Beim ersten Marienplatzfest nach Corona kehrt auch das Fremdbier zurück. Vor einem Supermarkt bilden sich wieder lange Schlangen. Veranstalter Reiner Bocka hat dabei gemischte Gefühle.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Er macht dem Rewe überhaupt keine Vorwürfe, stellt Reiner Bocka, der Veranstalter des Marienplatzfests, klar. Es sei absolut erwünscht, dass alle Anrainer rund um den Platz davon profitierten, wenn seit Donnerstag Tausende Besucher zum Platz strömen, um Musik und Getränke bei schönem Wetter zu genießen. „Aber leider stellen wir auch dieses Jahr fest, dass einige wieder Fremdbier konsumieren“, sagt Bocka, der am Platz das Café Galao betreibt. Bilder von langen Schlangen vor dem Supermarkt untermauern seine Aussage. Am Samstag hatte er noch auf der Bühne dazu aufgerufen, keine Fremdgetränke mitzubringen.

 

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Nach Absagen – Diese Feste sind weiterhin geplant

Mit den Straßenfesten kehrt offenbar auch der Brauch des sogenannten Verräterbiers zurück, wie die Unsitte, seine eigenen Getränke zu Festen mitbringen, bereits seit Jahren beim Festival Umsonst & Draußen in Stuttgart geschmäht wird. Der Grund, warum das problematisch ist, liegt auf der Hand. „Wir werden nicht von der Stadt oder dem Land gefördert und müssen unsere Kosten decken“, sagt Bocka. Die entstehen vor allem durch die Künstler, die bei freiem Eintritt auf der Bühne spielen. 30 Acts sind es in diesem Jahr, die den Platz über vier Tage bespielen. „Getränke sind unsere wichtigsten Erlöse, etwa 80 Prozent davon finanzieren die Gagen“, sagt Bocka.

Fremdgetränke schaden dem Projekt

Aufgrund des herrlichen Wetters macht sich Bocka aber keine Sorgen, dass sein Verein beim Marienplatzfest, das noch über den Sonntag läuft, auf einem Teil der Kosten sitzenbleibt. „Am Donnerstag war der Andrang noch überschaubar, aber gerade der Samstag war richtig gut“, sagt Bocka.

Er sei sehr zufrieden, trotzdem sei es ihm ein Anliegen, für das Thema Fremdbier zu sensibilisieren: „Fremdgetränke schaden dem Projekt.“ Die Vorstellung an ein eingezäuntes Fest mit Einlasskontrollen gefällt dem Gastronom überhaupt nicht. Einen Vergleich zur Fremdbierquote bei den Marienplatzfesten vor den Lockdowns will er nicht ziehen. Wie massiv das Problem in diesem Jahr ist, lässt sich schwer quantifizieren: Während ein Beobachter am Samstagmittag keine Fremdgetränke ausmachen konnte, wurden die Supermarktschlagen am Abend länger und länger, hieß es.

Vier bis 4,50 Euro für die Halbe

Der halbe Liter Bier kostet auf dem Marienplatzfest vier bis 4,50 Euro, fünf Euro mit Pfand. Das sind zwar keine studentischen Preise, aber im Rahmen dessen, was man in Bars und Kneipen in der Stuttgarter Innenstadt für die Halbe bezahlt. Einigen scheint das auch in der ersten Stuttgarter Straßenfest-Saison seit Jahren nicht günstig genug zu sein.