Der Countdown zur Basketball-Bundesliga läuft – auch bei den MHP Riesen Ludwigsburg. Wie so oft unter Trainer John Patrick gab es im Sommer ein Kommen und Gehen.

Ludwigsburg - Am 1. Oktober beginnt die 50. Saison der Basketball-Bundesliga. Eine besondere für die MHP Riesen Ludwigsburg, auch wenn sie erst drei Tage später in die Runde starten. In den vergangenen zwei Jahren konnten sie sich jeweils für die Play-offs und so auch für den Eurocup in der nächsten Saison qualifizieren. Das hält den Trainer John Patrick aber nicht davon ab, das Personal fleißig auszutauschen. Zum einen möchte der Coach die Mannschaft weiterentwickeln, zum anderen ist eine Vertragsverlängerung mit Spielern, die eine gute Saison bei einem kleineren Verein wie Ludwigsburg gespielt haben, oft nicht zu finanzieren.

 

Deshalb hat Patrick im Sommer sieben neue Profis geholt, die unter Vertrag stehen. Noch, denn ein Muster kehrt immer wieder. So schnell wie die MHP Riesen Spieler mit Try-Out-Verträgen ausstatten, also zeitlich kurz befristeten Probekontrakten, so schnell werden diese auch wieder aufgelöst. Zum Einkaufsmuster Patricks gehört es auch, alte Weggefährten zu holen. Er gilt unter den Trainern als harter Hund, der Disziplin fordert – wer nicht mitzieht, hat keine Zukunft unter ihm.

Patrick benötigt spezielle Spielertypen

Dafür benötigt er die entsprechenden Spielertypen: Da wäre beispielsweise Roderick „Rocky“ Trice, der in Göttingen unter John Patrick spielte und jetzt nach Ludwigsburg kam. Er ist ein Aufbauspieler, der offensiv das Spiel organisiert, selbst punkten kann und in der Defensive viel Druck ausübt. Oder Jason Boone, ein gestandener Center, den Patrick von Göttingen und Würzburg her kennt. Mit Bizeps wie ein Bodybuilder ausgestattet wird er hinter Jon Brockman unter den Körben Europas für Aufsehen sorgen.

Dazu kommt eine ganze Reihe junger Spieler mit wenig oder ohne Profierfahrung, die John Patrick entwickeln will – auch dafür ist er bekannt. Die beiden 22-jährigen US-Amerikaner Tekele Cotton (Aufbau-/Flügelspieler) und Royce O’Neal (Flügel) sind die große Hoffnung dabei. „Royce ist ein kräftiger und vielseitiger Spieler, der gut reboundet, aber auch Schüsse von außen treffen kann. Zwei College-Coaches haben ihn mir aufgrund seiner Spielweise empfohlen, ohne gewusst zu haben, dass wir bereits an Royce interessiert sind“, sagt Patrick.

McCray kehrt nach Ludwigsburg zurück

Gerade O’Neal überzeugte in den Vorbereitungsspielen durchweg. Er wird voraussichtlich eine der Säulen im Patrick-Team werden. Auch der junge Deutsch-Spanier Alvaro Muñoz (Flügel, 24 Jahre), der bisher nur in der zweiten spanischen Liga unterwegs war, und der Deutsch-Amerikaner Brad Loesing (Aufbau, 25), der vergangene Saison von Ludwigsburg in die zweite Liga nach Gotha ausgeliehen war, zeigen vielversprechende Ansätze. „Alvaro kann alle Flügelpositionen spielen und hat exzellente basketballerische Fähigkeiten, vor allem gemessen an seiner Größe“, sagt Patrick.

Eine weitere Verstärkung, die aber in keine der Patrickschen Schubladen passt, ist ein alt bekannter im Ludwigsburger Basketball: David McCray. Nachdem der akribische Defensivspezialist bereits von 2007 bis 2012 in Ludwigsburg unter Vertrag stand und sich zum Bundesligaspieler entwickelte, wechselte er nach Bonn und zu den Artland Dragons. Das Energiebündel kommt mit internationaler Erfahrung, mit Bonn spielte er bereits im Eurocup.

Die MHP Riesen haben also noch einen starken Bundesligakader. Das liegt auch daran, dass Leistungsträger an Bord blieben. Jon Brockman etwa, in der vergangenen Spielzeit einer der dominantesten Center der Liga, oder Adam Waleskowski. Und Shawn Huff, der finnische Drei-Punkte-Spezialist, oder Chris McNaughton, der den Kader auch in der Breite verstärkt.

Für die anstehende Saison wird der Kader wohl noch erweitert. Patrick, der trotz der nur sechs erlaubten Ausländer während eines Spiels immer gerne mindestens sieben in seinem Trainingskader hat, wird die Augen offen halten. Die vergangenen beiden Spielzeiten haben gezeigt: Oft kommen die Stars der Ludwigsburger erst unter der Saison, wie DJ Kennedy im vergangenen Jahr. Der 1. Oktober ist dabei nicht nur Saisonbeginn, sondern ein wichtiger Stichtag. Danach darf laut Statuten noch dreimal nachgebessert werden. Dass der aktuelle auch der endgültige Kader sein wird, ist also unwahrscheinlich.