Warum gibt es in Stuttgart eigentlich so viele kalifornische Mammutbäume? Der Grund dafür ist königlich.

S-Süd - Heißer Sommer, gigantischer Herbst! Das dachte man sich in der Markuskirche im Stuttgarter Süden, und startete die Reihe M22 mit einem Vortrag zu „Giganten des Königs – Stuttgarts Mammutbäume und andere Geschichten aus Stuttgarts Geschichte“. Bernhard Leibelt beschrieb – neben Stuttgarts „Schokoladenseite“, also Historie der Schokoladenhersteller, sowie dem Mord an Hofkammersängerin Anna Sutter im Jahr 1910, warum solche Riesenbäume die hiesige Flora bereichern. Denn eigentlich sind das Redwood oder auch Wellingtonie in Kalifornien beheimatet, etwa im Sequoia National Park.

 

Doch etwa 100 dieser beeindruckenden Baumriesen gebe es in Stuttgart, so der ehemalige Biologie-, Erdkunde- und Chemielehrer, viele über 150 Jahre alt. Allein im Landschaftspark Wernhalde unterhalb der Neuen Weinsteige stehen 44 Mammutbäume, zudem über das Stadtgebiet verteilt, unter anderem am Berliner Platz nahe der Liederhalle, unterhalb der Grabkapelle am Rotenberg, beim Schloss Rosenstein, in der Halbhöhenlage vor der Villa Bosch, am Fuß der Karlshöhe, am Bopser, an der Alten Weinsteige, der Lenzhalde und freilich der Wilhelma, um nur einige Beispiele zu nennen.

„Diese Besonderheit Stuttgarts hat auch mit dem Faible Königs Wilhelm I. für exotische Pflanzen zu tun“, so Leibelt. Aber wie sind sie auch in den Welzheimer Wald oder in die Nähe des Klosters Lorch gekommen? „Die Königliche Forstverwaltung hatte 1864 einen Pfund Samen für Mammutbäume in den USA bestellt, das waren zu viele. Keiner bedachte: Auch ein Mammutbaum beginnt mal klein. Daraus erwuchsen 5000 Keimlinge.“ Und die passten unmöglich alle in die Wilhelma, des Königs botanischen Garten, für den er sie zunächst vorgesehen hatte.

Und so konnten für sechs Gulden 28 Kreuzer betuchte Privatleute Mammutbaumsamen erstehen. Die „Wilhelmasaat“ kam daher auch in die Wernhalde, damals noch ein Privatgarten. „Das Anliegen des „Königs der Bauern“ sei indes nicht nur ein exotisches, sondern auch ein pragmatisches gewesen, so Leibelt. Nach der großen Hungersnot 1816 war ihm neben der Land- auch die Forstwirtschaft ein Anliegen. Im Land gab es einen enormen Bedarf an Holz, etwa für den Haus- oder den Schienenbau. Entsprechend faszinierten ihn diese ältesten, höchsten und mächtigsten Bäume der Erdgeschichte wie „General Sherman“. Der voluminöseste lebende Baum der Erde steht im Sequoia National Park, misst 84 Meter, hat einen Stammumfang von 31 Metern und ist geschätzt 2700 Jahre alt.