Beim Gitarrenkonzert vom Orsons-Rapper Maeckes im Theaterhaus konnte man lachen, weinen, tanzen - oder alles auf einmal. Das ist herrlich unperfekt - und einen prominenten Support gab's obendrauf.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Was hat Maeckes mit Ronald McDonald zu tun? Nichts! (Auch wenn man als Teenie vielleicht mal zu McDonald's Maeckes gesagt hat.) Und trotzdem tritt der 33-Jährige als genau dieser Fastfood-Freak am Freitag um kurz nach 20 Uhr auf die Bühne des Theaterhauses Stuttgart.

 

Der Saal ist ausverkauft, das Publikum lacht, die Show beginnt. Während man sich die Frage stellt, was diese Aufmachung soll, bemerkt Maeckes selbst: "Das hättest du nicht tun sollen."

Was nun?

"Schmink' dir das ab", denkt man sich. Dann kommt Assistentin Anka und schminkt ab. Währenddessen trällert der Musiker: "Du bist nichts Besonderes." Alle lachen. Maeckes nicht. Er reißt sich stattdessen das Clown-Kostüm vom Leib. Und steht plötzlich als Man in Black da.

Der schwarze Anzug steht ihm gut. Die Gitarre aber auch. Weiter geht's im Text. "Das erste Lied ist ein bisschen zu schwer für mich, deshalb hab ich's gleich an den Anfang gepackt", erklärt der Stuttgarter Rapper, der sonst mit seiner Band Die Orsons unterwegs ist. Doch er meistert seine Version von "Gettin' jiggy with it" gekonnt, auch wenn es seiner Auffassung nach ab jetzt nur noch bergab gehe.

Luftgitarren-Contest vs. Predigt in luftiger Höhe

Dass es sich dabei um eine Lüge handelt, wird einem direkt nach der 15-minütigen Pause bewusst. Denn auf einmal findet sich Maeckes in luftiger Höhe wieder, und das mitten im Saal an der Wand. Er steht dort oben wie auf einer Empore in der Kirche und predigt - im Hintergrund Kirchenmusik. Eine Rap-Predigt, wenn man so will.

Generell steht er selten still, wenn er nicht gerade sitzt und das auch nicht nur auf dem bekannten Barhocker, sondern auch mal auf einer Gummi-Insel. Es ist ein interaktives Konzert, das manchmal an eine Standup-Comedy-Show erinnert. Und das nicht nur, weil viel gelacht wird.

Maeckes ist eben ein witziges Kerlchen, seine Texte erfreuen jeden Wortspiel-Liebhaber. "Ich bin hier, du bist da, wo der Pfeffer wächst", "Wie kommen die 'Rasen betreten verboten'-Schilder auf den Rasen?", "Wir feiern ohne Sorgen, singend in den Morgen, noch ehe im Tale die Hähne krähen" sind nur ein Auszug an Textzeilen, die hängenbleiben.

Aber der Wort-Virtuose kann noch mehr - und zwar Sprachen. Und so wird das Glied-Lied in Stuttgart erstmals auch auf Kenianisch gesungen - mit krassem Support der Zuhörer, versteht sich. Es wird aber vor allem auch Tacheles geredet. Nicht nur bei der Fuck-You-Meditation, sondern auch wenn Maeckes von Blowjobs singt, die woanders deeper sind und dass er sich selbst gefickt hat. 

Dabei (fast) immer im Mittelpunkt: die Gitarre - schließlich ist das hier ja auch ein Gitarrenkonzert. Und das wohlgeformte Instrument kommt sehr wohl ganz unterschiedlich daher. Ganz einfach, mit Beleuchtung und dann plötzlich total aus der Luft gegriffen: Ein Luftgitarren-Contest darf da natürlich nicht fehlen, bei dem sich ein Raiders-Fan aus dem Publikum ganz gut anstellt. Ach ja, und dann geht es noch um Thrombose (kriegt man, wenn man zu viel sitzt) und den Tanzzwang, der zu einem Akt regelmäßiger Regung des Körpers führt. Maeckes will, dass sich sein Publikum in regelmäßigen Abständen bewegt, aufsteht und tanzt. Zu Songs, die einem sehr wohl bekannt sein sollten.

Tanzzwang gegen Thrombose

Tja, und dann kommt ein Lied aus den Boxen, das Jeanette Biedermann nicht kennt, von einer Band, die Jeanette Biedermann nicht kennt. Die Rede ist natürlich von Ventilator und von den Orsons. Die Arme kreisen, die Hüften kreisen, die Gedanken kreisen. Denn auch wenn Maeckes immer wieder für Lacher sorgt, sind seine Songs und Texte echt deep. Das findet auch Gott, der plötzlich aus dem Off zum Publikum spricht - natürlich mit schwäbischem Dialekt.

Zusammen bestreiten sie das Lied "Krankenhaus", das einen zwar immer wieder amüsiert grinsen lässt, andererseits aber auch mit der Zeile "das Leben bedeutet krank sein" richtig nachdenklich macht.

Und so geht es einem während der zweistündigen Show immer wieder. Bei einigen Liedern weiß man gar nicht, ob man weinen oder lachen soll. Zum Beispiel bei einem der drei Kurzgeschichten aus dem - thank God - wieder aufgetauchten Notizbuch, von denen zwei frei erfunden und eine wahr ist. Maeckes selbst warnt: "Lacht nicht bei der Falschen." Und dann geht es um den Bruder, der als Kind an Leukämie starb, was unfassbar traurig ist und an die Erinnerung an ihn, die mit schwimmender Kacke in der Badewanne zu tun hat, was für Gelächter sorgt.

Wie geht man damit um? Wie der selbsternannte Solala-Gitarrist eben auch - lächelnd, feiernd, singend. Er ist halt ein Meister der Illusion und so raubt er zu guter Letzt genau diese. Denn das Gitarrenkonzert ist weder frei von Beats noch von Rap-Attitude. Maeckes rappt, das Publikum rappt und Bartek im Publikum rappt. Beim Song "Jetzt" muss der Band-Brudi ran und seinen Part zum Besten geben - leicht überfordert und trotzdem liebend gern. Ganz ohne die Orsons-Homeboys geht's also scheinbar doch nicht, aber das ist jetzt wirklich "maeckern" auf hohem Niveau.

Zum Schluss bleibt nur noch zu sagen: Es war unperfekt - und das ist auch gut so!


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