Beim Markgröninger Mallorca-Abend tritt der Ballermann-Sänger Schürze auf. Im Gepäck hat er seinen viel diskutierten Nummer-Eins-Hit.

Wer mit dem Ballermann-Sänger Schürze ein „enfant terrible“ der Musikszene erwartet hat, wird enttäuscht gewesen sein. Von seinem viel diskutierten Lied „Layla“ einmal abgesehen, ist Schürze eher der Typ Schwiegersohn, den sich manche Mutter wünschen würde. Als Schürze am Montag in Markgröningen beim Mallorca-Abend des Musikvereins Stadtkapelle um 23.15 Uhr auf die Bühne springt, haben die Gäste schon einen Feier-Marathon mit vielen von der Balearen-Insel bekannten Gassenhauern hinter sich. Es wird getanzt, gesungen und gehüpft und vereinzelt viel getrunken. DJ Biene, Kessy Blue, Ingo ohne Flamingo, Lorenz Büffel und Carolina haben dem Publikum schon mächtig eingeheizt. Im Festzelt wummern die Bässe, der Tanzboden vibriert und viele tanzen verschwitzt im Takt der Musik. Die Melodien und Texte sind einfach, doch haften dafür im Ohr.

 

Die umstrittenen Zeilen finden viele einfach nur lustig

Vor neun Wochen ist „Layla“ in die Charts gestürmt. Manch einer stört sich an den als sexistisch empfundenen Textpassagen des Songs. Doch einige Gäste sehen das anders, so zum Beispiel die 28-jährige Sarina Lutz aus Markgröningen, die das „total übertrieben“ findet. Auch die 37-jährige Sabrina aus Bietigheim fügt hinzu: „Man darf den Spaß nicht ganz verlieren.“ Und so denken offenbar nicht nur junge Menschen. Gabi, 60 Jahre und aus Markgröningen, sieht momentan viel größere Themen für die Menschheit, als diese wenigen Liedzeilen. „Ich wollte mir Layla hier einmal selbst anhören“, sagt sie über ihre Beweggründe für ihren Besuch. Sollte ein starker Staat Menschen vor Liedern mit womöglich sexistischen Inhalten schützen, ähnlich wie bei der Gurtpflicht Unfälle im Straßenverkehr verhindert werden? Oder überwiegt hier die künstlerische Freiheit und gilt ein „Leben und leben lassen“, wie das Schürze ausdrückt? Er habe jedenfalls schon Gänsehaut durch die „Mega-Stimmung“ nur vom Zuhören vor seinem Auftritt. Dem Begrüßungsapplaus nach scheint sich das Publikum eher seiner Meinung anzuschließen. Offenbar wollen viele einfach nur ausgelassen feiern.

So textsicher wie im Publikum mitgesungen wird, hört es das Lied nicht zum ersten Mal. Glaubt man dem Management von Sänger Schürze, habe dieser ganze Rummel die Vermarktung des Liedes stark unterstützt. Neun Wochen als Nummer-Eins-Hit sprechen hier eine deutliche Sprache.

Vier Tage lang hat das Internationale Musikfest der Stadtkapelle auf dem Festplatz gedauert. „Wir haben mehrfaches Glück“, sagt der Vereinsvorsitzende Alexander Mandel. „Nach den Hitzewochen herrschen jetzt im Vergleich dazu im Festzelt wieder geradezu erträgliche Temperaturen.“ Das goutieren die rund 1400 Gäste, die nach Mandels Schätzung allein am Montag gekommen sind. „Wir haben eine vom Bundespräsidenten persönlich unterzeichnete Pro-Musica-Medaille bekommen, die unser 100-jähriges Vereinsengagement würdigt.“ Trotz seiner bereits neun Jahre Erfahrung als Vorstand ist Mandel einer von der ganz jungen Sorte Vorstände „im Team mit einem tollen Vorstandsteam“, wie er sich ausdrückt. Er verweist auf die vier fröhlichen Tage ohne nennenswerte Vorkommnisse.

Ein Abend speziell für die Jugend

Der Montag ist beim Musikfest traditionell der Tag für die Jugend. So ist Mandel und seinem Team die Entscheidung für einen Mallorca-Abend leicht gefallen, speziell für das jüngere Publikum. Und in der Tat finden sich im Zelt nur wenige Menschen im fortgeschrittenem Alter. Der Erfolg des Abends mit den vielen Gästen scheint den Organisatoren Recht zu geben, die trotz – oder gerade wegen des Lieds „Layla“ – ausgelassen gefeiert haben.