Die Reha-Klinik in Ludwigsburg soll geschlossen werden. Die Senioren sind empört – und auch die Stadtverwaltung zeigt sich besorgt.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die Klinikgesellschaft Ludwigsburg-Bietigheim will die hochdefizitäre Klinik für geriatrische Rehabilitation in Ludwigsburg schließen. Teile der Klinik sollen mittelfristig in ein noch zu bauendes Zentrum für Altersmedizin in Marbach integriert werden, der Rehasektor wird voraussichtlich völlig wegfallen. Der Stadtseniorenrat übt massive Kritik an den Plänen. Auch die Verwaltungsspitze im Rathaus äußert sich skeptisch und fürchtet, dass sich die medizinische Versorgung älterer Menschen in Ludwigsburg verschlechtern werde. Eine endgültige Entscheidung sei nicht gefallen, sagt Andrea Grebe, die medizinische Geschäftsführerin der Klinikgesellschaft. „Das Thema wird in der nächsten Aufsichtsratssitzung diskutiert.“

 

Dass die Gesellschaft von den Plänen abrückt, darf als unwahrscheinlich gelten. 400 000 Euro Verlust produzierte die Rehaklinik an der Alt-Württemberg-Allee zuletzt jährlich, obwohl das Haus mit 640 Patienten pro Jahr zu hundert Prozent ausgelastet ist. „Die Arbeit, die dort geleistet wird, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagt Grebe. „Aber die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen sind nicht so, dass die Klinik auskömmlich betrieben werden kann.“

Die Klinik hat einen guten Ruf, produziert aber Verlust

Aufgabe der Rehaklinik ist es, Patienten, etwa nach einem Schlaganfall oder einer Hüftoperation, wieder fit zu machen. Die Klinik hat einen guten Ruf. Das 38-Betten-Haus beschäftigt 50 Pfleger und Ärzte, darunter Ergo- und Physiotherapeuten oder Logopäden – sie alle sollen künftig in Marbach arbeiten. Die Mitarbeiter wurden unlängst über das Konzept informiert. „Wir wollen mit diesem Thema so transparent wie möglich umgehen“, sagt Grebe.

Das wird den Stadtseniorenrat nicht besänftigen. Anfang der 90er Jahre wurde die Klinik eröffnet. „Damals“, sagt die Seniorenratsvorsitzende Elisabeth-Charlotte Rotsch, „waren wir begeistert, und jetzt sind wir empört“. Die Einrichtung sei „segensreich“ für Senioren in Ludwigsburg. Wenn die Klinikgesellschaft ihre Pläne wahr mache, sei dies ein herber Verlust. „Wer künftig eine längere Reha benötigt, muss die Behandlung weit weg machen und wird aus seinem sozialen Umfeld herausgerissen“, klagt Rotsch.

Vergleichbare und teils deutlich größere Rehazentren befinden sich in Stuttgart, Mühlacker oder Bad Rappenau. In Marbach soll zwar ein Zentrum für Altersmedizin aufgebaut werden, aber dort wird die sogenannte Akut-Reha im Mittelpunkt stehen – mit einer Behandlungsdauer von maximal 20 Tagen. Die Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim hoffen, auf diesem Weg das Defizit zumindest zu senken. „Wir sind nicht so blauäugig, dass wir mit Gewinnen rechnen“, sagt Grebe. „Aber doch mit einer Verbesserung.“

Der Stadtseniorenrat ist empört über die Pläne

Denkbar ist, dass die Rehaklinik in Ludwigsburg schon Ende 2012 geschlossen wird, falls die Klinikgesellschaft einen Käufer für die Immobilie findet. Der Stadtseniorenrat will alles dafür tun, dass es so weit nicht kommt. „Wir werden kämpfen“, sagt Rotsch und fordert die Ludwigsburger Stadtverwaltung auf, sich für den Verbleib der Klinik einzusetzen. „Es wäre eine Schande, wenn es nicht gelingt, hier etwas für ältere Menschen zu tun.“

Der Verwaltung indes sind die Hände gebunden, denn sie ist nicht an der Klinikgesellschaft beteiligt. „Auf diese Entscheidung haben wir keinen Einfluss“, sagt der Sozialbürgermeister Konrad Seigfried. „Aber wir würden das Aus für die Rehaklinik sehr bedauern.“ Unzweifelhaft sei damit eine Verschlechterung der medizinischen Versorgungslage verbunden. „Das ist unsere Position – und die werden wir auch deutlich machen.“

Nur in einem Punkt hat die Stadt Einfluss: beim Verkauf der frei werdenden Flächen in dem Gebäude an der Alt-Württemberg-Allee. Offenbar hat die Kleeblatt-Gruppe Interesse signalisiert, weil sie ihr dortiges Pflegeheim vergrößern will. Mit Blick auf drohende Überkapazitäten bei Pflegebetten in Ludwigsburg äußert sich der Sozialbürgermeister skeptisch: „Wir sollten nichts tun, was diese angespannte Situation noch verschärft.“