Manfred Beier hat als Stadtplanungschef von der B 29-Umfahrung bis zum Arnold-Areal viele wichtige Entwicklungen von Schorndorf begleitet. Er findet: vieles wurde richtig gemacht.

Schorndorf - Für das Abschlussgespräch vor seinem Ruhestand hat sich Manfred Beier den Flächennutzungsplan der Stadt auf den Tisch gelegt. Nein, natürlich nicht als Gedankenstütze. Kaum einer kennt Schorndorf so gut und bis in ihr letztes Detail wie der langjährige Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Baurecht: Jedes noch so kleine Baugebiet und seine Geschichte, jeden Grundstückseigentümer – inklusive seiner Eigenheiten –, jedes Wegstück und Sträßlein.

 

Ganze 34 Jahre hat Manfred Beier in der Stadtplanung Schorndorfs gearbeitet. Eingestellt worden war er, und deswegen hat er die Karte mitgebracht, um den ersten Flächennutzungsplan Schorndorfs zu erarbeiten. „Das hat mich total gereizt. Schließlich bin ich in Schorndorf geboren und aufgewachsen“, sagt der Diplom-Geograf. Angefangen hat Manfred Beier im technischen Rathaus am Archivplatz. Aus dem Fachwerkgebäude ist er nie rausgekommen, „hier war ich schon in jedem Zimmer“, sagt der 63-Jährige und lächelt.

B 29-Umfahrung als wichtiger Baustein für Schorndorf

Mag sich sein Arbeitsplatz in den vergangenen drei Jahrzehnten kaum verändert haben – die restliche Stadt drumherum hat es ordentlich. Man kann es sich kaum noch vorstellen: Als Manfred Beier in die Stadtverwaltung eingetreten ist, wurde die Daimlerstadt noch von der B 29 zerschnitten. Es gab keine Umfahrung, keinen einzigen Kreisverkehr und dafür jede Menge Stau. „Der Verkehr musste außen herum, das war ein wichtiger Baustein für die Entwicklung von Schorndorf“, erzählt Manfred Beier, der die Stadt bei den damit verbundenen Gerichtsverfahren vertreten hat und sich mit den Klägern auseinandergesetzt hat.

Mit den Bürgern seiner Stadt hat er noch viele weitere Male über die Pläne für Verkehrsführungen oder Bauprojekte diskutiert. „Das war nie Mühsal. Das Argumentieren und Abwägen hat mir immer Spaß gemacht“, sagt Manfred Beier, der es durchaus zum Ziel hatte, irgendwann für die Region tätig zu werden. „Ich bin ein Regionaut. Aber in der Stadt kann man sehen, was man über die Jahre geplant hat – in der Region dauert alles noch länger“, sagt Manfred Beier, der das regionsweite Über-den-Tellerrand-schauen schließlich in der Planung der Remstal-Gartenschau ausleben konnte. Für ihn ein Höhepunkt, wenn auch ein anstrengender: „Es war lange nicht klar, ob alle Gemeinden dabei bleiben. Das war einfach ein neues Konzept“, sagt Beier, der es schließlich genossen hat, in seiner Heimatstadt bei der Gartenschau mitzuwirken.

Großer Wunsch: bessere Verbindung zwischen Vorstadt und Innenstadt

Andere dicke Bretter konnte er trotz seiner langjährigen Tätigkeit nicht fertig bohren. Den Spatenstich für das Baugebiet Obere Straßenäcker immerhin, den konnte er noch miterleben. Aber die Ortsumfahrung Miedelsbach oder das Baugebiet Schölleräcker muss er in die Hände seines Nachfolgers Thorsten Donn übergeben. „Eine Stadt ist eben nie fertig“, sagt Manfred Beier, der aus stadtplanerischer Sicht für Schorndorf noch einen großen Wunsch hätte: „Durch die Bahnlinie zerfällt die Stadt stark in zwei Teile“, sagt Beier, der die Verbindung durch eine breite Unterführung oder ähnliches gerne herstellen würde.

Und wie steht Schorndorf in den Augen des Chefplaners sonst da? „Es gibt ja immer die Gefahr, betriebsblind zu werden. Aber viele, die länger nicht mehr in Schorndorf waren, sagen, dass sich die Stadt stark verändert hat, positiv verändert hat“, sagt Manfred Beier, der selbst findet: „Es wurde alles richtig gemacht.“

In der Innenstadt von Schorndorf vieles richtig gemacht

Zum Beispiel in der Altstadt, „unserem Schatzkästlein“, wie Beier sagt. Der Verkehr wurde Stück für Stück aus dem Zentrum verbannt, die Bausubstanz erhalten, hinzu kam etwa das umgestaltete Arnold-Areal als zusätzlicher Frequenzbringer. Und wenn er so erzählt, dann fällt ganz oft ein Satz, der viel über sein Wesen verrät: „Das war aber nicht nur der Beier“. Nein, nicht nur, aber auch. Hochinteressiert bis zum letzten Arbeitstag, wie er betont.

Jetzt will sich der passionierte Radler erst mal offen halten, ob er sich weiter für seine Stadt engagiert, will sich Zeit nehmen, um etwa einen Freund in Hannover mit dem Rad zu besuchen. Wobei, die Planung der Internationalen Bauausstellung tät ihn schon reizen. „Das kommt ja nicht so oft vor“, sagt Manfred Beier. „Deswegen habe ich noch nicht Nein gesagt.“