27 Jahre lang hat der Nachtcafé-Talkmeister die Barockstadt den Fernsehzuschauern jeden Freitag ins Wohnzimmer gebracht. Zum Dank verabschiedet sich die Stadt von ihrem prominenten Gast mit einem Empfang – und schenkt einem Porzellanteller.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Für Wieland Backes ist Ludwigsburg die Stadt, die Dinge möglich macht. Hat sie ihm 1987 doch unkonventionell Obdach für ein neues Fernsehformat gewährt. „Wir haben uns schon in einer Mehrzweckhalle gesehen“, erinnert sich der 68-Jährige anlässlich seiner letzten Nachtcafé-Sendung, die am Freitag im SWR-Fernsehen ausgestrahlt wird. Es geschah das Unerwartete. „Kommen Sie einfach“, habe ihm der Fremdenverkehrsdirektor geantwortet. Und Backes ist mit dem „Nachtcafé“ als ewiger Untermieter ins Favoriteschloss eingezogen. Ob’s wirklich so war, sei dahingestellt. Sowohl Backes als auch Ludwigsburg tut diese Anekdote gut.

 

„Manche Fernsehzuschauer glauben, ich wohne im ersten Stock und komme einmal in der Woche runter, um ein bisschen zu schwätzen“, sagt der Mann, der die Stadt 27 Jahre lang jeden Freitag mit dem Satz „Ich begrüße Sie aus dem Favoriteschloss in Ludwigsburg“ ins Bewusstsein der Zuschauer gebracht hat.

Es menschelte ziemlich beim letzten Mal

706 Nachtcafé-Sendungen später ist damit nun Schluss. Am Mittwochabend ist der Fernsehunterhalter ausgezogen aus dem „wunderbaren Domizil“, wie er das sanierungsbedürftige Schlösschen nennt. Durch die Glastür, durch die er für jede Sendung das Studio betreten hat, ist er diesmal für immer hinausgegangen.

Wer wollte, konnte in seinem Gesicht dabei lesen, dass er gerührt war. Im Arm hatte er einen Strauß Rosen, die ihm die Mitglieder seiner Redaktion Stück um Stück nach viel Händedrücken und vielen innigen Umarmungen in den Arm gelegt hatten. Es menschelte ziemlich. Aber das ist ja auch das Backes’sche Markenzeichen schlechthin. Warum sollte es am Ende anders sein? Ja, heute sei er aufgeregt, hatte der Moderationsprofi vor dem Beginn der Aufzeichnung gestanden. Diesmal merkte man ihm das auch an.