Fast zwei Wochen sind Sibylle Bross und Meike Lipp mit Staffelei, Pinsel und Farben durch Waiblingen gestreift und haben unter freiem Himmel gemalt. Ihre Werke sind bald in einer Ausstellung zu sehen.

Waiblingen - Rechts rauscht der Verkehr, links spazieren Fußgänger vorbei. Der ein oder andere bleibt kurz stehen und wirft einen Blick über die Schulter von Sibylle Bross, die – vier Pinsel in der linken Hand verstaut, einen in der rechten in Aktion – auf dem Gehweg steht und eine Leinwand auf der Staffelei vor sich mit Ölfarbe bemalt. Darauf zu erkennen sind das Beinsteiner Tor und die Lange Straße, in der Sibylle Bross gerade steht – zusammen mit ihrer Freundin Meike Lipp, die ebenfalls das Waiblinger Wahrzeichen auf eine Leinwand bannt. Fast skizzenhaft sind die Häuserzeilen rechts und links der Altstadtgasse dargestellt. „Das ist eine Impression, ein Eindruck, den wir vermitteln wollen“, erklärt Sibylle Bross.

 

Seit Mitte August sind die befreundeten Malerinnen in Waiblingen unterwegs gewesen, sind durch die Talaue entlang der Rems gestreift und haben die Gassen der historischen Altstadt erkundet. Immer auf der Suche nach schönen und interessanten Motiven, die sie dann direkt vor Ort, unter freiem Himmel, auf die Leinwand gebracht haben. Freilicht- oder Pleinairmalerei nennt sich diese Form der Malerei, bei welcher der Künstler sein Motiv an Ort und Stelle im natürlichen Licht darstellt.

Pleinairmalerei bringt viel Logistik mit sich

Die Arbeit im Freien sei schon speziell, erzählt Meike Lipp und hält kurz mit dem Malen inne. „Man muss schnell sein, weil sich das Licht in kurzer Zeit radikal verändert“, sagt die 63-Jährige, die in Hamburg lebt und die Pleinairmalerei als ihren Schwerpunkt bezeichnet. So hat sie also in den vergangenen Tagen zwei bis vier Bilder täglich vollendet. Alle in langsam trocknender Ölfarbe, was eine gewisse Vorsicht beim Transport erfordert. Dennoch nutzt Meike Lipp für ihre Freilichtmalerei fast nur diese Farbe: „Ich male auch mit den Händen und dafür ist Ölfarbe bestens geeignet.“

Freilichtmalerei sei etwas ganz anderes als die Arbeit im Atelier, bestätigt Sibylle Bross. Das Malen in der Öffentlichkeit und unter ständiger Beobachtung sei recht anstrengend, habe aber auch Vorteile. „Man ist ein Teil der Straße, hat interessante Begegnungen und lernt den Ort und seine Atmosphäre sehr gut kennen“, sagt sie. Die Impulse von außen, die man als Maler im Freien bekomme, seien manchmal störend, oft aber auch bereichernd und ein Ansporn, berichtet Sibylle Bross. Neben ihrer Staffelei hat sie einen Einkaufstrolley stehen, voll bepackt mit den Utensilien, die sie für die Aktion benötigt – Pinsel, Farbtuben und anderes mehr. An einer Hauswand lehnt ein Koffer, in dem sie die noch feuchten Ölbilder später nach Hause transportiert. „Wenn man draußen malen will, muss man das gut vorbereiten, da hängt viel Logistik dran“, erzählt Sibylle Bross, die in den vergangenen Tagen hauptsächlich die Ecken und Winkel der Altstadt gezeichnet hat, obwohl ihr ursprünglicher Plan gewesen war, einen Schwerpunkt auf die Flusslandschaft zu legen. Nun ist es doch etwas anders gekommen. Das sei typisch für die Pleinairmalerei, sagt sie: „Man kann sich etwas vornehmen, aber was daraus wird, weiß man nie.“

Wo man die entstandenen Bilder sehen kann

Wer die Künstlerinnen verpasst hat, kann sich die Arbeiten, die bei ihrer mehrtägigen Tour entstanden sind, bald in der Galerie Schäfer, Lange Straße 9, in Waiblingen anschauen. Die Vernissage ist am 30. September um 19 Uhr, danach sind die Bilder donnerstags und freitags von 10 Uhr bis 17 Uhr, samstags von 10 Uhr bis 14 Uhr zu sehen.