Spaziergänger und ein Tierschutzverein haben es aufgedeckt: In einem Ludwigsburger Hof herrschen katastrophale Bedingungen. Die Polizei ermittelt.

Ludwigsburg - Kühe, die in ihrem eigenen Kot stehen. Kälber, die zwischen Strohballen und landwirtschaftlichen Geräten herumstolpern. Bilder, die Aktivisten der Soko Tierschutz auf einem Ludwigsburger Bauernhof gemacht haben, dokumentieren katastrophale Zustände. Der Tierschutzverein und Passanten, die beim Spaziergang Zeugen dieser Tierquälerei wurden, haben Anzeige erstattet – wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Mittlerweile hat auch die Polizei die miserablen Zustände auf dem Hof bestätigt.

 

Am vergangenen Wochenende hatten mehrere Spaziergänger unabhängig voneinander den Verein Soko Tierschutz alarmiert und von miserablen Zuständen auf dem Hof berichtet. Daraufhin überzeugten sich die Aktivisten selbst: „Es sieht dort ziemlich übel aus“, sagt Friedrich Mülln. Der Vorsitzende von Soko Tierschutz bezeichnet es als rechtswidrig, Kälber im Maschinenraum zu halten. Die Tiere hätten überdies keinen sichtbaren Zugang zu Wasser. Außerdem, so Mülln, sei er bestürzt darüber, wie auf diesem Hof die ausgewachsenen Rinder gehalten werden. Die Tiere lebten eng an eng und hätten keine Chance auf trockenen Boden. „Die Kühe standen bis zu den Knien in der Gülle.“ Als Folge davon würden die Rinder häufig hinken oder könnten nicht mehr gehen. Mülln zufolge lebten etwa 30 Tiere in derart üblen Verhältnissen, inzwischen seien auch welche gestorben.

Erste Hilfe für misshandelte Tiere

Die Betreiber des Ludwigsburger Hofes wollten sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu den Vorwürfen äußern. Eine Sprecherin des Landratsamts bestätigte, dass „ein rinderhaltender Betrieb in Ludwigsburg“ angezeigt und das Veterinäramt eingeschaltet worden sei: In einer ersten Reaktion sei das Tierwohl sichergestellt worden: „Es sind unverzüglich Sofortmaßnahmen eingeleitet worden.“ Wie in solchen Fällen üblich, befreiten die Mitarbeiter des Amtes die betroffenen Tiere aus der misslichen Lage und versorgten sie mit Futtermitteln und Wasser.

Aus Datenschutzgründen dürfe die Behörde nur allgemeine Auskünfte erteilen, so die Sprecherin des Landratsamtes. Auch die Ludwigsburger Polizei verweist auf laufende Ermittlungen. Dennoch könne man sagen, dass die Betreiber des Hofes „schlicht und einfach überfordert waren“, sagt Polizeisprecher Peter Widenhorn. In dem Stall würden insgesamt mehr als 80 Rinder gehalten. Unter den schlimmsten Missständen hätten jedoch nur drei Tiere zu leiden gehabt. Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass eine Güllepumpe kaputt gewesen sei. „Diese ist mittlerweile wieder repariert“, sagt Widenhorn. Die Anzeige gegen den Betrieb bleibe selbstverständlich bestehen.

„In der Regel passiert nichts“

Mit welcher Strafe muss der Ludwigsburger Landwirt nun rechnen? „Mängel bei der Haltung der Rinder werden gewöhnlich im Verwaltungs- und Bußgeldverfahren bearbeitet“, teilt das Landratsamt mit. Das wiederum passt ins Bild, das Mülln von solchen Fällen zeichnet: „In der Regel passiert nichts. Die Veterinärämter neigen dazu, das zu bagatellisieren.“ In vielen Fällen drohe Höfen wie dem in Ludwigsburg lediglich ein Zwangsgeld.

Der Augsburger Verein Soko Tierschutz agiert bundesweit. Er deckte unter anderem Missstände in einem Schweinestall in Merklingen auf, in dem Tiere jahrelang qualvoll verendeten. Der Betrieb auf der Alb musste schließen, das Landgericht Ulm verurteilte den Betreiber zu zwei Jahren Haft auf Bewährung.