Reiseexperten blicken inzwischen wieder optimistisch in die Zukunft. Ein Hoffnungsschimmer ist, dass Spanien die Öffnung für den Tourismus wagt – mit einem Pilotprojekt auf den Balearen. Eines der ersten Flugzeuge nach Mallorca soll am Mittwoch, 17. Juni, in Stuttgart starten.

Stuttgart - Spanien wird ab dem 15. Juni die ersten deutschen Touristen nach der Coronavirus-Pause empfangen – und somit zwei Wochen vor der offiziellen Öffnung der Landesgrenzen am 1. Juli. Die spanische Regierung hat ein entsprechendes Pilotprojekt genehmigt. Danach sind die Balearen die erste Region, in die wieder Urlauber aus dem Ausland reisen dürfen. Vor Ort soll dann der Umgang mit den Touristen geprobt werden. So wolle man prüfen, ob die Sicherheitsvorkehrungen unter anderem an den Flughäfen und in den Hotels funktionieren, hieß es.

 

Tui: „Noch gibt es freie Plätze“

Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera öffnen somit ab kommenden Montag nicht komplett: Einreisen dürfen nach und nach lediglich knapp 11 000 Urlauber aus Deutschland – und zwar nur, wer vor der Corona-Krise für die zweite Juni-Hälfte gebucht hatte oder wer jetzt noch kurzfristig bucht. Geplant worden sei das Projekt von der Balearen-Regierung zusammen mit vier örtlichen Hotelketten, berichtete die „Mallorca Zeitung“. Auf deutscher Seite seien die Reiseveranstalter Tui, DER Touristik und Schauinsland Reisen beteiligt. „Eines der Flugzeuge nach Palma de Mallorca wird am Mittwoch, 17. Juni, von Stuttgart aus starten“, sagt Tui-Pressesprecher Aage Dünhaupt auf Anfrage unserer Zeitung. „Noch gibt es freie Plätze.“ Die Touristen würden in bestimmten Hotels untergebracht, die meisten an der Playa de Palma.

Buchungen ziehen an

Laut spanischen Medienberichten wurde Deutschland für das Projekt ausgewählt, weil die epidemiologische Lage dort sehr gut und ähnlich wie auf den Balearen sei. Eine zweiwöchige Quarantäne, wie zurzeit noch für alle aus dem Ausland nach Spanien Einreisende vorgeschrieben, solle es auf den Balearen nicht geben. Aage Dünhaupt beurteilt die Lage der Reisebranche auch angesichts des Mallorca-Projekts insgesamt positiv: „Wir sind bei Tui optimistisch gestimmt.“ Noch sei zwar nicht klar, wie stark der Reise-Nachholbedarf der Deutschen ausfalle, doch: „Das Volumen der Buchungen steigt.“ Für Mallorca sei für den Sommer bereits jetzt „ein Füllstand von 40 Prozent, zu manchen Zeiten sogar von 80 Prozent“ erreicht. Diese Einschätzung bestätigt auch Jürgen Feyhl, Inhaber und Geschäftsführer zweier Reisebüros in Ludwigsburg und Marbach: „Die Leute wollen wieder verreisen.“ Das Geschäft laufe zwar noch nicht so gut wie im Vorjahr. „Aber ich blicke nach angespannten Wochen wieder zuversichtlicher in die Zukunft“, so Feyhl. Was Sicherheitsaspekte betrifft, hat er keine Bedenken: „Die Hotels sind gut gerüstet.“ Für den einzelnen Gast gebe es unter anderem „mehr Platz – und das ist doch von Vorteil“.

Beliebt sind Griechenland und Kroatien

In Feyhls Reisebüros stehen Griechenland, Portugal, Kroatien und Mallorca ganz vorn auf der Wunschliste der Kunden. Denn im Vergleich zu anderen beliebten Feriendestinationen habe sich dort die Infektionslage relativ moderat gestaltet. Nach Angaben von Kerstin Heinen, Pressesprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV), ist es derzeit jedoch „noch zu früh“, um konkrete Prognosen zu wagen. „Nach allem, was wir von den Veranstaltern hören, ziehen die Buchungen ganz langsam wieder an“ – allerdings auf einem „niedrigen Niveau“, wie sie hinzufügt. Viele der Buchungen beträfen auch bereits das nächste Jahr. Überall kann man noch nicht hinreisen. Doch da die Bundesregierung die weltweite Reisewarnung ab Montag, den 15. Juni, für 29 europäische Staaten aufhebt, ist Urlaub auch im Ausland wieder möglich. „Das begrüßen wir“, sagt Heinen. „Die Einführung individueller Reisehinweise hat unser Verband schon länger gefordert.“

Reiselustige müssen sich informieren

Da jedes Land das Ende seiner Corona-Sperre ein wenig anders regelt, müssen sich Reiselustige unbedingt informieren. Trotzdem wird es laut Heinen nicht so sein, dass nach dem 15. Juni plötzlich alle wieder unterwegs sein werden: „Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir noch nicht ganz genau, wie die Reisehinweise aussehen, und was konkret möglich ist. Die Menschen bleiben vorsichtig.“ Die Veranstalter arbeiteten gerade eng mit den Zielgebieten, den Hoteliers und den Fluggesellschaften zusammen und müssten erst mal „ihre Pakete neu schnüren“. Was den Urlaub im eigenen Land betrifft, hat die DRV-Sprecherin gewisse Vorbehalte: „Deutschland ist das liebste Ziel der Deutschen. Aber wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr die Nachfrage die Kapazitäten in Deutschland weit übersteigen wird – insbesondere in den Ferienzeiten.“