Personalmangel und gesellschaftliche Veränderungen machen diesen Schritt notwendig: Die etwa 20 000 Gläubigen verschlanken ihre Verwaltung und machen aus zwei Seelsorgeeinheiten mit sechs Gemeinden die Katholische Kirche Ludwigsburg.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Die katholische Kirche in Ludwigsburg will in der Stadt Profil zeigen. Mit dem Bezug des Hauses der Katholischen Kirche am Marktplatz hat sie jüngst als Gesamtkirchengemeinde bereits einen ersten – optisch wahrnehmbaren – Schritt getan. Am Freitag in zwei Wochen wird ein weiterer folgen. Dann werden die Vorsitzenden der sechs katholischen Kirchengemeinden und der ihnen angegliederten vier muttersprachlichen Gemeinden eine wichtige Unterschrift leisten. Mit ihrer Signatur werden sie am 19. September den Zusammenschluss der Seelsorgeeinheit Ludwigsburg-Mitte-Ost und Ludwigsburg West zur größeren Einheit mit Namen Katholische Kirche Ludwigsburg besiegeln.

 

Es wird kein Personal abgebaut

Damit verschlanken die 20 000 katholischen Gläubigen, die auf Ludwigsburger Gemarkung leben, ihre Verwaltung. Eine Ausnahme bildet Poppenweiler, das zu Remseck gehört. Die Pläne für eine Neustrukturierung wurden aktuell durch den Abschied Pfarrer Roland Knäblers von der Innenstadtgemeinde Zur Heiligen Dreieinigkeit und der Hohenecker Gemeinde St. Josef. Er leitete die Seelsorgeeinheit West.

Der leitende Pfarrer des neuen Zusammenschlusses und des Pastoralteams wird Sven Salwiczek (38) sein. Er ist seit sechs Jahren Pfarrer in der Kirchengemeinde St. Johann, bisheriger Leiter der Seelsorgeeinheit Ost und Vorsitzender der Gesamtkirchengemeinde Ludwigsburg. Sein Büro wird weiter in seiner Weststadtgemeinde sein. „Die Eigenständigkeit der Gemeinden bleibt bestehen“, versichert er. Auch das Pastoralteam, das bisher für die sechs Kirchengemeinden zuständig ist, wird seine Arbeit weiter tun. Die Stelle eines Pastoralvikars ist momentan ausgeschrieben.

Schon jetzt geschieht viel auf Gesamtkirchengemeindeebene

„Wir reduzieren kein Personal“, sagt Paul Hildebrand, der bei der Diözese Rottenburg für das pastorale Personal zuständig ist. „Wir vereinfachen die Verwaltung, bauen eine Verwaltungsebene ab. Das ist keine Fusion. Wir wollen keine XXL-Gemeinde. Wir wollen die kleinen Einheiten erhalten, sonst verlieren die Menschen den Kontakt“, erklärt Hildebrand die Intention Rottenburgs. „Gottesdienste und Seniorenarbeit wird es weiter vor Ort geben“, sagt auch Salwiczek. Die Jugendkirche oder einen Kinderchor hingegen könne eine einzelne Gemeinde nicht stemmen. Die Gesamtkirchengemeinde ist schon jetzt Trägerin von 13 Kindertageseinrichtungen, des ambulanten Pflegedienstes „Wilhelminenpflege“, der Nachbarschaftshilfe und anderer sozialer Einrichtungen.

„Der Zusammenschluss trifft die einzelnen Kirchengemeinden nicht wesentlich“, betont auch Daniel Noa, der neben Salwiczek zweiter Vorsitzende der Gesamtkirchengemeinde ist. „Die Gemeinden bleiben erhalten. Ich sehe das eher als Chance“, sagt Noa mit Blick auf den Verwaltungsaufwand. Die Konzentration sei sinnvoll. „Wir haben schon immer darauf geachtet, unsere Aufgaben ökonomisch zu erfüllen.“

Esslinger war der Vorreiter in der Diözese

Nach Esslingen, wo sich die katholischen Kirchengemeinden vor fünf Jahren zu einer großen Seelsorgeeinheit zusammengeschlossen haben, hätten sich die Ludwigsburger als zweite Verwaltungseinheit in der Diözese Rottenburg zu diesem Schritt entschlossen, sagt Hildebrand. Das sei immer dann sinnvoll, wenn politische und kirchliche Gemeindegrenzen identisch seien. Dann sei auch klar, wer Ansprechpartner in der Öffentlichkeit sei. Salwiczek, Noa und Hildebrand sind sich einig: Nur so kann die Kirche Profil zeigen.