In den meisten Flüchtlingsunterkünften gibt es kein WLAN. Für die große Lösung benötigt die Stadt noch Zeit, deshalb sollen nun Mittel für kurzfristige Lösungen bereitgestellt werden. Die Stadt setzt auf die Mithilfe ehrenamtlich Engagierter und der Träger der Flüchtlingshilfe.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Die Sozialverwaltung der Stadt Stuttgart will Flüchtlingsunterkünfte flächendeckend mit Internet ausstatten. Dieses Ziel ist in einer Beschlussvorlage, über die Donnerstag im Gemeinderat befunden wird, formuliert. „Der Zugang zum Internet stellt eine wesentliche Ausgangsvoraussetzung für die digitale und soziale Teilhabe dar“, heißt es darin – eine „perspektivische flächendeckende Internetversorgung“ nach einheitlichem Standard in allen Gemeinschaftseinrichtungen sei „zwingend erforderlich“. Weil die ämterübergreifende Erarbeitung des Internetkonzepts jedoch nach Auskunft der Stadt „noch einige Monate“ in Anspruch nehmen wird, soll nun kurzfristig etwas passieren, um Kindern und Jugendlichen aus den Unterkünften die Teilnahme am Homeschooling zu ermöglichen.

 

Mit 50 000 Euro will das Sozialamt deshalb laut Vorlage Interimslösungen zum Ausbau von Internetzugängen finanzieren, die von ehrenamtlich Engagierten und den Trägern in Kooperation mit dem Liegenschaftsamt entwickelt werden sollen. Die Prozesse und Abläufe im Liegenschaftsamt würden aktuell „überarbeitet, um den zeitlichen Prüfungsbedarf in Zukunft deutlich reduzieren zu können“, heißt es zudem in der Vorlage.

Am Donnerstag ist mit Zustimmung zu rechnen

Diesen Satz hat Asylpfarrer Joachim Schlecht mit Freude gelesen, wie er sagt, das sei ein „deutliches Signal“. Schlecht hatte der Verwaltung Anfang Mai in einem Brief an die Fraktionen Verschleppung bei dem Thema WLAN vorgeworfen, was die Stadt zurückgewiesen hatte. Dass nun 50 000 Euro zur Verfügung gestellt werden sollen, wertet Schlecht „positiv“, fragt sich jedoch, „warum erst jetzt“ gehandelt werde und nicht schon ein Dreivierteljahr früher etwas passiert sei.

Nahezu alle im Gemeinderat befindlichen Fraktionen hatten bei dem Thema Druck gemacht und in mehreren Anträgen Lösungen gefordert. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Vorlage am Donnerstag mit großer Mehrheit beschlossen werden wird.

Liga der Wohlfahrtspflege will „stabile dauerhafte Lösung“

Darauf setzt man auch bei der Liga der Wohlfahrtspflege, die sich als Vertreterin der Träger ebenfalls für die geflüchteten Schülerinnen und Schüler starkgemacht hat: „Als Liga der Wohlfahrtspflege begrüßen wir alle Maßnahmen, die helfen, allen Kindern und Jugendlichen schnell einen Zugang zum WLAN zu ermöglichen, damit sie am Fernlernen teilnehmen können“, kommentiert der Liga-Sprecher, Caritas-Direktor Uwe Hardt, die Pläne. Er würdigt das Engagement der Flüchtlingsfreundeskreise, betont aber auch: „Das Ehrenamt kann jedoch nicht die Verpflichtung der Stadt ersetzen, dass allen Kindern und Jugendlichen in dieser Stadt ein Zugang zum virtuellen Lernen ermöglicht wird.“ Hardt pocht darauf, dass es tatsächlich weitergeht: „Interimslösungen entbinden die Stadt nicht davon, eine stabile dauerhafte Lösung zu finden.“

Es geht der Liga zudem nicht nur um das Thema WLAN, sondern auch um digitale Endgeräte. „Bis heute liegen uns keine eindeutigen Auswertungen vor, ob die vom Bund finanzierten Endgeräte auch tatsächlich bei den Kindern und Jugendlichen angekommen sind“, fordert Hardt die Stadt auf, dies genau zu ermitteln. Sie hätten bisher nur die Information, dass Schulen die Geräte erhalten hätten.