Cliff Hammonds, der neue Spielmacher der MHP Riesen Ludwigsburg, vermisst aktuell nur seine fünf Kinder. An diesem Mittwoch empfängt er AEK Athen in der Champions League.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Die persönliche Starting-Five von Clifford („Cliff“) Hammonds sind nicht seine Mitspieler auf dem Basketball-Feld, sondern sein eigener Nachwuchs. Nachdem der Neuzugang der Ludwigsburger gleich eine Handvoll Kinder hat, könnte er sein eigenes Team bilden, eine Mixed-Mannschaft mit vier Jungs und einem Mädchen zwischen einem und neun Jahren. Kein Wunder, dass es der 30-Jährige kaum erwarten kann, bis seine Frau Lakendra mit dem Anhang vom Wohnort Florida nach Ludwigsburg zieht, zumal der Profi schon in den vergangenen sechs Wochen allein in Europa war. Bei CSP Limoges in Frankreich half er aus, solange dort ein Stammspieler verletzt gefehlt hatte.

 

Danach kam das Angebot der MHP Riesen wie gerufen. „Wenn man in der BBL spielen kann, muss man nicht lange überlegen“, sagt Hammonds, der am Sonntag gegen Alba Berlin seine Heimpremiere gab, ausgerechnet seinen Ex-Verein, bei dem er zwei Jahre gespielt hat. „Das war ein spezielles Spiel“, gab er zu, wenn auch kein besonders erfolgreiches. 73:79 verloren die Gastgeber, trotz eines guten Einstands von Hammonds. „Wenn er auf dem Feld war, hatten wir einen Kopf im Team“, sagte Trainer John Patrick über den neuen Führungsspieler. Ab und zu bekam er eine kurze Verschnaufpause. „Dann wurde es schwierig“, sagte der Coach.

Hammonds wurde in der Saison 2013/14 als bester Defensivspieler der Liga ausgezeichnet

Was auch mit dem Ersatzmann Wes Washpun (23) zu tun hatte. Der BBL-Rookie kämpft immer noch mit Anpassungsschwierigkeiten, um es moderat auszudrücken. Und so langsam scheint Patrick die Geduld zu verlieren. So jedenfalls sind seine Aussagen zu deuten, die wenig schmeichelhaft lauten: „Ich weiß nicht, ob Wes in der Liga spielen kann – auch wenn wir prinzipiell jedem die Chance geben wollen.“

Doch der Neuzugang scheint mental überfordert, seine Würfe im bisherigen Saisonverlauf waren teilweise vogelwild. Was noch schlimmer ist: Die Unberechenbarkeit des jungen US-Amerikaners überträgt sich wie ein Grippevirus auf seine Mitspieler, vor allem die mangelnde Treffsicherheit aus der Distanz macht den MHP Riesen zu schaffen; die 13 Prozent gegen Berlin sind eine miserable Dreier-Quote.

Ob mit Hammonds alles besser wird? Die Hoffnung lebt, weil der Spielmacher die von Patrick besonders geforderte Abwehrarbeit beherzigt, was sich schon dadurch zeigt, dass er in der Saison 2013/14 als bester Defensivspieler der Liga ausgezeichnet worden ist. Aber auch in puncto Passsicherheit und Spielorganisation konnte er gegen Berlin weitgehend überzeugen. „Es kann noch besser werden, wenn ich mehr integriert bin“, sagt Hammonds. Und Patrick betont: „Er ist klar unsere Nummer eins als Spielmacher, von der ersten Sekunde an.“ Wer die Nummer zwei wird? Da hat auch Bazoumana Koné wieder Chancen, der schon anfangs der Saison gegen Bonn überzeugt hatte, als Wahspun verletzt war, und danach etwas ins Hintertreffen geriet, auch weil er zwischendurch mal krank geworden ist.

Sein Vater war drei Jahre lang in der Nähe von Heilbronn stationiert

Im Ludwigsburger Spiel krankt es ebenfalls noch. Hammonds kann die Richtung vorgeben, den Abschluss aber müssen auch die Mitspieler finden. An Hammonds soll es nicht liegen. Ihm gefällt es in Deutschland. „Vor allem die Kultur.“ Damit meint er in erster Linie die Lebensgewohnheiten und die Freundlichkeit der Bürger. „Das ist in den USA nicht immer so, besonders im Norden der Staaten“, sagt der doppelte Chef: auf dem Feld – und zu Hause. Obwohl es dort mit fünf Kindern manchmal etwas schwieriger ist, wie der Spieler zugibt.

Der hat übrigens nicht nur eine deutsche Basketball-Vergangenheit. Sein Vater war drei Jahre lang in der Nähe von Heilbronn stationiert, als der Sohn drei war. Sprachlich ist nichts hängen geblieben, zu oft schon hat er den Verein gewechselt. Seine Frau hat Verständnis für die Situation, „das Schlimmste aber sind die Umzüge. Für mich ist es selbstverständlich, dass meine Familie bei mir ist.“ Die Leidenszeit hat bald ein Ende. „Die Familie ist der Grund, warum ich Basketball spiele und im Training immer hart arbeite.“ Egal, wo er war. „Im Schnitt aller Vereine ist die Bundesliga stärker als viele andere europäische Ligen, wo die Kluft zwischen den Topteams und dem Rest viel größer ist.“ Hammonds weiß, wovon er spricht. Er war als Profi schon in der Türkei, in Bosnien, Frankreich oder auch Griechenland.

An diesem Mittwoch (20.30 Uhr) kommt AEK Athen in der Champions League – mit viel Selbstvertrauen: „Es ist kein Geheimnis, dass es unser Ziel ist, das Final Four in diesem Wettbewerb zu erreichen“, sagt deren Trainer Jure Zdovc. „Wir sehen uns als einen Titelfavoriten.“ Und Ludwigsburg als Außenseiter. Doch klein beigeben will Hammonds nicht. „Ich will immer mein Bestes geben – und meine Familie ist meine Inspiration.“ Schade, dass sie noch nicht vor Ort ist.