Morgens mit dem Bus von Waiblingen nach Ludwigsburg? Das ist möglich, erfordert aber starke Nerven und eine Planung, die mit Verspätungen rechnet.

Wie gut ist der Busverkehr von Waiblingen nach Ludwigsburg? Ob die Linienbusse im Berufsverkehr stecken bleiben oder pünktlich ankommen – das ist die Frage an diesem Morgen bei der alles in allem 21 Kilometer langen Fahrt von der Korber Höhe in Waiblingen zum Breuningerland in Ludwigsburg.

 

Die Buslinie ist günstiger als die S-Bahn

Die Fahrt beginnt um 6.50 Uhr am Mikrozentrum der Korber Höhe in Waiblingen. „Ach, eine direkte Busverbindung gibt es auch nach Ludwigsburg?“, fragt eine etwa 30-Jährige überrascht an der Bushaltestelle. Sie ist Textilverkäuferin auf dem Weg in die Waiblinger Innenstadt und hilft manchmal in der Schwesterfiliale in der Barockstadt aus – sie fährt an solchen Tagen auch zum Breuningerland am Tammerfeld. „Dann nehme ich aber immer die S-Bahn über Stuttgart nach Ludwigsburg.“ Das kostet pro Strecke 3,50 Euro statt 2,90 Euro, da eine Tarifzone mehr durchfahren wird als mit dem Expressbus X 43, der nördlich von Stuttgart über Remseck unterwegs ist.

Den Schnellbus gibt es seit dem Jahr 2001. „Er ist ein unverzichtbarer Bestandteil des ÖPNV“, erklärt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg. Im X 43 seien täglich rund 1000  Menschen unterwegs, gleichmäßig auf beide Richtungen verteilt. Die Fahrgastzahlen haben laut Fritz seit dem Start um ein Viertel zugenommen. Nicht zuletzt deshalb stockten die beiden Landkreise Ludwigsburg und Rems-Murr die Buslinie auf und betrieben sie vom Jahr 2020 an auch samstags. Gegenüber der S-Bahn-Fahrt über Stuttgart punktet die Buslinie aber nicht nur, weil sie billiger ist, teilt Fritz mit: „Weitaus stärker wirkt die Umsteigefreiheit.“ Im Moment reichten die Kapazitäten im 30-Minuten-Takt morgens wie abends.

Beim Start in Waiblingen zeigt sich: Es ist immer gut, einen Bus früher zu nehmen, um den Anschlussbus nicht zu verpassen. Die Linie 207 aus Fellbach über die Korber Höhe kommt mit sieben Minuten Verspätung am Waiblinger Bahnhof an. Immerhin bleiben so bis zur Abfahrt des Expressbusses nach Ludwigsburg noch gut fünf Minuten. Eine etwa 40 Jahre alte Frau wartet auf den X 43. „Ich nutze die Strecke seit fünf Jahren und sammele durchweg positive Erfahrungen“, so die Lehrerin, die pünktlich zum Unterricht in der Schule am Zielort erscheinen will. Tatsächlich ist der X 43 recht gut belegt, aber nicht überfüllt, als er um 7.16 Uhr startet.

Das Landratsamt hält den Zeitverlust für „kalkulierbar“

Niemand muss stehen. Bis zum Nadelöhr in Neckarrems verläuft die Fahrt planmäßig. Dann verrinnen aber wertvolle Minuten im Stau. Eine eigene Spur hat den Busverkehr an der großen Kreuzung in Neckarrems seit September 2020 deutlich verbessert, so das Landratsamt Ludwigsburg. Die Behörde hält den Zeitverlust für „kalkulierbar“.

Es ist 7.41 Uhr. „Das schafft der nie in drei Minuten bis nach Ludwigsburg“, stellt der etwa 35-jährige Kevin fest. Er will am Busbahnhof seinen neuen Chef treffen, um mit ihm im Auto weiter nach Kassel zu fahren. Im Ludwigsburger Stadtverkehr geht es auf der Friedrichstraße zügig voran. Schließlich trifft der Bus um 7.54 Uhr am Busbahnhof ein – mit zehn Minuten Verspätung.

Busfahrer berichten von technischen Mängeln an Ampeln

Im Stadtverkehr von Ludwigsburg sind Verspätungen im ÖPNV-Stadtverkehr keine Seltenheit. Das bestätigt Busfahrer Panagiotis Vesiliadis, der am Bahnsteig wartet. „Manchmal fallen Ampeln aus, die dem Bus Vorfahrt geben.“ Auch Baustellen bremsten den Fluss. „Etwa sechs von zehn Fahrten sind pünktlich“, schätzt sein Kollege Konstandinos Vamvatsikos, der um 8.02 Uhr den Bus der Linie 424 mit dem Ziel Ikea startet.

Unzufrieden ist Carry Buchholz, die Geschäftsführerin der LVL-Jäger-Buslinien. Die Stauproblematik im Ludwigsburger Berufsverkehr bewertet sie auf einer Skala von 0 bis 10 mit dem Höchstwert. „Wir wollen unsere Fahrgäste sicher und pünktlich ans Ziel bringen und können uns deshalb nur schwer mit den Staus abfinden“, sagt sie. Durch nicht optimal koordinierte Baustellen des Landkreises und der Stadt hätten sich die 78 morgens eingesetzten LVL-Busse bis zu 40 Minuten verspätet. Die Stadt sollte dem ÖPNV noch deutlicher Vorrang einräumen – etwa indem sie Ampeln günstiger schalte und noch mehr Busspuren einrichte.

Fahrgäste geben innerstädtischer Linie die Noten 2 und 2,5

Ausnahmsweise im Bus sitzt die Studentin Ella Bader aus Metzingen. „Ich fahre sonst meistens mit der S-Bahn zur Pädagogischen Hochschule“, erzählt sie. Diesmal nehme sie den Bus – und damit zwölf statt drei Minuten Fahrzeit in Kauf, da Bahnen an dem Tag ausfielen. Die Fahrt verläuft ohne besondere Vorkommnisse und endet pünktlich gegen 8.25 Uhr. Kurz vor dem Aussteigen benoten mehrere Fahrgäste auf Nachfrage den Ludwigsburger Busverkehr mit einer 2 oder 2,5. Sie halten die Busse vor allem für eine umweltfreundliche Alternative zum Auto. Albian Saldrija, 19-jähriger Verkäufer, gibt an, rund 75 Euro für ein Monatsticket in einer Tarifzone zu zahlen. Ein 49-Euro-Ticket, das vom 1. Mai an eingeführt werden soll, würde ihn finanziell spürbar entlasten.

Wie gut ist die VVS-App?

Infos in Echtzeit
 Wer im ÖPNV unterwegs ist, kann sich mit der App des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) über Verspätungen seines Busses oder der S-Bahn informieren. Die Informationen erfolgen in Echtzeit.

Beschwerden
 Manche Nutzer kritisieren die VVS-App. Sie sei nicht verlässlich – etwa wenn man sich auf den Weg zum Bahnhof mache und die S-Bahn dann doch nicht fahre und ganz aus der App verschwinde, kritisiert eine Leserin. „Auf die App kann man sich oft nicht verlassen.“