Das erste größere Kulturereignis in Zeiten von Corona: Von 16. bis 18. Oktober steigt das Ludwigsburger Literaturfestival Wortwelten.

Ludwigsburg - Computerspiele, die so fantasievoll gestaltet sind wie Kinderbücher? Bei den Literaturtagen im Oktober wird auch das Ludwigsburger Studio Fizbin einen größeren Auftritt haben. Unter dem selbstbewussten Titel „Say yes to Videogames!“ zeigt das neu kuratierte Festival, das von diesem Jahr an Ludwigsburger Wortwelten heißen wird, dass es sich auch für neue Strömungen öffnen will. Zugleich sind die Veranstalter Kulturamt und Stadtbücherei froh darüber, dass auch die Nachfrage nach dem klassischen Buch wieder gestiegen ist.

 

Die Überschrift des neu gestalteten Literaturfestivals lautet „Übers Aufbrechen und Ausbrechen“. „Wir leben in einer stark verunsicherten Gesellschaft“, sagt Wiebke Richert, die Leiterin des Fachbereichs Kunst und Kultur, „das reicht von totaler Sorglosigkeit bis zu tiefster Angst.“ Darum wollen die Macher der Wortwelten 2020 die zurzeit vorherrschenden Zukunftsbilder ins Visier nehmen.

„Wir haben uns gefragt, was liest eigentlich die Fridays-for-Future-Generation?“, sagt Stadtbüchereileiter Thomas Stierle, „und wir haben festgestellt, dass deren Zukunftsbilder durchgehend dystopisch sind.“ Um jedoch eine Art Spannungsbogen aufbauen zu können, wurde auch der Gegenpart dazu ausgelotet: „Es gibt ja immer noch eine riesige Produktion an Fantasyliteratur“, sagt Richert. Stünden die dystopischen Romane für die Erwartung und Angst vor einer apokalyptischen Welt, so könne man die Fantasyerzählungen als Angebote für eine Flucht aus der Wirklichkeit oder ein Augenverschließen vor der befürchteten Zukunft ansehen, meint die Kulturamtsleiterin.

Auf der Suche nach entführten Märchengestalten

Schwerpunktmäßig soll darüber in einer Langen Nacht der Literatur am Samstag, 17. Oktober, sowie einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Utopischer Raum“ am Sonntag, 18. Oktober, geredet werden. Beide Veranstaltungen werden von Harald Welzer moderiert, der auch die Gäste dazu ausgewählt hat. Unter anderem werden dazu die Autorinnen Zoe Beck, Jackie Thomae, Eva von Redecker sowie die Autoren Ilja Trojanow und Thomas Gebauer Stellung nehmen.

Doch das Festival soll auch in Bewegung gehalten werden. Darum wird es neben klassischen Lesungen wie etwa der von Bestsellerautor Peter Prange und diversen Diskussionen und Workshops auch Audiowalks sowie eine Märchenrallye geben, bei der Kinder von der „Ludwigsburger Detektei für Märchenverbrechen“ auf die Suche nach entführten Märchengestalten durch die Stadt geschickt werden. QR-Codes bieten wichtige Hinweise, weshalb die Rallye-Teilnehmer mit einem Smartphone ausgerüstet sein sollten.

Syrisch-deutsches Autorenkollektiv

Während der Wortwelten gibt es unter dem Titel „Traumwelten“ auch einen besonderen Schreibworkshop: Die Teilnehmer werden von Autoren des syrisch-deutschen Autorenkollektivs Literally Peace zu Schreibübungen angeleitet. Es wird darum gehen, langsam einen eigenen kleinen Text zu verfassen. Literally Peace ist ein Kollektiv, das sich mit Themen wie Freundschaft, Liebe, Hoffnung, Migration und Heimat auseinandersetzt – indem es Texte austauscht und in einem arabisch-deutsch-englischen Blog veröffentlicht.

Ein Höhepunkt des Festivals wird die Lesung von Ebru Nihan Celkan sein, die seit Mai als Stadtschreiberin in der Karlskaserne wohnt. Sie hat viele Ludwigsburger interviewt, um mehr über das Lebensgefühl in der Barockstadt herauszufinden. Neben den Interviews wird sie auch eigene Texte vorstellen.

Voranmeldung erforderlich

Wichtig sei ihm, dass das Festival für alle Altersklassen etwas biete, sagt Projektleiter Jakob Freese. Die insgesamt 22 Angebote, die auf zwei Tage und einen Auftaktabend am Freitag, 16. Oktober, verteilt sind, sind im gedruckten Flyer wie auch im ausführlichen Programm im Netz als Familien-, Jugend- oder Erwachsenenveranstaltung kenntlich gemacht. Die Corona-Regeln machten es nötig, das Programm zu entzerren, sie machen aber auch nötig, dass sich Interessierte für die einzelnen Angebote anmelden.