Zum 25. Geburtstag holt sich das Ensemble der Ludwigsburger Theatersommers Inspiration aus der eigenen Vergangenheit, gewährt Einblicke in das Archiv und lädt zu einer Zeitreisen-Revue ein.

Ludwigsburg - Schwer vorstellbar, dass das Team des Ludwigsburger Theatersommers ursprünglich im Keller der ehemaligen Clussbrauerei spielen wollte. Aber das Gewölbe taugte nicht für Bühne und Zuschauer. Zum Glück, meinen die Regisseure und Schauspieler heute. Denn erst bei der weiteren Suche sind sie auf den Garten hinter der Brauerei gestoßen. „Uns war sofort klar, dass das ein magischer Ort ist“, sagt der Intendant Peter Kratz. „Natürlich hätte auch alles nach ein bis zwei Spielzeiten schon wieder vorbei sein können. Dass es weiterging, verdanken wir dem Zuspruch des Publikums.“ In diesem Jahr wird Jubiläum gefeiert: der Theatersommer ist ein Vierteljahrhundert alt.

 

Szenische Zeitreise

Darum wird unter dem Motto „Past now future“ die Vergangenheit aufgegriffen und leicht bearbeitet in die Gegenwart geholt. Als Zeitmaschine dient zum Beispiel John von Düffels Trilogie des veränderten Lebens, das Stück „Alle 16 Jahre im Sommer“. Der erste Akt spielt im Jahr 1974 – also sogar noch vor der Gründung des Theatersommers. Im weiteren Verlauf wird der Bogen bis 2006 gespannt. Der Truppe bietet das reichlich Gelegenheit, den Fundus an Kleidern und Bühnenbildern zu plündern, um die Epochen zu bebildern, die sie fast alle selbst schauspielernd durchlaufen hat (Premiere ist am 10. Juni).

Selbstzitate aus der Ensemble-Geschichte werden in der Revue „Ball Paradiso“ gebündelt. Die künstlerischen Leiter Christiane Wolff und Peter Kratz sprechen von einer „opulenten Bühnenzeitreise mit Höhepunkten aus 25 Jahren Theatersommer“. Die Reise beginnt mit „Ödipus“ in der Antike, macht Station bei Shakespeare, Schiller und Kleist, um dann mit voller Kraft das 20. Jahrhundert zu durchdringen. „Es ist schon enorm, was da in 25 Jahren zusammengekommen ist“, sagt Lena Fritschle, die seit Herbst als Dramaturgin im Team mitarbeitet. (Premiere: 8. Juli)

Ein besonders ambitioniertes Stück ist eine Bühnenadaption des Romans „Die Wand“ von Marlen Haushofer. Für Christiane Wolff ist der Frauenbuchklassiker eine Robinsonade: „Es geht um Gedanken und Gefühle in einer Welt ohne Ablenkung.“ Da sei es kaum von Belang, dass der Mensch im Zentrum weiblich sei. Sie habe vor allem die Spannung dieses halbwilden Lebens darstellen wollen, sagt Wolff. Premiere hat das Monologstück am 15. Juni.

Lyrik und Livemusik

Im Garten hat sich einiges verändert. Unter anderem gibt es nun eine kleine, „Rondell“ genannte Nebenbühne, auf der „Garten von Godot“ – eine 2014 erstmals gespielte Collage mit Beckett-Szenen – aufgeführt wird. Eine erste Vorstellung gibt es schon am 29. Mai, also noch vor Beginn der eigentlichen Saison – als Pre-opening, wie Peter Kratz sagt. Weitere Wiederaufnahmen sind „Harold and Maude“, das Kinderstück „Ronja Räubertochter“ und „Sommer-Nachts-Träume“. Dank eines Jubiläums-Zuschusses der Baden-Württemberg-Stiftung über 20 000 Euro wird es ein Sonderprogramm mit Gesprächen sowie drei Abenden mit Lyrik und Livemusik geben.