Ein 14-Jähriger und ein 34-Jähriger sacken bei einem Tauchunfall im Bodensee mehr als 60 Meter in die Tiefe ab und erleiden schwere Verletzungen. Die nächste verfügbare Druckkammer steht in Ludwigsburg. Dem Jungen geht es besser, um die Genesung des Mannes kämpfen die Ärzte weiter.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Ludwigsburg - Wie es dazu kommen konnte, dass der 14-jährige Junge und der 34-jährige Mann am Sonntag während eines Tauchgangs bei Überlingen mehr als 60 Meter tief absanken, ist noch ungeklärt: Es werde nach wie vor ermittelt, teilt ein Pressesprecher der Polizei mit. Nähere Aussagen zu den Begleitumständen seien aktuell nicht möglich.

 

Fakt ist aber, dass ausgerechnet die nicht eben benachbart zum Bodensee liegende Ludwigsburger Klinik eine Druckkammer zur akuten Notfallversorgung der beiden schwer verletzten Taucher parat hatte. In der Region Bodensee habe keine zur Verfügung gestanden, berichtet Alexander Tsongas, der Sprecher der Regionalen Kliniken-Holding. Es musste schnell gehen: Einer der Taucher wurde mit einem Hubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht nach Ludwigsburg geflogen, der zweite mit einem Helikopter aus der Schweiz.

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Der Teenager sei, so der Kliniken-Sprecher, bei dem Tauchgang bewusstlos geworden. Der Begleiter habe ihn geborgen, und der Jugendliche habe ohne weitere Komplikationen das Bewusstsein wiedererlangt. „Durch den zu schnellen Notaufstieg war aber der notwendige Druckausgleich nicht möglich“, sagt Tsongas. Der Mann habe deshalb einen schweren Dekompressionsunfall erlitten, der nur in einer Druckkammer aussichtsreich behandelt werden könne, wie sie im Druckkammer-Zentrum DCS1 in Ludwigsburg zur Verfügung stehe. Patienten mit Tauchunfällen, bei denen durch zu schnelles Auftauchen Stickstoffblasen im Blut entstanden sind, werden in dieser Druckkammer auf eine virtuelle Tiefe von 18 Meter gebracht, indem der Umgebungsdruck erhöht wird, erklärt der Kliniken-Sprecher.

Unter gleichzeitigem Einatmen von reinem Sauerstoff erhöhe sich der Sauerstoffpartialdruck im Gewebe auf mehr als das 20-Fache der Norm. Parallel würden die Stickstoffblasen zusammengepresst und über eine fast fünfstündige Behandlungsdauer vernichtet. „Es wird also nicht nur die Ursache des Problems entfernt. Durch die hohe Sauerstoffkonzentration gibt man geschädigtem Gewebe auch wieder die Möglichkeit zu heilen.“ Neben Tauchunfällen werden mit der Druckkammertherapie auch Wundheilungsstörungen, Hörsturz und Tinnitus oder lebensbedrohliche Erkrankungen wie Kohlenmonoxidvergiftungen und schwerste Infektionen wie der Gasbrand behandelt.

Dem 14-Jährigen gehe es mittlerweile wieder gut, sagt Tsongas. Dem Erwachsenen noch nicht: Das Team des Druckkammer-Zentrums und die Klinik für Anästhesiologie kämpften um ein Happy End für ihn. „Aber ob sie eine Querschnittslähmung abwenden können, ist noch offen.“