Die Millionen-Abfindung für den früheren Deutsche-Bank-Chef John Cryan ist nur ein Schlag ins Gesicht für die Mitarbeiter, die wegen der Fusionsgespräche mit der Commerzbank um ihre Jobs bangen. Und eine Zumutung für die Kunden, meint Wirtschaftredakteurin Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Vielleicht haben die Aufsichtsräte der Deutschen Bank ein schlechtes Gewissen. Denn bei der Ablösung des Briten John Cryan durch den neuen Chef Christian Sewing vor einem Jahr hat das Kontrollgremium keinen guten Stil bewiesen: Schon zwei Wochen vor der Personalrochade wurde bekannt, dass der Aufsichtsrat einen Nachfolger für Cryan suchte. Das war unfair gegenüber dem Briten, der sich – anders als manch anderer Manager – nichts hatte zuschulden lassen kommen.

 

Klar ist aber auch, dass Cryan die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt hat. Vor diesem Hintergrund ist die üppige Abfindung für den 58-Jährigen absurd. Sie errechnet sich offenbar aus den Gehalts- und Altersvorsorgeansprüchen, die Cryan bei einer Vollendung seines für fünf Jahre geschlossenen Vertrags zugestanden hätten. Dass normale Arbeitnehmer bei einer strittigen Kündigung ein Finanzpolster für den beruflichen Neustart bekommen, ist eine gute Regel. Bei Managern mit Millionenbezügen ist das aber unnötig.

Öffentliche Empörung verpufft

Schon vor zwei Jahren gab es einen Aufschrei, als die Ex-VW-Managerin Christine Hohmann-Dennhardt eine Abfindung von ebenfalls gut zwölf Millionen Euro kassierte – nach gerade einmal 13 Monaten bei dem Autokonzern. Den Aufsichtsräten der Deutschen Bank muss also klar sein, was ihre Entscheidung für den ohnehin ramponierten Ruf ihres Hauses bedeutet.

Gewiss: Ein wirtschaftlicher Schaden im engeren Sinne entsteht durch die hohen Manager-Bezüge nicht. Umgelegt auf alle Mitarbeiter oder Aktionäre ergeben sich bescheidene Summen. Doch um die ging es auch bei den erst 2018 erhöhten Kontogebühren. Und ihre Kunden zu verprellen, kann sich die Deutsche Bank nicht leisten.