Mit einer Parkbank als Rammbock sind Einbrecher am Dienstag in ein Juweliergeschäft eingedrungen. Ihre Beute: Brillantschmuck und Markenuhren.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Ludwigsburg - Nur 50 Sekunden haben zwei Einbrecher am Dienstag gebraucht, um die wertvollsten Schmuckstücke aus einem Ludwigsburger Juweliergeschäft zu stehlen. Profis scheinen in der Kirchstraße am Werk gewesen zu sein, berichtet die Ludwigsburger Polizeidirektion: Mit einem am Wochenende in Stuttgart gestohlenen, weinroten Audi sind die Täter um 3.38 Uhr gegen die Eingangstüre des Juweliers Sandkühler gefahren und drückten mit einer Parkbank als Rammbock die Türe auf. Das Glas der Türe und der Schaufenster ging dabei nicht zu Bruch.

 

Im Geschäft hinterließen die Täter nach ihrem Blitzeinbruch jedoch viele Scherben: Einer zerschlug die Vitrinen, der andere räumte das Schaufenster aus. Brillantschmuck und hochwertige Markenuhren ließen sie mitgehen. „Sie haben sich nur die Rosinen herausgepickt“, sagt der Polizeisprecher Peter Wiedenhorn. Der Wert der Beute steht noch nicht genau fest, er liegt bei mehreren Zehntausend Euro. Sogar auf der Straße vor dem Geschäft fand die Polizei Schmuckstücke, die die Täter bei ihrer flucht offenbar fallen gelassen hatten.

Autonummer aus dem Schweizer Kanton Thurgau

Nach weniger als einer Minute verschwanden die Männer. Sie ließen das Einbruchsfahrzeug zurück und fuhren mit einem silberfarbenen Audi, der ein Kennzeichen des Schweizer Kantons Thurgau hatte, also TG, und einem dunklen Mercedes davon. Während der Tat trugen die Einbrecher graue Strickmützen und dunkle Kleider, einer hatte zudem eine dunkle Basecap auf dem Kopf. Sie hatten große, dunkle Taschen dabei, in der sie die Beute verstauten. Die Überwachungskamera im Geschäft filmte die Tat. Bei der Polizei haben sich bereits Zeugen mit Hinweisen gemeldet, eine „heiße Spur“ sei aber nicht darunter gewesen , sagt Peter Wiedenhorn.

Für den Juwelier Sandkühler ist es der erste Einbruch. Weder im Stammhaus in Stuttgart noch in den Filialen in Esslingen und Heilbronn sei bisher etwas passiert, sagt Lena Sandkühler, die Geschäftsinhaberin. „Aber wir sind froh, dass die Täter nachts gekommen sind und nicht tagsüber.“ Sie geht davon aus, dass es sich bei den Tätern um eine professionellen Bande handelt. Ihr Laden sei wie in der Branche üblich gesichert, unter anderem mit Panzerglas. „Nun müssen wir schauen, was es noch für Möglichkeiten gibt.“

Erst im vergangenen Mai gleiches Schema in Stuttgart

Mehr als 40 Blitzeinbrüche hat es in den vergangenen zehn Jahren im Raum Stuttgart gegeben. Zuletzt ist im Mai der Stuttgarter Juwelier von Hofen um Luxusuhren und Schmuck im Wert von mehreren Hunderttausend Euro gebracht worden. Die Täter hatten das Standrohr eines Verkehrszeichens als Rammbock gegen die Eingangstüre verwendet. In der Nacht zum Montag gab es in Stuttgart zudem einen versuchten Blitzeinbruch, die Täter wurden aber von der Müllabfuhr gestört. Die Polizei untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen den Taten besteht.

Im Kreis Ludwigsburg hat sich ein ähnliches Delikt im August 2011 in Sachsenheim ereignet: Nicht mit einem Auto zwar, aber mit Schlagwerkzeugen hatten die Täter damals die Sicherheitsglasscheibe eines Juweliers in der Bahnhofstraße in Großsachsenheim eingeschlagen und Schmuck im Wert von 20 000 Euro entwendet. In Ludwigsburg ist auch der Juwelier Hunke drei Mal Opfer von Blitzeinbrechern geworden: 2004 und 2005 rammten die jeweils gleichen Täter mit einem Auto das Geschäft, sie wurden gefasst. 2006 stahlen Einbrecher zunächst einen Bagger in der Fußgängerzone und verschafften sich damit dann Zugang in das Juweliergeschäft.