Die MHP Riesen Ludwigsburg haben gegen Telekom Baskets Bonn eine 78:83-Niederlage kassiert. Auch Marcos Knigth als letzter Neuzugang des Basketball-Bundesligisten konnte die Talfahrt nicht stoppen. Die Play-offs sind in Gefahr.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - In seinem ersten Heimspiel mit den MHP Riesen Ludwigsburg in der Champions League musste Marcos Knight vorzeitig mit fünf Fouls vom Feld. Mit der türkischen Schiedsrichterin Özlem Yalman stand der Basketballprofi schon zuvor in der Türkei auf Kriegsfuß. Am Samstag in der Bundesliga-Partie gegen Telekom Bonn hatte er im letzten Viertel schon wieder vier Fouls auf dem Konto, hielt zwar tapfer durch, konnte die 78:83-(36:46)-Niederlage gegen Bonn aber auch nicht verhindern, die fünfte in Folge. Die Aufholjagd nach einem desolaten 23-Punkte-Rückstand kam zu spät. „Auch Marcos hat zu spät angefangen zu spielen“, sagte Trainer John Patrick. „Aber er ist wichtig für uns, ein Führungsspieler.“

 

Von der Sorte haben die Riesen in dieser Saison nicht allzu viele. Knight kam Mitte Januar als vierter und letzter Neuzugang. Patricks Urteil steht: „Er ist unsere beste Nachverpflichtung – mit Abstand.“ Die anderen sind Lamont James, Donatis Sabeckis und Center Clint Chapman, der am Samstag nichtmal im Kader stand. „Aber er ist nicht abgeschrieben“, versichert Patrick. „Die Saison ist noch lang.“ Was nichts daran ändert: Viele Personalentscheidungen waren suboptimal.

Auszeichnung für Knight

Bei Knight scheint es anders. Nicht nur, weil er gleich eine Duftmarke setzte und als Spieler der Woche in der Champions League ausgezeichnet wurde. Beim Sieg im polnischen Anwil erreichte er einen Effektivitätswert von plus 39 – das ist eine eins mit Sternchen. Denn diese Statistik lügt nicht, sie beinhaltet alle relevanten Faktoren im Basketball: Punkte, Assists, Rebounds, Steals (Ballgewinne) und sogar die Blocks im Verhältnis zu Ballverluste und vergebenen Würfen. Anwil war der Ritterschlag für den Ritter, denn das bedeutet Knight übersetzt. Der 29-Jährige vergaß aber nicht, zu betonen: „Ich hätte das nicht ohne Gott meine Familie und die Mitspieler geschafft.“

Knight ist ein frommer Mensch, „wenn ich im Sommer zuhause bin gehe ich jeden Sonntag in die Kirche.“ Dazu bleibt jetzt keine Zeit, der Fokus liegt auf der Bundesliga, nachdem sich die Riesen aus dem Pokal und internationalen Wettbewerb verabschiedet haben. „Ich will mithelfen, dass wir in die Play-offs kommen.“ Das wird nach der Niederlage gegen Bonn verdammt schwer, das weiß auch Patrick. „Wir brauchen erst mal noch zwei, drei Siege für den Klassenerhalt.“ Knight ist der Hoffnungsträger, auch von Patrick: „Er hat eine vorbildliche Einstellung im Training, von ihm können die jungen Spieler lernen.“ Selbst in Punkto Ernährung. Schweinefleisch kommt bei ihm nicht auf den Tisch. „Ich achte auf meinen Körper und telefoniere jeden Tag mit meinem Bruder, wie ich mich am besten verhalte.“ Der ist eine Art Ernährungsberater des kräftigen Spielers mit 1,88 Meter und 98 Kilo.

Knight ist nie zufrieden

Seine Europa-Karriere startete er in Baunach, Basketball-Provinz. „Manchmal ist es gut, diesen Weg zu gehen“, sagt er. Den Abstiegskandidaten der Pro B führte er damals noch in die Play-offs und noch zum Aufstieg in die zweite Liga. Über Heidelberg landete er in Jena, wo der Sprung in die Bundesliga gelang. Die Familie mit seinem neunjährigen Sohn sowie Mutter und Oma wohnen noch in Thüringen. Selbst als er zwischenzeitlich zu einem Kurzgastspiel in Spanien und zuletzt in der Türkei war bei Aufsteiger Afynor. Doch als jetzt die Chance kam, in die Bundesliga zurückzukehren, packte er die beim Schopf. „Ich liebe Deutschland, auch den Schnee hier“, sagt der Spielmacher passend zur Jahreszeit. Den gab es in der Türkei nicht. Dort werde physischer gespielt, in Spanien dagegen sehr auf das mannschaftsdienliche Spiel geachtet, „da erzielt kaum mal ein Spieler mehr als 20 Punkte“. So wie er zu seinem Einstand gegen Medi Bayreuth mit 22 Punkten. Das war stark, „aber zufrieden bin ich nie“, sagt Knight – schon gar nicht am Samstag (12 Punkte). Ob er auch nächste Saison in Ludwigsburg spielen wird? „Wer weiß das schon, ich denke nicht soweit voraus.“ Höchstens mal an den Sommer in der Heimat Georgia. Dort wird auch Basketball gespielt – aber anders.

Jedes Jahr absolviert er ein Camp für bis zu 150 Jugendliche. „Ich will den Kindern etwas zurückgeben, was mir der Basketball gegeben hat.“ Ein vergleichsweise gutes Leben. „Das haben mir meine Mutter und Großmutter mit auf den Weg gegeben.“ Frauen mit denen sich Knight besser versteht als mit der Schiedsrichterin Yalman.