Der Mord an der regierungskritischen Journalistin Daphne Caruana Galizia vor zwei Jahren hat Malta erschüttert. Jetzt könnte der Hintermann entlarvt sein. Und der Premier steht auf der Kippe.

Valletta - Mehr als zwei Jahre nach dem Mord an der regierungskritischen Journalistin Daphne Caruana Galizia auf Malta ist Anklage gegen einen möglichen Hintermann erhoben worden. Dem Unternehmer Yorgen Fenech wurde am Samstag vor Gericht in Valletta unter anderem Mittäterschaft an dem Mord und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

 

Fenech weist die Schuld von sich. Er war vor zehn Tagen festgenommen worden, als er mit einer Luxusjacht angeblich fliehen wollte. In dem Fall steht auch die Regierung von Premierminister Joseph Muscat extrem unter Druck, weil der Angeklagte Kontakt zu einem der engsten Vertrauten des Regierungschefs gehabt haben soll. Möglicherweise könnte Muscat nach der Anklageerhebung seinen Rücktritt ankündigen.

Drei Männer bereits angeklagt

Caruana Galizia war am 16. Oktober 2017 in ihrem Auto in die Luft gesprengt worden. Die damals 53-Jährige hatte unter anderem über Korruption bei Regierung und Geschäftsmännern auf Malta recherchiert. Drei Männer wurden bisher festgenommen und angeklagt. Sie sollen den Sprengsatz gebaut und gezündet haben. Wer hinter ihnen steckte, ist bislang unklar.

Fenech hatte angeboten, Informationen zu dem Mordfall zu liefern und im Gegenzug Straffreiheit gefordert. Dies war ihm verwehrt worden. Er will wissen, dass auch Muscats Stabschef Keith Schembri in den Mord verwickelt ist.

Fenech ist Direktor eines Konsortiums, das 2013 von der Regierung den Auftrag erhalten hatte, ein Gaskraftwerk zu bauen. 2018 kam heraus, dass ihm auch eine geheime Offshore-Gesellschaft namens „17 Black“ gehörte. Caruana Galizia hatte Monate vor ihrem Tod über „17 Black“ geschrieben.

Stabschef Schembri wurde festgenommen

Wütende Demonstranten waren in der vergangenen Woche wiederholt gegen die Regierung auf die Straße gegangen und hatten den Rücktritt des Premierministers gefordert. Sie werfen der Führung ihres Landes Korruption vor und verlangen Gerechtigkeit für Caruana Galizia.

Vor dem Hintergrund der Mordermittlungen war auch Stabschef Schembri von seinem Posten zurückgetreten und vorübergehend festgenommen worden. Er und der frühere Energie- und Tourismusminister Konrad Mizzi waren von Caruana Galizia bezichtigt worden, Schmiergelder von Fenech angenommen zu haben. Alle beteuern ihre Unschuld.