Der Zentrale Omnibusbahnhof in Ludwigsburg soll umgestaltet werden – nur wie? Jeder Lösungsvorschlag schafft einen Haufen neuer Probleme.

Ludwigsburg - Auch wenn seit ein paar Jahren vom Wohlfühlbahnhof geredet wird: Ihr Gleisbahnhof ist den Ludwigsburgern ein Graus – dicht gefolgt vom Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) davor. Fühlen sich Passanten im einen von zu vielen Menschen bedrängt, verfolgt sie am anderen die permanente Angst vor zu schnell um die Ecke schießenden Taxis und Linienbussen. „Der ZOB funktioniert so nicht“, sagt Baubürgermeister Michael Ilk. „Er platzt aus allen Nähten, und wir müssen ihn dringend umbauen.“

 

Barrierefrei Haltestellen

Den Zeitplan diktiert indes nicht die Angst der gehetzten Fußgänger, sondern eine Gesetzesnovellierung: Bis zum 1. Januar 2022 müssen alle Haltestellen im Öffentlichen Personennahverkehr barrierefrei ausgebaut sein. Das sieht das Personenbeförderungsgesetz vor. Da die Ludwigsburger Drehscheibe diese Kriterien nicht erfüllt, wird nach einem befriedigenden Konzept für den Umbau gesucht. „Wir möchten den ZOB schon früher umbauen“, sagt Ilk, „und nicht erst kurz vor 2022.“

Oliver Linder vom Fachbereich Stadtplanung und Vermessung hat einige Studien zum Umbau jetzt im Bauausschuss des Gemeinderats vorgestellt. Nach Ansicht der Stadträte muss jedoch vor dem Einstieg in konkrete Planungen für eine Neugestaltung des ZOB eine Grundsatzentscheidung zur Stadtbahn getroffen werden. Denn sollte eine Straßenbahn – wann auch immer und egal, ob Hoch- oder Niederflur – kommen, muss dafür eine Haltestelle am Hauptbahnhof gebaut werden. Und in den Planspielen dafür wiederum gibt es Szenarien, in denen die gesamte Fläche des heutigen ZOB zur Stadtbahnhaltestelle wird.

Viel Spielraum haben die Planer tatsächlich nicht. Auch wenn sie bereits mit zusätzlichen Flächen kalkulieren. Etwa mit dem sogenannten Kallenberg’schen Gelände an der Ecke Solitude- und Leonberger Straße, das bisher als Park & Ride-Parkplatz genutzt wird, oder dem der Bahnlinie gegenüber liegenden Keplerdreieck.

Außerdem haben die Planer ein Auge auf die sogenannte Markthalle zwischen ZOB und den Gleisanlagen geworfen: Die Stadt hat das Areal gekauft, es könnte also jederzeit geräumt werden. Das allerdings zum Leidwiesen vieler Anwohner im Bereich von Karl- und Solitudestraße: Sie befürchten, dann dem Bahnlärm ungeschützt ausgesetzt zu sein. „Diese Bedenken müssen natürlich auch in die Beratungen einfließen“, sagt Michael Ilk.

Grüner Strom für E-Busse?

Am Keplerdreieck möchte die Stadt einen Green Tower bauen. Ein Hochhaus, das so konzipiert ist, dass es nicht nur Energie schluckt, sondern auch welche produziert. „Und die dort erzeugte Energie würden wir gern für Elektrobusse nutzen“, sagt Ilk. Vorbild dafür sei ein Projekt in Mannheim. Die Kapazitäten reichten zumindest für den Innenstadtradius der Linienbusse. Noch sei aber völlig unklar, wie man den Ökostrom von jenseits der Bahn zum Omnibusbahnhof transferieren kann.

Linder erläuterte, dass die Zahl der Haltebuchten am ZOB erhöht werden müsse. Als besonders aussichtsreich würden deshalb Modelle diskutiert, die vorsehen, dass die Linienbusse die Haltestellen in schräg gestaffelten Reihen anfahren. Wichtig sei es außerdem, für Fußgänger eine direktere Verbindung zwischen Busstopp und Bahnsteig herzustellen. Eine Untertunnelung biete deutlich mehr Vorteile als ein Steg, zumal Letzterer nicht barrierefrei ist. Allerdings sind da die Kosten hoch.