Die Tarifverhandlungen für die Krankenhausärzte kommen voran. Der Marburger Bund zeigt sich nach einem Entgegenkommen der Arbeitgeber zuversichtlich, dass sein Tarifvertrag dauerhaft abgesichert werden kann. Dies ist für ihn eine Existenzfrage.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Nach eineinhalb Monaten offizieller Sprachlosigkeit verhandeln die Arbeitgebervereinigung (VKA) und die Ärztegewerkschaft wieder über bessere Arbeitsbedingungen für die rund 55 000 Ärzte an den bundesweit gut 500 kommunalen Kliniken. Aller Voraussicht würden die Gespräche in Berlin auch an diesem Freitag den ganzen Tag andauern, sagte ein Sprecher des Marburger Bundes unserer Zeitung – für eine Prognose sei es zu früh. Dennoch ist dem Vernehmen nach ein Abschluss sehr wahrscheinlich.

 

Arbeitgeber wollen Ärztetarifvertrag garantieren

Immerhin war zuvor bei emsigen Kontakten hinter den Kulissen die größte Hürde weggeräumt worden: Die kommunalen Arbeitgeber sind nun bereit, den Ärztetarifvertrag mit dem Marburger Bund dauerhaft so rechtssicher zu machen, dass er von einem konkurrierenden Abkommen nicht mehr ausgehebelt werden kann. Ansonsten könnte er laut dem Tarifeinheitsgesetz – theoretisch zumindest – von einem Vertrag etwa mit der Konkurrenzgewerkschaft Verdi verdrängt werden, sofern diese an einer Klinik die Mehrheit aller Beschäftigten organisiert. Zuvor hatten sich die Arbeitgeber ungeachtet aller Bekenntnisse zum Tarifpartner geweigert, eine Garantie in der eindeutigen Formulierung abzugeben. Mit Verdi gibt es zwar eine Grundsatzvereinbarung zum gemeinsamen Vorgehen. Die sogenannte Kollisionsnorm aus dem Gesetz abzuwenden ist für den Marburger Bund aber eine Existenzfrage – weshalb er es an der Stelle überaus genau nimmt.

„Größte Warnstreik-Aktion in 13 Jahren“

Nun müssen noch Hindernisse überwunden werden, bei denen es teilweise schon Annäherungen gab: etwa die Forderungen nach zwei freien Wochenenden im Monat, einer Deckelung der Bereitschaftsdienste und einer „manipulationsfreien“ Arbeitszeiterfassung. Damit wäre auch die Urabstimmung unnötig, mit der die Gewerkschaft seit Wochen droht. Zugleich hätte sich die Mobilisierung mit insgesamt mehr als 10 000 Beteiligten gelohnt. Es sei die „größte Warnstreik-Aktion des Marburger Bundes in den vergangenen 13 Jahren“, frohlockt dieser. Damals wurde der eigenständige Tarifvertrag mühevoll erkämpft. Im Südwesten hatten am Dienstag erneut 2200 Ärzte die Arbeit niedergelegt. Über das ganze Land verteilt hätten sich Mitglieder aus den insgesamt 80 kommunalen Kliniken beteiligt, heißt es.