Im Kampf gegen Verkehrsstaus und Luftschadstoffe hat Ludwigsburg viel Zeit verloren. Jetzt soll mit Tempo eine Trasse vorangetrieben werden, dank der das Busfahren in der Stadt deutlich attraktiver werden soll.

Ludwigsburg - In manchen Planskizzen der Stadt taucht noch immer die Buchstabenkombination BRT auf – also das Kürzel für Bus, Rapid, Transit, womit Schnellbusse nach französischem Vorbild gemeint sind –, doch davon soll in Ludwigsburg nicht mehr die Rede sein. Der neue Oberbürgermeister Matthias Knecht hat dieses immer wieder sehr kontrovers diskutierte Steckenpferd seines Vorgängers für erledigt erklärt. Schnelle Busverbindungen in West-Ost-Richtung durch die Stadt soll es aber dennoch geben – und wenn möglich sollen von diesen Trassen auch die Radler profitieren. Der Gemeinderat hat jetzt grünes Licht für konkrete Planungen gegeben.

 

Die Trassenplanung verdankt sich jedenfalls dem einstigen Konzept von Werner Spec, der statt einer Stadtbahn gleislose Busse (BRT) durch Ludwigsburg schicken wollte. „Die vorgesehenen Trassen sind fast gleich geblieben“, sagt Bürgermeister Michael Ilk. „Aber das Konzept hat jetzt einen etwas anderen Charakter.“ Mit dem OB-Wechsel im Sommer 2019 sei auch der Weg frei geworden für einen neuen Anlauf mit neuen Vorzeichen: „Wir wollen eine effizientere Busbeschleunigung, damit der Öffentliche Personennahverkehr schneller von West nach Ost fahren kann“, sagt Ilk.

Wie die Busse schneller machen?

Die Lösung heißt: Beschleunigungsspur für Busse. In einzelnen Streckenabschnitten verspreche man sich eine Zeitersparnis von bis zu anderthalb Minuten. Damit lasse sich der in der Innenstadt angepeilte ÖPNV-Takt von zehn Minuten auf jeden Fall auch realisieren, sagt Ilk. Die Krux sei, dass sich Trassen für normal lange Busse leichter realisieren ließen als welche für extralange Bahnen, wie sie ursprünglich für Ludwigsburg geplant wurden. Außerdem sind die Busbetriebe damit flexibler. „Die Leute sagen uns immer wieder, den Fahrplan könnt ihr euch sparen“, sagt Ilk. Sobald ein Zehn-Minuten-Takt funktioniere, sei das Schlimmste, was einem Fahrgast passieren könne, dass er neun Minuten warten müsse, bis der nächste Bus kommt. „Die Bürger wünschen sich einen ÖPNV mit Komfort.“ Mehr Fahrten bedeuteten höhere Attraktivität. Darum laute das Motto: Lieber ein normal langer Bus, der alle zehn Minuten fährt, als ein langer, der alle 20 Minuten vorbeikommt.

Auch die Radfahrer sollen profitieren. Wenn man schon solche Spuren anlege, so die Stadtverwaltung, könne man auch den Bikern Angebote machen. Das werde nicht auf allen Streckenabschnitten möglich sein, sagt Ilk. „Aber da, wo es geht, werden wir es mit aufnehmen.“

Warum sagen die Grünen nein?

Die Gemeinderatsfraktionen von CDU. Freien Wählern, SPD und FDP stehen hinter diesem Konzept. Sie stimmten in der letzten Sitzung vor der Sommerpause für die Vergabe von Planungen für einen schnelleren ÖPNV. Ausgerechnet die Grünen allerdings stimmten dagegen. Ihre Ablehnung begründeten sie mit den hohen Kosten. Allein für die Vorplanungen wird Ludwigsburg voraussichtlich 2,5 Millionen Euro aufbringen müssen. „Damit verschleudern wir Geld“, sagte Grünen-Stadträtin Christine Knoß. „Wir sollten stattdessen drängende Probleme angehen.“ Ihre Befürchtung: Die Planungen könnten schon bald wieder veraltet sein. Ähnlich wie die für vier Radrouten aus dem Jahr 2014, von denen drei wieder in der Schublade verschwunden sind. Im übrigen sind die Grünen immer noch misstrauisch: Sie mutmaßen, die Verwaltung hänge auch weiterhin der Idee an, mit diesen Trassen die Planungen des Kreises für eine Stadtbahn aushebeln zu können.

Wann soll der Trassenbau beginnen?

Die Stadt hält dagegen – mit Tempo. Geplant ist, dem Gemeinderat schon gleich nach der Sommerpause erste konkrete Ergebnisse der Planer vorzulegen. „Wir könnten dann schon im nächsten Jahr in die Vorplanung mit Bürgerbeteiligung gehen“, sagt Ilk. Und mit der Realisierung erster Teilabschnitte könne bereits 2022 begonnen werden. Was ihn so zuversichtlich stimmt, sind Gespräche, die die Verwaltung bereits mit den diversen Fachbüros geführt hat. Deswegen wisse man schon, wo welche Hürden gemeistert werden müssten. Außerdem seien die planenden Büros angehalten, stets die Pläne für eine Stadtbahn mit zu bedenken. Das große Projekt des Kreises werde sogar davon profitieren: „Es ist mit Synergieeffekten für die Stadtbahn zu rechnen“, sagt Ilk.

In welchen Etappen wird geplant?

Die gesamte Strecke für die Bus-Rad-Trasse, die in der Ludwigsburger Weststadt beginnen und in Remseck enden soll, wurde von den Planern in fünf Einzelabschnitte – sogenannte Lose – aufgeteilt. Für jedes dieser Lose wird eine eigene Planungsfirma verpflichtet. Die größten Herausforderungen dürfte es naturgemäß in der Innenstadt geben, die wenigsten auf der Landstraße nach Remseck. Zu den Knackpunkten gehören zum Beispiel ein notwendiger Umbau der Hofer- sowie der Mörikestraße, die Anpassung der Fahrspuren am Arsenalplatz und am Rathaus, ein Umbau an der Kreuzung Neckarstraße und Alter Oßweiler Weg oder der Ausbau der Fuchshofstraße in der Oststadt, wo auch eine Busschleuse entstehen soll.