Tief- statt Quartiersgarage und Profit vor Qualität? Eine Wohnvision der Ludwigsburger gerät ins Wanken – lange vor dem ersten Spatenstich

Ludwigsburg - Das Grummeln im Saal war nicht zu überhören, als die Stadtverwaltung am Donnerstag die neuesten Pläne für das Ludwigsburger Baugebiet am Fuchshof vorstellte: Das aktuelle Konzept sei im Grunde das alte, monierte FDP-Stadtrat Jochen Eisele. „Sie haben einen großen Bogen geschlagen“, meinte Dieter Juranek (SPD), „aber etwas Neues sehe ich nicht.“

 

Zumindest eine Neuigkeit hatte die Verwaltung aber doch zu verkünden: „Die Investorenfirma Bonava hat eine Kaufoption für einen Bereich auf Baufeld eins“, sagte Avni Veselaj, der beim Fachbereich Stadtplanung und Vermessung für das Projekt Fuchshof zuständig ist. „Und das Unternehmen möchte möglichst rasch mit dem Bauen beginnen.“

Platzt der Traum von der Modellsiedlung?

Das habe zum einen zur Folge, dass nun mehr Tempo bei der Planung gemacht werden müsse und zum anderen, dass die Stadt von ihrem ursprünglichen Konzept mit oberirdischen Quartiersgaragen abrücken müsse, da Bonava eine große Tiefgarage bauen möchte. Das Gelände dürfe nicht meistbietend an Großinvestoren vergeben werden, warnte Florian Sorg (Grüne). Juranek bekannte, er sei „einigermaßen frustriert“ wegen des Vorpreschens von Bonava.

Für die Ludwigsburger sei der Fuchshof bisher eine Art Zukunftsvision gewesen. „Da hätte man sich sehr viel Kreatives vorstellen können“, sagt der Stadtrat, der auch Architekt ist. „Aber das Bonava-Konzept bietet nur Nullachtfünfzehn.“ Veselaj versicherte, das Unternehmen sei bereits auf einige Änderungsvorschläge von Experten aus dem Gestaltungsbeirat eingegangen. Wichtig sei nun, möglichst bald die nötigen Eckdaten festzuschreiben, damit sich das Baufeld von Bonava später auch gut in das gesamte Areal einfüge.

Loblied auf das Auto

Klaus Herrmann (CDU) lobte hingegen das Investorenprojekt, zumal es den Bau einer Tiefgarage vorsehe. „Wir halten den beschlossenen Stellplatzschlüssel von 0,8 sowieso für falsch.“ Auch die FDP sei dagegen gewesen, das am Fuchshof nur Quartiersparkplätze geschaffen werden sollen: „Die Parksituation ist jetzt schon schlimm in der Oststadt“, meinte er. Die Stadtbahn komme erst in sehr ferner Zukunft, und ein Bus für das Quartier sei kein attraktives Angebot.

Christine Knoß ärgerte sich darüber, dass „schon wieder das Loblied auf das Auto gesungen“ werde. „Wir müssen endlich ein bisschen umdenken“, meinte die Grünen-Stadträtin. Die Menschen seien dabei, ihr Verhalten zu ändern, in nicht allzu ferner Zukunft werde sich nicht mehr alles ums Auto drehen. „Die Grünen wollen den Menschen das Auto wegnehmen“ sagte Herrmann.

„Natürlich muss ein verbindliches Mobilitätskonzept vorhanden sein, bevor mit der Vermarktung der Wohnungen begonnen wird“, sagte Bürgermeisterin Andrea Schwarz. „Wenn wir umgekehrt vorgehen, können wir nur scheitern.“ Zum Konzept gehörten neben guten ÖPNV-Verbindungen auch Carsharing-Modelle, gute Angebote für Radler und eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung Oststadt.

Große Kanäle für Starkregen

Kritik gab es auch an den Plänen für den Kita-Standort, eine Lärmschutzwand sowie das Energie- und – vor allem – das Entwässerungskonzept. „Im Falle eines Starkregens laufen dort die Keller voll“, sagte Eisele, der unweit des Neubaugebietes wohnt. Die Erde sei dort lehmig, das Wasser versickere nur langsam oder gar nicht. Man müsse sich auf regelmäßige Überflutungen einstellen, sagte Klaus Herrmann, die Rede vom Jahrhunderthochwasser sei irreführend: „Wir brauchen am Fuchshof größere Kanäle.“

Irgendwie hänge doch alles mit allem zusammen, meinte Florian Sorg an die Adresse der Parkhausbefürworter im Gremium: Der Starkregen sei Folge des Klimawandels, und die Masse an Autos verschärfe diesen nun mal erheblich.