Nicht ohne seine Orsons? Diesmal schon: Mit "Tilt" hat Maeckes ein weiteres großes Hip-Hop-Album veröffentlicht. Diesen Freitag stellt er es im Wizemann vor.

Stuttgart - Maeckes hat's drauf. Mit den Orsons, ohne die Orsons. Wie sein Kollege Bartek, befindet sich auch der 34-Jährige auf einem neuerlichen Solo-Feldzug, seine aktuelle Platte "Tilt" gehört zum Spannendsten, Cleversten und Nachdenklichsten, was der deutsche Hip-Hop-Herbst hervorgebracht hat. Melancholisch und nachdenklich klingt er.

 

 

Das passt, er bezeichnet sich schließlich gern mal als Unsicherheitsexperten, als jemand, der weiß, was diese ganze Sache mit dem Künstlerdasein so mit sich bringt. Läuft es gut, stimmt die Kasse, läuft es mies, muss man die Brötchen vom Vortag kaufen. Für Nachdenker Maeckes war das noch nie ein Grund, sich anzubiedern oder die Musik auf eine möglichst breite Basis zu stellen.

 

Geklappt hat es mit der Karriere trotzdem. Mit Chimperator im Rücken hievten die Orsons ihr letztes Album „What's Goes“ auf die Zwei der Charts, Jägermeister macht Werbung mit ihrer Musik.

 

Maeckes steht auch solo bei Chimperator im Stall, mit „Tilt“ hat er den nächsten großen Schritt hinter sich. Man könnte also auch einfach sagen, dass es in Stuttgart-Rap-City richtig rund läuft. Mal wieder. Vor seinem Konzert im Wizemann am kommenden Freitag spricht der gebürtige Kornwestheimer über die Anfänge seiner Rap-Leidenschaft, seine Hip-Hop-Jugend im Kessel, Kritik aus den eigenen Reihen und seltene Momente, in denen er zur Gitarre greift. Traurig kam er uns dabei mal wieder nicht vor. Ein bisschen nachdenklich aber vielleicht schon.

 

Kurz nach deinem Album „Tilt“ hat auch dein Kollege Bartek eine EP rausgebracht. Haben die Orsons basisdemokratisch beschlossen, dass jetzt mal jeder für sich selbst eskaliert?

 

Nach dem letzten Album merkten wir alle, dass wir Lust hatten, uns mal wieder allein auszutoben. Das ist manchmal auch ganz gesund, weil man dann bei den Orsons nicht den Drang hat, sich um jeden Preis selbst zu verwirklichen.

 

Weißt du denn mittlerweile, was bei den Orsons funktioniert und was du dir eher für deine Solosachen aufhebst?

 

Das ist ein stetiges Abklopfen. Ich habe zwar durchaus ein Gefühl, was gewisse Ideen angeht, aber im Grunde ist alles erlaubt. Allerdings sind wir alle auch mal vorsichtig, was man den anderen Orsons denn so zeigt, was man ihnen zumutet. Manche Sachen werden nämlich von links und rechts weggedroschen, richtig niedergeprügelt, obwohl man die eigentlich ganz geil fand. Das lässt uns sehr genau auswählen, welche Kinder wir einander vorstellen. Man will ja nicht, dass sie schlimm verprügelt werden.

 

Deine Orsons-Kumpanen werden ja bestimmt auch im Wizemann vorbeischauen, wenn du auftrittst. Wie fühlt sich ein Konzert in Stuttgart an?

 

Sehr viele Menschen, die ich persönlich kenne, schauen sich das an. Ich bin nirgendwo so aufgeregt wie auf einer Stuttgarter Bühne. Das verändert die Qualität des Abends ungemein.

 

Kannst du dich noch an dein allererstes Konzert hier erinnern?

 

Das war in Weilimdorf mit ein paar Berliner Bands. Unter anderem auch die Band, in der Sido damals gespielt hat. Schon dieser Auftritt mit einem rappenden Kollegen und einem Live-Bassisten entsprach absolut nicht dem, wie man das in diesem ganz harten Rap-Dings eigentlich erwartete. [lacht]

 

Wie sahen deine Hip-Hop-Anfänge in der Stadt eigentlich genau aus?

 

Das Jugendhaus Mitte war jeden Mittwoch meine erste Adresse. Der Mittwoch war Freestyle-Tag – und ich bin wirklich jede Woche aufgetreten! Anwesend war damals natürlich die alte Garde aus Freundeskreis und Massive Töne, aber mit denen hatte ich in den Anfangszeiten sehr wenig zu tun. Da kam nicht mal so eben ein Schowi vorbei und hat einen gepusht. Später haben wir uns angenähert und auch besser kennengelernt, aber anfangs waren wir auf uns allein gestellt. Man musste sich erst selbst etablieren.

 

Dein erstes Stuttgarter Hip-Hop-Album?

 

Massive Töne, „Kopfnicker“. Aber hey, natürlich auch Die Krähen und Breite Seite. Kam aber nicht gegen die Massiven an!

 

Welche Orte hier in der Stadt spielen für deine Karriere eine besondere Rolle?

 

Der Süden rund um den Marienplatz war sehr wichtig. Da gab es ein Studio im Heusteigviertel, außerdem hing ich generell sehr oft in dieser Ecke rum. Das alte Rocker war mir auch sehr wichtig – und mit den Orsons die Wagenhallen, da hatten wir einen unserer ersten größeren Auftritte.

 

Du hast in der Vergangenheit immer auch mal Gitarrenkonzerte gegeben und präsentierst dich auch auf „Tilt“ nicht von Anfang bis Ende als Rapper. Scheuklappen sind also nichts für dich?

 

Hip-Hop ist zuallererst Sprache für mich, danach kommt der Beat. Deswegen bin ich nicht so engstirnig wie andere, die unbedingt immer 80 BPM brauchen.

 

Deine Meinung zu Poetry Slam?

 

Das finde ich wirklich schrecklich! (lacht) Gut, einer von zehn Slammern ist wirklich großartig und entspricht nicht meinen Vorurteilen, aber dieser gängige Duktus und diese Sprachwelt bei diesen Vorträgen macht mich wahnsinnig.

 

Dann abschließend schnell noch was Angenehmes: Schönster Ort der Stadt?

 

Die Wälder bei Kaltental, da war ich früher immer joggen. Ich mag auch die Zacke irgendwie total gern. War das zu uncool bisher? Klar, dann eben noch das Milaneo. Ist total super. Coole Geschäfte und so.

 

"Tilt" von Maeckes ist ab sofort erhältlich, am Freitag, 25. November, spielt er im Wizemann.