Die lärmgeplagten Ludwigsburger müssen weiter auf bessere Zeiten hoffen: die Stadträte haben sich lang um das Prozedere gestritten und erneut nichts beschlossen.

Ludwigsburg - In Städten wie Marbach oder Asperg ist der Lärmaktionsplan gerade ausgelegt worden, in Ludwigsburg wird es wohl noch dauern. Seit Jahren werden immer wieder neue Maßnahmen in den Katalog zur Minderung der krankmachenden Emissionen aufgenommen – aber nichts beschlossen. Jetzt hat der Bauausschuss erneut darüber beraten – und den Startschuss für die Umsetzung erneut vertagt.

 

Tempo 30 als Trostpflaster

Quer durch alle Fraktionen herrschte Einigkeit darüber, dass dieses Thema enorm wichtig sei. Nicht ohne jedoch völlig gegensätzliche Schlüsse daraus zu ziehen: So fanden etwa die Grünen, die Freidemokraten und die Freien Wähler die Aktionen so wichtig, dass sie zumindest ein Teilpaket davon sofort beschließen wollten. Die CDU wollte das aber partout nicht – ein solcher Schnellschuss sei der Bedeutung des Themas nicht angemessen.

Tatsächlich hatte die Verwaltung den Räten ihre Vorschlagsliste mit der Maßgabe unterbreitet, dass sie nur Beratungsgrundlage sei. Doch dann war Markus Gericke (Grüne) vorgeprescht. Er forderte die rasche Anordnung von Tempo 30 für die Neckarstraße zwischen Schlösslesfeld und Schorndorfer Straße, in der Unteren Stadt auf der Ortsdurchfahrt in Poppenweiler sowie in der Neckarweihinger Lechtstraße.

Auf diesen Minimalkonsens hätten sich auch die Freien Wähler und die FDP eingelassen, doch dann stellte sich die CDU quer: Reinhold Noz, Thomas Lutz und Ralf Siegmund drohten damit, den Saal zu verlassen, wenn das zur Abstimmung komme. Das sei gegen die Vereinbarung. Aus Angst vor einem verfälschten Ergebnis wollten sich nun auch die Ferien Wähler und die Liberalen der Stimme enthalten. Schließlich wurde der Beschluss vertagt.

Die Einführung von Tempo 30 könne etwas Linderung für die lärmgeplagten Anwohner bringen, hatte zuvor Gerhard Ressler vom Amt für Stadtplanung und Vermessung erklärt. Außer in den bereits genannten Straßen könnte die Geschwindigkeit auch in der Ost-, der Leonberger- und Asperger Straße sowie in den Straßenzügen Marien-, Abel und Uhlandstraße und August-Bebel-, Kurfürsten- und Martin-Luther-Straße gedrosselt werden. Die Stadt soll prüfen, ob es hier sinnvoll ist.

„Gedankenvoll und tatenarm“

Als weitere Maßnahmen stehen der Einsatz von lärmoptimiertem Asphalt, wo möglich ein Durchfahrverbot für Lastwagen sowie die Tempobeschränkung außerorts – etwa auf der Autobahn zwischen den Anschlussstellen Ludwigsburg-Nord und -Süd – auf de Liste. Wenn es gut begründet sei, bestehe die Chance, auf der A 81 das Tempo auf 100 Stundenkilometer zu begrenzen, sagte Ressler. Zumindest solange es dort noch nicht den vom Regierungspräsidium zugesagten Flüsterasphalt gebe.

Selbst wenn alle beabsichtigen Maßnahmen griffen, könne er aber nur in Teilbereichen Entwarnung geben, sagt der Aktionsplan-Experte. Mit einem flächendeckenden Effekt sei nicht zu rechnen. Wenn schon nicht das ganz Große erreichbar sei, so möchten sie doch wenigstens Teilerfolge sehen, meinte das Gros der Räte. „Wir haben jetzt lange genug Prüfaufträge vergeben“, sagte Elga Burkhardt (Lubu) und zitierte Friedrich Hölderlin: „Die Deutschen sind gedankenvoll und tatenarm.“