Die Hundetrainerin Elke Bauer richtet in Stuttgart-Sillenbuch Mantrailing-Kurse für Hund und Mensch aus. Die Tiere lernen dabei, Geruchsspuren zu folgen – und Versuchungen wie Katzen oder fremden Pfützen zu widerstehen. Das klappt nicht bei allen gleich gut.

Sillenbuch - Eddy macht sich extra lang und extra flach – und schießt los wie eine Rakete. Ute Nonnenmacher muss die Beine in die Hand nehmen, um mit ihrem Rauhaardackel mithalten zu können. Keine drei Sekunden und das Duo ist im Laufschritt hinter einer Kurve verschwunden. Wenn der zweijährige Rüde eine Fährte aufgenommen hat, stoppt ihn nichts und niemand. Typisch Jagdhund, typisch Dackel-Dickkopf, wird das Frauchen später sagen. Aber dafür ist das Mensch-Tier-Gespann schließlich nach Sillenbuch gekommen: zum Auspowern.

 

Der letzte Teil des Mantrailing-Kurses steht an. Elke Bauer richtet ihn aus. Sie betreibt seit 2012 als Hundetrainerin und Verhaltensberaterin eine Hundeschule in Alt-Sillenbuch und bietet regelmäßig Workshops an, in denen Tiere lernen, Geruchsspuren zu folgen und über eine Distanz von einigen hundert Metern einen Menschen wiederzufinden. Dazu müssen sie eine Verknüpfung zwischen einem eingetüteten T-Shirt und dem Menschen herstellen. „Die meisten haben das ruckzuck raus“, sagt Elke Bauer. Emma Fleischmann (13) und Nike Roming (11) spielen heute die Zielpersonen. Während ein Mädchen das richtige Ziel ist, ist das andere da, um die Hunde abzulenken und auf eine falsche Fährte zu locken. „Differenzieren“ heißt diese Disziplin.

Hund in Arbeitskleidung

Emil schlägt sich gut. „Das ist seine Passion“, sagt die Besitzerin Sandra Dehli. Dabei ist der einjährige walisische Springer-Spaniel der Jungspund im Rudel. Die Halterin aus dem Scharnhauser Park bindet ihm sein weißes Halstuch um. Emil weiß: Das ist seine Arbeitskleidung. Einen Mann, der lautstark mit einer Gartenschere hantiert, lässt er links liegen. An einem Grasbüschel klappt das jedoch weniger gut. Emil lässt interessiert die Nase kreisen. Wahrscheinlich hat da eine läufige Hündin hingemacht, glaubt Elke Bauer. Sie und Sandra Dehli lassen Emil kurz Zeit. „Jetzt muss er sich daran erinnern, was seine Aufgabe ist.“ Die Ablenkungen sind allgegenwärtig. Klim, der große Mischling von Leslie Clement-Trinkel, trifft mitten in der Übung auf eine Katze – und das auch noch bei böigem Gegenwind, der die Gerüche verwirbelt. Das sind die Herausforderungen im Wohngebiet: Der Hund muss alles ausblenden – Radfahrer, Kinder, Autos.

Während etwa fürs Rote Kreuz ausgebildete Mantrailing-Hunde Vermisste suchen, ist der Sillenbucher Kurs als reines Hobby ausgelegt. Zunächst gibt es eine Theorie-Einführung, dann geht es auf immer anderen Strecken an der langen Leine durch den Ort. „Wir betreiben es auf der Basisstufe“, sagt Elke Bauer; dennoch werde der Hund gefordert, denn das Erschnüffeln einer Geruchsspur in einem Wust von Düften sei „total anspruchsvoll“, und der Halter lerne, seinem Haustier zu vertrauen.

Die Hundenase geht hoch und runter

Schnell sind Unterschiede erkennbar. Während der Dackel Eddy und der Spaniel Emil mit der Nase dicht am Boden lospirschen, pendelt die kleine Betty – wie die Experten sagen. Hoch und runter geht die Hundenase. Die Halterin Petra Manthey aus Degerloch ist stolz auf ihren Dackelmix. „Beim letzten Mal war Betty nicht so motiviert“, sagt sie fast entschuldigend. Doch heute zeigen die Leckerlis Wirkung. Die Belohnungen bringen die Halter selbst mit. Betty liebt Käse und Schinken, für Emil gibt es getrockneten Dorsch, Eddy schleckt Hunde-Leberwurst aus der Tube. „Es soll sich ja lohnen“, sagt Elke Bauer augenzwinkernd. Geeignet sei jede Rasse; gerade die bekannten Jagd- und Stöberhunde hätten aber eine höhere Eigenmotivation. Doch Elke Bauer verspricht: „Was wir machen, kann jeder Hund. Ich habe noch keinen erlebt, der sich total verweigert hat.“