Die Luftqualität in Ludwigsburg soll so schnell wie möglich besser werden. Nun hat die Stadt erstmals die geplanten Maßnahmen präsentiert – darunter auch überraschende.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Ein Lkw-Durchfahrtsverbot, Pförtnerampeln, Tempo 30 oder Tempo 40 in weiten Teilen der Innenstadt, Filtersäulen und separate Busspuren – mit einem umfassenden Maßnahmenpaket will Ludwigsburg noch in diesem Jahr dafür sorgen, dass die Luftqualität im Stadtgebiet besser wird und Diesel-Fahrverbote obsolet werden. Die Inhalte des Pakets wurden in den vergangenen Wochen mit dem Regierungspräsidium (RP) und dem Landesverkehrsministerium abgestimmt und sollen „so schnell wie möglich umgesetzt werden“, sagt der Regierungspräsident Wolfgang Reimer. Der Oberbürgermeister Matthias Knecht geht davon aus, dass das Lkw-Verbot und die Tempolimits von Juni an greifen werden.

 

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Dass Ludwigsburg ein Lkw-Verbot prüft, war erst Ende Februar bekannt geworden. Jetzt, nur wenige Tage später, steht völlig überraschend fest: „Das wird umgesetzt“, sagt Knecht. Betroffen ist die Hauptroute durch Ludwigsburg, vom Ortsausgang im Norden über die Frankfurter Straße und die Schlossstraße bis zum Ortsausgang im Süden. Das Verbot gilt ausschließlich für den Transitverkehr, also die rund 300 bis 400 Lastwagen, die täglich dem Stau auf der Autobahn ausweichen oder die Strecke durch Ludwigsburg als Abkürzung nutzen. Die Zufahrt zu den Unternehmen vor Ort bleibt uneingeschränkt möglich. „Wir wollen nicht die Ludwigsburger Wirtschaft schwächen“, betont Knecht. Voraussichtlich im Juni sollen entsprechende Schilder aufgestellt werden. Die Gefahr, dass sich die Lastwagenfahrer alternative Routen durch Ludwigsburg suchen, sei gering, sagt Knecht. „Wir haben das geprüft: Es wird nur wenig Umfahrungsverkehr geben und es wird sich in der Branche schnell herum sprechen, dass Ludwigsburg nicht mehr als Abkürzung taugt.“

Ortseingänge bekommen Pförtnerampeln

Das Lkw-Verbot dürfte bei den tausenden Anwohnern entlang der Straßen auf uneingeschränkte Zustimmung stoßen. Ob dies auch für die Verschärfung des Tempolimits gilt, wird sich zeigen. Auf diesen Straßen muss in Zukunft langsamer gefahren werden: Frankfurter, Heilbronner und Stuttgarter Straße, Schwieberdinger Straße, Friedrichstraße, Martin-Luther-Straße, Kurfürstenstraße, Schorndorfer Straße, Wilhelmstraße und Marbacher Straße. Noch nicht entschieden ist, wo Tempo 30 und wo Tempo 40 gelten wird. Entscheidend sei, mit welcher Geschwindigkeit sich das gesteckte Ziel besser erreichen lasse, sagt der Bürgermeister Michel Ilk: „Der Verkehr muss gleichmäßiger durch Ludwigsburg fließen.“ Das Rathaus hat auch untersuchen lassen, ob die gesamte Innenstadt in eine Tempo-30-Zone oder Tempo-40-Zone umgewandelt werden kann. Das jedoch hat sich als rechtlich nicht machbar herausgestellt.

Ebenfalls noch nicht bekannt war, dass die Stadt an den Ortseingängen bald Pförtnerampeln installieren wird. Auch diese sollen innerorts einen möglichst gleichmäßigen Verkehrsfluss gewährleisten, denn die Rotphasen solcher Ampeln können flexibel angepasst werden. Nimmt der Verkehr zu, wird die Phase verlängert. Das verhindert zwar keine Staus, verschiebt diese aber nach außerhalb.

Mehr Hybridbusse, mehr Elektrobusse

Große Hoffnungen setzt die Verwaltung auch in den Öffentlichen Nahverkehr. Dass in der Schlossstraße und Schorndorfer Straße separate Fahrspuren für Busse angelegt werden, wurde bereits vor einigen Tagen verkündet. Dabei wird es nicht bleiben: Auch auf anderen Strecken sollen Busse eigene Spuren bekommen – wo genau, ist noch unklar. Fest steht aber, dass nicht nur der Anteil von Hybridbussen, sondern auch von reinen Elektrobussen sukzessive erhöht wird. Das hat das Rathaus mit den Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL) unlängst vereinbart.

Bei Großveranstaltungen werden zudem künftig dezentrale Parkplätze angeboten, etwa am Autokino in Kornwestheim. Die Besucher können ihre Fahrzeuge dort abstellen und werden mit einem Shuttle in die City gebracht. Beim verkaufsoffenen Sonntag am 22. März sind die Shuttles erstmals im Einsatz. Darüber hinaus können an dem Tag alle Busse in Ludwigsburg kostenlos genutzt werden.

Diesel-Fahrverbot droht nach wie vor

Dass die Stadt und das RP derart zügig zur Umsetzung des Maßnahmenpakets schreiten, hat eine simplen Grund: Entgegen anderslautender Meldungen droht Ludwigsburg nach wie vor ein Diesel-Fahrverbot. Zwar ist die Luft im Umfeld der Stickoxid-Messstelle an der Friedrichstraße wesentlich sauberer geworden, nun aber wird die Schlossstraße zum Problemfall. Dort wurden nach Angaben des Regierungspräsidiums in den vergangenen zwei Monaten durchschnittlich 60 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft gemessen, der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm.

Die nun vorgestellten Vorhaben sollen demnach noch in diesem Jahr dafür sorgen, dass die Belastung sinkt. Aus diesem Grund hat das Rathaus beschlossen, an der Schlossstraße mindestens zehn Filtersäulen der Firma Mann und Hummel aufzustellen, die im Umfeld die Luft reinigen sollen. Gelingt es nicht, die Verschmutzung dort bis Ende des Jahres spürbar zu senken, hätte Ludwigsburg vor Gericht schlechte Karten, ein Fahrverbot zu verhindern. Dass die Belastung an der Schlossstraße derart hoch ist, sei „schon eine Überraschung“, sagt Reimer.