Der plastische Chirurg Philip Zeplin ist neuer Chefarzt an der Schlosspark-Klinik. Gleichzeitig forscht er an der Uniklinik Leipzig weiter daran, wie vor allem bei Brustimplantaten die Abstoßungsreaktion verhindert werden kann.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Wenn von Silikonimplantaten die Rede ist, denken die Menschen je nach aktueller Nachrichtenlage entweder an Angelina Jolie oder an Pfusch mit Implantaten. Erstere ließ sich, um einer Krebserkrankung vorzubeugen, die Brüste entfernen und medizinisch wieder aufbauen. Letztere sind Grund für juristische Auseinandersetzungen, weil tausende Frauen zur Zeit an den gesundheitlichen Folgen schlechter Implantate leiden. All das geht auch Philip Zeplin durch den Kopf, wenn er das Wort Brustimplantat hört. Das ist schließlich sein Metier als neuer Chefarzt in der privaten Schlosspark-Klinik in Ludwigsburg. Bei Zeplin sitzen nicht die Kassenpatienten.

 

Von Lifestyle-Operation, wie sie jetzt für den Intimbereich zur Luststeigerung propagiert werden, hält er ebenso wenig wie von der beliebigen Optimierung des menschlichen Körpers. Trotzdem hat er seinen Arbeitsplatz in der Uniklinik Leipzig gegen seine neue Aufgabe eingetauscht. Beinahe jedenfalls. Schnell ergänzt er: „Ich werde ein- bis zweimal im Vierteljahr in Leipzig sein“. Denn ihn lässt der Begriff Silikon vor allem an die Gartenkreuzspinne denken. Das Tier ist für ihn der Schlüssel in eine neue medizinische Dimension. Und das hat sehr wohl mit seiner momentanen Aufgabe zu tun. Der Einsatz des Spinnensekrets könnte die auch bei hochwertigen Silikonimplantaten nach zirka 15 Jahren einsetzende Abstoßungsreaktion verhindern oder zumindest minimieren.

Silikon ist das Material des Ästhetischen Chirurgen

Aber der Reihe nach: Zeplin ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Sein Arbeitsmaterial ist das Silikon. Der 39-Jährige könnte nun zur Illustration einfach hinter seinen Schreibtisch langen und unterschiedlich große Implantate aus dem Regal holen. Er greift aber lieber in eine Schublade mit einem kleinen Fläschchen, aus dem er ein durchsichtiges Gel drückt. Und da ist er auch schon bei der Gartenkreuzspinne. Das Material auf seiner Fingerkuppe ist der synthetische Nachbau des Spinnenfadens. Synthetisch, weil die Spinne die notwendigen Mengen nicht produzieren kann. Eine Münchner Firma macht das an ihrer Stelle.

Doch ob natürlich oder künstlich, das Gel ist der Stoff, auf den Zeplin und andere Mediziner in Hannover und Bayreuth große Hoffnungen setzen. Sollte die gerade laufende Tierversuchsphase für dieses Material an der Universitätsklinik Leipzig erfolgreich sein, wäre die Medizin das Problem des Abstoßens von Implantaten los. Vereinfacht gesagt: wie bei einem Holzsplitter im Daumen, den der Körper mit körpereigener Substanz einschließt und verkapselt, ergeht es auch dem Silikonimplantat. Egal, ob das Gewebe aus kosmetischen oder aus medizinischen Gründen – etwa nach einer Krebsoperation oder einem Unfall – implantiert wurde. Das ist schmerzhaft und macht eine Operation notwendig. „Vor allem krebskranke Frauen wollten nicht noch einmal operiert werden“, sagt Zeplin.