Mit einer Mischung aus Wehmut und Erleichterung hat Maria Höfl-Riesch ihr Karriereende verkündet. Die erfolgreichste deutsche Skifahrerin bei Olympischen Spielen hinterlässt eine Lücke, die nicht zu schließen ist.

München - Den lila-farbenen Blazer trug Maria Höfl-Riesch für ihren Sponsor. Die silberne Kette mit dem Firmennamen ebenfalls. Und vermutlich wird sie auch bis Ende des Jahres noch für die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt, werben. Allerdings nur noch als Skirennläuferin außer Dienst. Die 29-Jährige vom SC Partenkirchen hat am Donnerstag nicht ganz überraschend ihre Karriere beendet, „mit einem traurigen, wehmütigen Gefühl“, wie sie zugab, „aber mit Erleichterung“. Statt wie sonst nach der Saison üblicherweise zum Skitesten geht es für Maria Höfl-Riesch nun erst einmal in den Urlaub, in die USA und in die Karibik.

 

Der letzte Schritt, den Entschluss auch zu verkünden, fiel ihr allerdings nicht leicht. Bei dem Termin am Münchner Flughafen wurde ihr zunächst die Kristallkugel für den Gewinn des Abfahrtsweltcups von Alfons Hörmann, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, überreicht. Die Trophäe hatte sie in Lenzerheide nicht selbst in Empfang nehmen können, weil sie nach einem Sturz mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden war, während im Zielraum der Ski-Weltverband unsensibel die Siegerehrung für die besten Abfahrerinnen des Jahres abgehalten hatte.

Der kleine Film, der gestern eingespielt wurde, zeigte nur Höfl-Riesch-Sequenzen aus diesem Winter. Sie sprach von einer „traumhaften Saison“, die sie noch einmal kurz Revue passieren lasse und zögerte das hinaus, worum es bei diesem Termin tatsächlich ging. Als es dann raus war, sie diesen Satz – „es ist so, dass ich meine Karriere beende“ – gesagte hatte, schwang viel Wehmut in ihrer Stimme mit. Ergriffen erzählte sie von den vergangenen Wochen, in denen sie hin- und hergerissen war.

In Sotschi, nach ihrem Sieg in der Superkombination hatte Maria Höfl-Riesch „ein erstes Bauchgefühl“, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen sei. Aber dann geriet sie doch noch einmal ins Grübeln, redete mit den Trainern und dem Alpindirektor Wolfgang Maier, der sie die letzten 15 Jahre begleitet hat. Meier hatte sogar in Aussicht gestellt, den bisherigen Technikcoach Christian Schwaiger, „der wichtigste Mann für mich“, so Maria Höfl-Riesch, ganz für sie abzustellen. Aber sie blieb schließlich doch bei ihrem Bauchgefühl von Sotschi.

Der Gedanke, die Karriere nach ihren zweiten Olympischen Spielen zu beenden, war schon in den vergangenen Jahren gereift. Immer wieder ließ sie durchblicken, dass es ihr zunehmend schwerer falle, sich im Sommer fürs Training zu motivieren und aus dem Koffer zu leben. Ihre Prioritäten hatten sich auch durch ihre Heirat 2011 etwas verschoben. Ein weiteres Indiz war die enorme Energieleistung, die sie in den gerade zu Ende gegangenen Winter packte, um „mit einem großen Erfolg abtreten zu können“.

Schon früh hatten die Trainer Maria Riesch eine steile Karriere vorhergesagt. Mit 16 wurde sie Juniorenweltmeisterin und gab ihr Debüt im Weltcup, mit 19 stand sie zum ersten Mal ganz oben auf dem Siegerpodest. Im Februar 2004 gewann Maria Höfl-Riesch innerhalb von zwei Tagen zwei Rennen. Dann stoppten sie zwei Kreuzbandrisse und sie verpasste eine WM sowie die Olympischen Spiele in Turin. Fast zwei Winter musste sie pausieren, ehe sie zurückkehrte, so richtig durchstartete und zur erfolgreichsten deutschen Skirennläuferin avancierte.

27 Siege schaffte sie in ihrer Karriere, insgesamt 81- mal stand sie auf dem Weltcuppodest. Innerhalb von fünf Jahren holte sie bei Großereignissen neun Einzelmedaillen, darunter dreimal Gold bei zwei Olympischen Winterspielen, gewann fünf kleine Kristallkugeln und 2011 die große für den Sieg im Gesamtweltcup. In dieser Saison hatte sie glänzende Chancen, zum zweiten Mal als beste Skirennläuferin des Winters geehrt zu werden, aber der Sturz in der Abfahrt von Lenzerheide beendete diese Hoffnung – und die Karriere drei Rennen früher als geplant.

Für den DSV ist die Lücke, die Maria Höfl-Riesch hinterlässt, nicht so schnell zu schließen. Das Team verliert nicht nur eine zuverlässige Medaillensammlerin, sondern auch die Frontfrau. In Viktoria Rebensburg hat der Verband jetzt zunächst nur noch eine Siegläuferin. Auch im Trainerteam steht nun ein Umbruch bevor. Vermutlich wird Christian Schwaiger nach dem Rücktritt von Höfl-Riesch den Job aufgeben. Wolfgang Maier würde ihn gerne zum Nachwuchschef machen – um einen neuen deutschen Skistar hervorzubringen.