Er ist die Generation 1 nach Cro: Rapper Majan aus Schorndorf wird spätestens nach ihrem gemeinsamen Song „1975“ als legitimer Nachfolger des Panda-Rappers gesehen. Für seine 20 Jahre steckt der das beachtlich reflektiert weg.

Schorndorf - Rap ist schon längst nicht mehr der Rap, mit dem die Generation Max Herre aufwuchs. Autotune und eine obsolet gewordene Genre-Einteilung haben die Musik aus ihrem Korsett gelöst. Bei Rapper Majan spürt man das besonders deutlich. Der frisch 20 gewordene Rapper aus Schorndorf rappt, singt, spricht in seinen nachdenklichen, direkten und poetischen Songs über das Leben, die Liebe und den Zweifel, außerdem kann er Klavier spielen, schreibt seine Songs selbst und hat ein eigenes Label. Weder Cloud Rap, noch Gangsta – eher was Eigenes, das zufällig nach Hip-Hop klingt.

 

Keine üble Bilanz für jemanden, der erst im März 2019 auf sich aufmerksam machte. Im Mai 2019 dann die Explosion, in der Hinterhand „1975“, ein Song mit Cro. Er chartet, sammelt Millionen Klicks im Netz, tritt mit den ganz großen auf – neben vielen anderen kometenhaften Entwicklungen, für die die meisten anderen eher Jahre brauchen als Wochen. Majan ist dennoch kein bisschen abgehoben. Es scheint eher, als habe ihm dieser frühe Karriere-Turbo eine gewisse Bescheidenheit und Ruhe eingeimpft.

Auftritte mit Max Herre und Cro

Jogginghose, goldene Kette, erst mal eine Zigarette drehen – wir treffen Majan in der Garage seines Elternhauses in Schorndorf. Er ist nicht mehr oft hier, lebt in Berlin, wo er mit Schere, Stein, Papier mittlerweile auch sein eigenes Label an das einst von den Fantas gegründete Unternehmen Four Music angedockt hat. „Ich lerne so langsam, damit umzugehen“, sagt er zu den turbulenten Ereignissen. Er nimmt auf einer Getränkekiste Platz, schaut sich in der Garage um. Es ist der Ort, an dem alles begann. Hier verbrachte er Zeit mit seinen Kumpels, hier entstanden seine ersten Songs. „Aber klar“, schickt er nach einer Pause hinterher, „Anfang des Jahres hat es mich komplett verschickt.“

Den Konzertsommer am Mercedes-Benz-Museum bezeichnet er retrospektiv als „surreal“, aus gutem Grund: Einmal supportet er Max Herre, einmal holt ihn Cro auf die Bühne. „Mir war den ganzen Tag schlecht“, sagt er und lacht. „Aber das ist mittlerweile besser.“ Ein wenig haben da auch die Mentoren Max Herre und Cro ihre Finger im Spiel. „Sie haben mir viel über das Business erzählt und sind immer da, wenn ich einen Rat brauche“, so Majan. „Bei Max hat mich vor allem sein Team beeindruckt – und wie die das seit 20 Jahren gemeinsam durchziehen.“ Also: Länger als Majan überhaupt auf der Welt ist.

Mit einem Bein in Berlin

Der Großteil seines Lebens dreht sich um Musik. „Mit acht Jahren habe ich in Schorndorf mit Schlagzeugunterricht angefangen und hier auch in einer Indie-Band gespielt.“ Privat hörte er überwiegend Rap, Eminem bezeichnet er als Erweckungserlebnis, am alten amerikanischen Hip-Hop imponierten ihm die Werte und Geschichten. „Ich habe Spaß an Sprache“, sagt er. „Ich beschäftige mich mit vielen Dingen, habe auf Youtube wahrscheinlich jede Doku gesehen, die es gibt.“ Ach ja, Klavierspielen hat er sich einfach mal selbst beigebracht. Er klopft auf das alte, über und über mit Graffiti und Tags verzierte Klavier. „Für null Euro bei E-Bay-Kleinanzeigen geschossen“, sagt er stolz.

Nach dem Abitur wollte er das Instrument in einen Van laden und dann auf und davon. „Ich wollte mir zwei Jahre gönnen, um meine Musik voranzubringen.“ Dieser Plan liegt vorerst auf Eis. Er pendelt zwischen Schorndorf und Berlin, hat Kontakte zu den Stuttgarter Produzentenstars von den Jugglerz und verbrachte seinen 20. Geburtstag im August auf der Bühne. Bei einem Support für Cro. Klingt märchenhaft – vor allem, wenn man bedenkt, dass alles explodierte, weil Majan einen seiner Songs an Cro schickte. „Ich hätte ja nie im Leben damit gerechnet, dass da Reaktion kommt!“, bricht es aus ihm heraus. „Es war eher ein Witz, weil ich immer mal wieder mit Cro verglichen wurde.“ Am Ende dieser Geschichte stehen sechseinhalb Millionen Spotify-Streams für „1975“.

Seine Herkunft ist ihm wichtig

Musik schrieb er da schon seit vielen Jahren. Allerdings nicht, um berühmt zu werden: „Ich habe jahrelang Musik gemacht, von der niemand etwas mitbekommen hat. Ich wollte das gar nicht, habe in erster Linie Songs nur für mich geschrieben. Musik war so intim für mich, es war mir immer unangenehm, sie anderen zu zeigen.“

Er rollt sich wieder eine Zigarette, nimmt sich Zeit für seine Antworten. Schorndorf und sein Leben hier scheinen schon jetzt weit weg. Wichtig ist ihm seine Vergangenheit dennoch. „Natürlich feier ich das, was in Stuttgart oder Bietigheim passiert. Das ist die Mutterstadt! Wichtiger war mir aber immer mein Schorndorf-Bezug. Mein Leben hier, meine Freunde, mein Aufwachsen.“ Es liegt mittlerweile hinter ihm: große Partner im Hintergrund, die Generation eins nach Cro, ein Heimspiel in der Schräglage – seine Karriere nimmt Anlauf. Und Majan? „Eigentlich bin ich in an der Uni in Berlin für Russisch und Italienisch eingeschrieben – aber ich war noch kein einziges Mal da.“

Konzert: Am 13. September ab 23.59 Uhr tritt Majan in der Schräglage auf.