Seit Jahren wird um das Projekt gerungen, jetzt hat der Ludwigsburger Gemeinderat die Umgestaltung des Synagogenplatzes beschlossen. Unumstritten sind die Pläne noch immer nicht.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Fast exakt 75 Jahre nach der Zerstörung der Ludwigsburger Synagoge hat sich der Gemeinderat am Mittwochabend auf einen Umbauentwurf für den Synagogenplatz geeinigt. Das Votum darf, angesichts der jahrelangen Debatten über das Projekt, als Meilenstein gelten. Mit klarer Mehrheit folgten die Stadträte der Empfehlung der Verwaltung und votierten für die umstrittene Variante A, also die Platzgestaltung mit wenigen Bäumen am Rand und einer Kofferskulptur in der Mitte des Areals.

 

2014 soll mit der Umgestaltung begonnen werden, allerdings hat das Gremium den Baustart an die Voraussetzung geknüpft, dass bis dahin 60 000 Euro Spenden eingegangen sind. Stiftungen, Vereine und Bürger hätten bereits ihre Bereitschaft signalisiert, das Vorhaben zu unterstützen, sagt der Sozialbürgermeister Konrad Seigfried. „Ich gehe davon aus, dass das Geld schnell beisammen ist.“

Der Grundriss der Synagoge wird angehoben und beleuchtet

360 000 Euro kostet der Umbau, deutlich mehr als ursprünglich geschätzt. Zuletzt kreiste die öffentliche Diskussion indes weniger um Kosten und mehr um Bäume. Damit der Platz stärker als Gedenkstätte erkennbar wird, müssen zehn Kugelakazien weichen. Stattdessen werden Koffer aus Kunstharz installiert, die an die von den Nazis ermordeten jüdischen Bürger erinnern sollen. Ergänzt wird das Ensemble durch eine Infostele. Außerdem wird der sichtbare Grundriss der bei dem Pogrom am 10. November 1938 in Brand gesetzten Synagoge angehoben und nachts beleuchtet. Auf diese Planung hatte sich der Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz verständigt. Das Problem: lediglich am Rand des Platzes bleiben einige Bäume übrig, was in zahlreichen Leserbriefen scharf kritisiert wurde. Einzelne Bürger haben sich auch direkt bei den Fraktionen beschwert – genutzt hat es nichts.

Sogar die Grünen stellten sich in der Gemeinderatssitzung mehrheitlich hinter den Entwurf. Der Synagogenplatz müsse „nicht schön und nicht heimelig“, sondern als Wunde erkennbar sein, sagte die Stadträtin Edith Haberzeth-Grau. Die anderen Fraktionen argumentierten ähnlich, zumal die Verwaltung mehrfach erklärt hat, dass die vorhandenen Bäume kaum lebensfähig seien. Der Platz wurde letztmals vor 25 Jahren saniert und ist marode, das Regenwasser kann nicht ablaufen – mit Folgen für die Akazien. „Wir wissen, dass sie schwer geschädigt sind“, sagt Seigfried, der sichtlich verärgert ist angesichts der jüngsten Kritik. Jeder habe jederzeit die Chance gehabt, so der Bürgermeister, seine Kritik in dem langen öffentlichen Prozess der Meinungsbildung einzubringen. „Ich bin erstaunt, mit welcher Hybris manche jetzt plötzlich eine Lösung bekämpfen, die viele Menschen gemeinsam entwickelt haben.“

Der Umbau wird deutlich teurer als erwartet

Nur kurz wurde in der Sitzung über die Kosten gestritten. Für die Erneuerung der Platzfläche werden 135 000 Euro fällig, für die Ausstattung 95 000 Euro, für die Beleuchtung 50 000. Das Versetzung der Bäume kostet knapp 35 000 und die Planung 45 000Euro: insgesamt also 360 000 Euro. Obwohl die Verwaltung betont, dass ein erheblicher Teil dieses Betrags auf die sowieso fällige Sanierung des Platzes zurückzuführen ist, stimmten vier Stadträte gegen den Beschluss. „Bei der Umgestaltung ist von Sparwillen nichts zu spüren“, sagte etwa der CDU-Stadtrat Roland Kromer und nannte den Entwurf „überzogen“.

In die entgegengesetzte Richtung argumentierte die SPD. Es sei nicht nachvollziehbar, dass ausgerechnet bei diesem Vorhaben der Baubeginn an Drittmittel gekoppelt werde, kritisierte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Margit Liepins. „Das haben wir nie vorher so gemacht.“ Der Antrag, diese Kopplung aufzuheben, fand jedoch nur die Zustimmung der Grünen und somit keine Mehrheit im Gremium.