Der Norden Malis kommt nicht zur Ruhe. Extremisten wollen das Friedensabkommen torpedieren. Mit einem blutigen Anschlag in Gao melden sie sich zurück. Dort ist auch die Bundeswehr stationiert.

Bamako - Bei dem jüngsten Selbstmordanschlag einer islamistischen Terrororganisation im Norden Malis sind mindestens 60 Menschen getötet worden. Weitere 115 Menschen wurden bei dem Angriff auf einen Militärstützpunkt in der Stadt Gao am Mittwoch teils schwer verletzt, wie Präsident Ibrahim Boubacar Keita in einer Rede an die Nation erklärte. Unter den Toten seien fünf Selbstmordattentäter. Keita ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

 

In Gao sind auch über 500 Soldaten der Bundeswehr stationiert, die sich an einer UN-Friedensmission zur Stabilisierung des westafrikanischen Landes beteiligen. Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag als Versuch, den Friedensprozess in dem westafrikanischen Land zu sabotieren. UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einer „abscheulichen Tat“. Die Entschlossenheit der Vereinten Nationen, Mali im Kampf gegen den Terrorismus und bei der Suche nach Frieden zu unterstützen, sei dadurch weiter gestärkt worden.

Gao beherbergt einen der wichtigsten UN-Stützpunkte im Land. Der Angriff war damit auch ein klarer Beleg, dass Extremisten im Norden Malis weiter zu großen Anschlägen fähig sind. Die Terrororganisation Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) bekannte sich zu dem Anschlag, wie die auf die Beobachtung von Terror-Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group erklärte. Demnach sei der Anschlag von Kämpfern der örtlichen Al-Kaida-Gruppe Al-Mourabitoun ausgeführt worden. Die Echtheit der Bekennerbotschaft konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Al-Mourabitoun soll von dem bereits mehrfach für tot erklärten Al-Kaida-Führer Mokhtar Belmokhtar geleitet werden.

Norden Malis ist Rückzugsgebiet von Rebellen

Ein oder mehrere Attentäter hatten sich der Regierung zufolge am Morgen mit einem Auto in dem Lager in Gao in die Luft gesprengt. In dem Stützpunkt befinden sich nach UN-Angaben rund 600 malische Streitkräfte und frühere Rebellen, die künftig gemeinsam auf Patrouille gehen sollen. Die gemeinsamen Patrouillen sind eines der wichtigsten Elemente des Friedensabkommens von Algier zur Stabilisierung des Landes.

Frankreichs Präsident François Hollande hatte erst am Samstag Einsatztruppen in Gao besucht. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen war zuletzt kurz vor Weihnachten bei den Bundeswehrsoldaten in Gao gewesen. Die Bundesregierung hat diesen Monat eine Verdoppelung der Mandatsobergrenze für Mali auf rund 1000 Soldaten beschlossen. Die Blauhelm-Mission in Mali ist derzeit der gefährlichste UN-Einsatz. Bis zu 15 000 UN-Blauhelmsoldaten und Polizisten bemühen sich um eine Stabilisierung des Landes.

Der Norden Malis und die angrenzenden Gebiete der Sahelzone sind ein Rückzugsgebiet für Rebellen und islamistische Terroristen. Neben AQMI sind dort die islamistischen Terrorgruppen Ansar Dine und Al-Mourabitoun aktiv. Zuletzt gab es auch vermehrt Anschläge im Zentrum des Landes.