßen wie der Schwieberdinger oder der B 27 kann die Stadt kaum aktiv werden. Sie ist dafür nicht zuständig und bei jeder Maßnahme auf den guten Willen von Regierungspräsidium oder Regionalverband angewiesen. Der Ludwigsburger Bauausschuss hat jetzt ein 14-Punkte-Programm mit begrenzter Strahlkraft beschlossen, der Gemeinderat muss im Juli entscheiden.

 

„Wir müssen auf Kirchturmpolitik umschalten“

Die Stadträte könnten kaum mehr als „an Symptomen herumdoktern“, sagte der Freie Wähler Roland Glasbrenner: „Wir drehen an Schräubchen, wo wir große Schrauben bewegen müssten.“ Ihn ärgert besonders, dass viele Umlandgemeinden ein Lkw-Durchfahrverbot durchsetzen konnten, Ludwigsburg aber nicht. Im Gegenteil sei die Barockstadt deshalb gerade zum Nadelöhr für den Schwerlastverkehr geworden. Wenn nichts anderes helfe, müsse eben auch Ludwigsburg Kirchturmpolitik betreiben. Dem schloss sich auch Hans Ulrich Jordan (FDP) an. Er meinte: „Wir müssen unsere Interessen etwas aggressiver vertreten. Es kann nicht sein, dass alle anderen damit durchkommen und wir die ganze Last tragen.“

Der Wunsch, den Lastverkehr auszusperren, wurde jetzt auch in einem der 14 Leitsätze festgehalten, auf die sich der Ausschuss geeinigt hat. Die Verwaltung war zwar nur mit einem Katalog von acht Einzelmaßnahmen in die Sitzung gegangen, doch die Fraktionen hatten zusätzliche Vorschläge auf den Tisch gebracht. Lange wurde darüber gestritten, ob es sinnvoll ist, die Hauptverkehrsachsen nachts mit Tempo 30 zu belegen. Margit Liepins (SPD) meinte, es sei dem Autofahrer schwer zu vermitteln, warum er auf leerer Piste nur 30 Kilometer in der Stunde fahren dürfe, während er sich tagsüber durch den gleichen Parcours mit 50 Kilometern in der Stunde bewegen dürfe. Elga Burkhardt (Lubu) wünschte sich dagegen ausdrücklich eine nächtliche Geschwindigkeitsdrosselung auf der Frankfurter Straße in Eglosheim. Wo die Fahrt abgebremst wird, soll es dann auch entsprechende Radarüberwachung geben, wünschte sich der Grüne Markus Gericke: „Nicht weil uns die Kontrollwut gepackt hat, sondern weil das wichtige Bausteine im Aktionsplan sind.“

Tempo 30 in Wohngebieten

Noch ist nicht geklärt, welchen Nutzen solche Tempolimits haben – egal ob auf Haupt- oder Nebenstraßen und egal ob nachts oder tagsüber. Konkret wird das erst ermittelt, wenn der Beschluss steht. Fest eingeplant im neuen Tempo-30-Konzept sind die Untere Stadt, die Ortsdurchfahrt Poppenweiler und die Lechtstraße in Neckarweihingen. Geprüft werden soll außerdem eine Ausweitung auf die Ost-, die Leonberger- und die Asperger Straße und die Straßenzüge Marien-, Abel und Uhlandstraße sowie August-Bebel-, Kurfürsten- und Martin-Luther Straße. Gerhard Ressler vom Fachbereich Stadtplanung und Vermessung wies darauf hin, dass die Maßnahmen kontraproduktiv seien, wenn sie die Grüne Welle aushebelten.