Eine Bürgerinitiative aus dem Ludwigsburger Teilort Oßweil macht mobil. Sie fordert den Bau einer neuen Straße, um endlich vom Durchgangsverkehr entlastet zu werden. Die Planer befürchten, eine neue Fahrbahn zerschneide die Wohngebiete.

Ludwigsburg - Die Waiblinger Straße gibt es eigentlich gar nicht in Ludwigsburg. Dafür, dass sie nicht vorhanden ist, spielt sie allerdings eine enorme Rolle. Auf den alten Stadtplänen gab es nur einen Feldweg dieses Namens, als Straße jedoch existiert sie in den Köpfen vieler Bewohner von Oßweil und der Oststadt seit Jahrzehnten. Während sich die Älteren darunter am liebsten eine Hauptverkehrsader vorstellen, wehren die jüngsten Befürworter ab: „Wir wollen keine vierspurige Autobahn, wir wollen eine verkehrsberuhigte Straße“, sagt Anja Just, die gemeinsam mit Christina Skina und Ingo Knesch die Initiative Pro Waiblinger Straße ins Leben gerufen hat.

 

Verlängerung für Comburgstraße

Der Zeitpunkt sei günstig, glauben die Aktivisten. Da sich die Pläne für den Sportpark Ost entlang der Fuchshofstraße konkretisierten, müsse auch für einen zusätzlichen Verkehrsabfluss gesorgt werden. „Es soll am Sportpark ja auch ein neues Wohngebiet dazu kommen“, sagt Just. Den zusätzlichen Verkehr könne man nicht auch noch den geplagten Oßweilern aufladen.

Die Initiative, die seit dem Frühjahr auch Unterschriften für ihr Anliegen sammelt, hat errechnet, dass sich die Zahl der Bewohner im Teilort seit den sechziger Jahren verdoppelt hat: wurden 1960 noch 5500 Einwohner gezählt, waren es im laufenden Jahr 11 500. „Aber seither ist keine weitere Straße hinzugekommen“, sagt Anja Just. Die Waiblinger Straße als Verlängerung der Comburgstraße könnte helfen, den Verkehr schneller auf übergeordnete Straßen zu leiten. Bisher sind die meisten Autofahrer – unter anderem auch aus dem Wohnquartier Hartenecker Höhe – gezwungen, durch Oßweiler Straßen zu fahren. Vor allem die Friesenstraße sei im Berufsverkehr überlastet, beklagt die Initiative Pro Waiblinger Straße.

Der Oßweiler CDU-Stadtrat Thomas Lutz hat kürzlich das Dilemma der Stadtverwaltung auf den Punkt gebracht: Niemand rede gern über den Bau von neuen Straßen in der Nähe von Wohngebieten. Auch als zu Jahresbeginn die Ergebnisse eines architektonischen Ideen-Wettbewerbs für das Areal zwischen Fuchshof- und Bebenhäuser Straße sowie Berliner Platz und der sogenannten Waiblinger Straße vorgestellt wurden, packte man das Thema Verkehr nur mit spitzen Fingern an.

Diskussion im Bauausschuss

Viel lieber als über die Verkehrswege stritten die Stadträte über die Geschosshöhe der künftigen Gebäude. Mittlerweile ist die Bürgerinitiative bei den verschiedenen Gemeinderatsfraktionen vorstellig geworden, um auf die Probleme hinzuweisen. Bereits vor Beginn der Sommerferien hatten sie im Rathaus einen ersten Stapel mit 686 Unterschriften für den Bau einer Waiblinger Straße überreicht. „Das sind inzwischen schon wieder deutlich mehr geworden“ , sagt Anja Just, „wir sammeln weitere Unterschriften.“

Auch Baubürgermeister Michael Ilk spricht von einem „berechtigten Anliegen“ der Bewohner von Oßweil und der Oststadt. Die Stadtverwaltung habe sich keineswegs schon festgelegt, die starke verkehrliche Belastung sei durchaus bekannt. Das eigentliche Problem mit der Waiblinger Straße aber sei „ihre trennende Wirkung“. Werde der Feldweg zur Straße, zerschneide er die Wohngebiete. „Und wir wollen ja nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.“ Noch vor Ende Oktober werde der Bauausschuss erneut über den Sportpark Ost beraten – und dann werde es auch um die Waiblinger Straße gehen.