Der größte Solarthermiepark in der Republik ist 8000 Quadratmeter groß. Eine ähnliche Anlage in Ludwigsburg soll 15000 Quadratmer groß werden. Aber die Zeit drängt: Bis 2020 muss „Solar-Heat-Grid“ fertig sein.

Ludwigsburg - Schon mit der ursprünglich avisierten Kollektorenfläche von 10 000 Quadratmetern wäre der geplanten Solarthermieanlage am Ludwigsburger Römerhügel der Spitzenplatz in Deutschland sicher gewesen – der bisher größte Park ist 8000 Quadratmeter groß. Doch nun sagt Bodo Skaletz: „Wir werden auf eine Fläche von 14 800 Quadratmetern kommen.“ Die Zeit sei zwar knapp bemessen, aber man sei voll im Plan, versichert der Chef der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB), die das Solar-Heat-Grid genannte Projekt umsetzen: Im Mai 2020 soll es fertig sein.

 

Eidechsen können überleben

Als im Frühjahr 2017 bekannt gegeben wurde, dass Ludwigsburg vom Bund 10,4 Millionen Euro bekommt, wenn die Stadt eine große Anlage zur Gewinnung von Wärme aus Sonnenenergie baut, war die Freude groß. Der einzige Wermutstropfen schien der Zeitplan zu sein: Die Anlage muss binnen drei Jahren Energie liefern. Die Gesamtkosten werden auf 13 Millionen Euro geschätzt.

Anfang 2018 gab es auch grünes Licht von den Umwelt-Gutachtern. Das heißt, sofern die Heat-Grid-Erbauer von der SWLB Rücksicht auf ein Habitat von Eidechsen nähmen – also eine kleine Verschiebung im Gelände vornehmen –, stehe einem Bau nichts mehr im Wege. Die Anlage wird sich deshalb nun auch auf Kornwestheimer Markung ausdehnen – mit einer Grundfläche von 7380 Quadratmetern.

Der vermeintliche Bombenfund kommt dazwischen

Aufregung gab es im Sommer 2018, als bekannt wurde, dass unmittelbar am Holzheizkraftwerk (HHKW) in der Weststadt ein 20 Meter hoher Turm gebaut werden soll – ein Wasserspeicher, der die neue Solarthermieanlage ergänzen wird. Anwohner befürchteten, ihre Wohnungen würden dadurch an Wert verlieren. „Wir haben Workshops mit den Anwohnern veranstaltet und erklärt, worum es geht“, sagt SWLB-Teamleiter Martin Klein, der mit dem Projekt betraut ist. Inzwischen gebe es ein Konzept, mit dem alle leben könnten.

Unter anderem werde der Turm zum Teil aufgeschüttet und begrünt, um die Anmutung einer Industrieanlage zu kaschieren. „Im Übrigen konnten wir die Bürger überzeugen, dass in dem Speicher nur Wasser sein wird“, sagt Skaletz. Es werden darin weder fossile Brennstoffe verbrannt noch Pumpen betrieben. Bei vorbereitenden Arbeiten für diesen Wasserspeicher kam es zum vermeintlichen Bombenfund.

Umstrittener Wasserspeicher

„Mit dem Wasserspeicher können wir die Effektivität des Holzheizkraftwerks erhöhen“, sagt der SWLB-Geschäftsführer. Ist genug Sonnenwärme da, kann das HHKW zurückgefahren werden, fehlt die Sonne, wird die Verbrennung gesteigert. Ein Überschuss werde gespeichert, wodurch man bis zu fünf Prozent einspare.

Vier Jahre Bauzeit für die Solaranlage wären ihm lieber gewesen als drei, sagt Klein. Denn kurz vor dem Endspurt zeige sich, dass die wesentlichen Arbeiten parallel umgesetzt werden müssen. Noch im Februar sollen die Bauanträge für den Kollektorenpark und den Wasserspeicher eingereicht werden. Idealerweise soll dann in beiden Fällen noch im Mai mit dem Bau begonnen werden. Seit Dezember wird bereits das Fernwärmenetz ausgebaut.

Viel weniger Kohlendioxid in der Luft

Dabei geht es auch darum, die drei letzten bestehenden SWLB-Netzteile, die noch mit fossilen Brennstoffen betrieben werden – meist Gas – mit dem Netz für den Solarwärme zu verbinden. Außerdem soll eine Verbindung zum Nordosten von Kornwestheim, wo die Firma Wüstenrot expandiert, hergestellt werden. „Mit der neuen Anlage werden wir pro Jahr 3700 Tonnen Kohlendioxid weniger produzieren“, sagt Skaletz. Schon jetzt beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien bei der Wärmeerzeugung der Stadtwerke 68 Prozent. Dank der neuen Solarthermieanlage wird sich deren Anteil um weitere sechs Prozent erhöhen.

Dass die Fläche für die Module von 10 000 auf fast 15 000 Quadratmeter gewachsen ist, hat mit dem Hersteller zu tun: Die dänische Firma Arcon Sunmark hat den Zuschlag bekommen. Statt Röhren- installiert sie Flachkollektoren, mit denen man die Fläche besser ausnutzen kann.