Seit Ende Oktober ruht bei den Stuttgarter Kickers der Ball. Der Sportliche Leiter Lutz Siebrecht blickt zuversichtlich nach vorne, spricht über seine Freundschaft zu Markus Gisdol und interessante Spieler wie Marcel Sökler.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Die Stuttgarter Kickers spielen im dritten Jahr in der Fußball-Oberliga. Am Ende dieser außergewöhnlichen Saison soll der Aufstieg gelingen. „Dafür müssen wir hart arbeiten, aber wir haben alle Möglichkeiten, das Ziel zu erreichen“, sagt der Sportliche Leiter Lutz Siebrecht (53).

 

Herr Siebrecht, konnten Sie über Weihnachten ein paar ruhige Tage verbringen?

Ja, schon, wobei ich in meinem Geschäft auf dem Großmarkt in Stuttgart auch schon am zweiten Feiertag wieder gut zu tun hatte.

Zu Hause in Bad Überkingen blieb aber schon Zeit für ein Gläschen mit Ihrem Geislinger Weggefährten, Freund und Nachbar Markus Gisdol?

Wir haben uns Corona-gerecht getroffen und natürlich auch ein Glas getrunken.

Spielt der Fußball in den Gesprächen mit einem viel beschäftigten Bundesligatrainer auch an Weihnachten die Hauptrolle?

Wir sprechen über alles, quer Beet, natürlich auch viele private Sachen. Markus stand ja – im Gegensatz zu mir – bis unmittelbar vor Weihnachten in Sachen Fußball voll unter Strom. Da will er den Sport auch mal ausblenden.

Lesen Sie auch: Interview mit Kickers-Aufsichtsrätin Daniela Koch

Obwohl es für ihn zuletzt ganz passabel lief.

Auf jeden Fall. Nach einen schwachen Start hat er die Mannschaft stabilisiert und steht mit dem 1. FC Köln auch im DFB-Pokal in der dritten Runde.

Wie fällt Ihr Fazit mit den Stuttgarter Kickers aus?

Da wir seit Ende Oktober Wettkampfpause haben, hatte ich viel Zeit darüber nachzudenken. Wir sind gut in die Saison gekommen, hatten dann ein schlechtes Spiel mit der Niederlage in Göppingen, haben danach aber ganz hervorragend darauf reagiert. Wir haben viermal in der Oberliga gewonnen, dabei 18:1 Tore erzielt und sind zudem ins WFV-Pokal-Halbfinale eingezogen.

Dann kam die Pause.

Das war, als ob einer die Notbremse gezogen hätte. Der Verband hat uns dann sogar noch einen Spieltag weggenommen, den wir eigentlich noch hätten über die Bühne bringen können. Aber lassen wir das Thema.

Lesen Sie hier: Die Blauen lassen sich von schwarzen Zahlen nicht täuschen

Insgesamt...

...hat sich unser Team gut entwickelt und auch in der Corona-Pause sehr gut im athletischen Bereich gearbeitet.

Für den 10. Januar 2021 ist die nächste Videokonferenz aller Oberligisten mit der Spielkommission geplant.

Zuvor soll es am 5. Januar neue Signale von der Politik geben. Aus privaten Gesprächen mit einem Chefarzt ziehe ich die Hoffnung, dass ab Silvester die Infektionszahlen nach unten gehen. Dann soll zumindest mathematisch der Turnaround geschafft sein.

Wann ist der Trainingsstart 2021 geplant?

Am 11. Januar beginnen wir mit Videotraining. Die Spieler werden Laufeinheiten absolvieren und weiter an ihrer Athletik arbeiten.

Laut den Berechnungen des Verbandes müsste die Oberliga am 6. März beginnen, um nach der Hinrunde noch eine Auf- und Abstiegsrunde durchführen zu können. Dann müsste eigentlich am 8. Februar mit dem fußballspezifischen Training auf dem Platz begonnen werden.

Lesen Sie hier: Helmut Groß – Wegbereiter für Rangnick, Tuchel & Co.

Natürlich wären vier oder fünf Wochen Vorbereitungszeit optimal. Ich wäre darüber begeistert. Aber wir sind auch bereit, mit einer kürzeren Vorbereitungszeit zu beginnen, um eine Wertung der Saison nicht zu gefährden. Es wären schließlich für alle die gleichen Bedingungen.

Spätestens am 3. April müsste die Saison weitergehen, damit wenigstens die Hinrunde zu Ende gespielt werden könnte.

Das ist die Notlösung und immer noch besser, als ein Abbruch. Wobei die Berechnungen des Verbandes auf ein Ende der Saison am 12. Juni ausgerichtet sind. Die Regularien lassen auch zu, bis zum 30. Juni zu spielen.

Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Präsident Rainer Lorz signalisierte bereits, mit Ihnen und Cheftrainer Ramon Gehrmann weitermachen zu wollen. Wann ist die Tinte unter den Verträgen trocken?

(lacht) Ich fühle mich sehr wohl bei den Kickers. Wir sind in guten Gespräche, es ist aber noch nichts unterschrieben.

Lesen Sie auch: Aufsichtsratschef Alexander Lehmann – ein Netzwerker im Dienst der Blauen

Wird es in der Winterpause Veränderungen im Kader geben?

Theo Rieg und Robin Schwemmle fallen länger aus, von daher überlegen wir, eine Verstärkung für die Innenverteidigung zu bekommen. Die Wechselfrist läuft vom 1. bis zum 31. Januar, ich halte immer die Augen und Ohren offen.

41 Treffer in 13 Spielen, vorne gibt es bei den Kickers wenig zu meckern. Könnte dennoch ein Mann wie Marcel Sökler ein Thema werden, den Ramon Gehrmann aus gemeinsamen Freiberger Zeiten gut kennt, und der beim Regionalligisten VfB Stuttgart II oft nur auf der Bank sitzt.

Es gibt immer wieder viele interessante Spieler, zu denen natürlich auch Marcel gehört. Aber er hat Vertrag beim VfB und deshalb mache ich mir darüber im Moment keine Gedanken.

Am Saisonende läuft der Vertrag aus...

Wie erwähnt, kennt ihn unser Trainer bestens und wir schätzen beide den Spieler und seine Qualitäten. So, wie wir auch andere Spieler kennen und schätzen. Aber alle Gedanken über die neue Saison sind ganz weit im Hinterkopf. Momentan wissen wir noch nicht, wann und wie es überhaupt weitergeht. Und wenn es weitergeht, sind wir mit unserer Offensiv-Abteilung sehr zufrieden.

Wie lautet Ihr Hauptwunsch für 2021?

Neben Gesundheit lautet mein Hauptwunsch, dass wir endlich wieder vor unseren Fans konsequent und kontinuierlich Fußball spielen können.

Und am Ende möglichst aufsteigen?

Dafür müssen wir hart arbeiten und selbst sorgen. Aber wir haben alle Möglichkeiten, das Ziel zu erreichen.