Mario Barth hat wieder mal die Schleyerhalle gefüllt. Er spricht aus, was viele nur denken – leider.

Stuttgart - Nichts reimt sich auf Uschi“, steht auf den Tassen und T-Shirts, oder auch: „Janz wichtig: Fresse halten angesagt“. Man hat übrigens viel Zeit, diese Fan-Shop-Werbung zu betrachten, es dauert nämlich eine halbe Stunde, bis Mario Barth aus einer aufwendigen, aber funktionslosen U-Bahnhofskulisse hervortritt. „Hier in Stuttgart habt ihr mit Abstand die hübschesten Frauen“, brüllt er in die ausverkaufte Schleyerhalle. In seinem Presseheft lässt er von sich sagen, er spreche aus, „was viele nur denken“. Ist sein Programm „Männer sind schuld sagen die Frauen“ also eine Art Paartherapie für die schweigende Mehrheit?

 

In Echtzeit berlinert Barth („Det war icke!“) nun Dialoge mit seiner Freundin nach und kommentiert dann deren verwirrende Frauen-Sätze mit gesundem Männerverstand: „Die glauben ja, wir sind doof!“ Oder: „Die haben eine eigene Logik!“ Oder: „Die geben ja keine neuen Informationen, die werden nur lauter!“ Oder: „Die haben ja den längeren Atem!“ Oder: „Die haben ja immer ’ne Ausrede!“ Oder: „Die lenken ja sofort ab!“ Oder: „Die können ja tausendmal besser lügen als Männer!“ Und schließlich empört: „Die ist nie erreichbar, die geht nie ran! Ey, wat macht die mit mir?“ Nein, das klingt nicht selbstironisch. Dieser Mann, der sich anhört, als kotze er sich jetzt mal bei den Kumpels in der Eckkneipe aus, meint im Grunde alles ernst!

Barth trauert dem Männerbild der fünfziger Jahre nach

In monoton lautem Tonfall und unterstrichen von limitierter Grobmimik dröhnt Mario Barth durch den Abend. Frau geht gern einkaufen, baut Unfälle beim Einparken, füttert den Hund mit Rinderfilet und gibt auf die Frage „Wat krieg ick zu essen?“ patzig zur Antwort: „Mach dir doch ’ne Dose auf.“ Dies war übrigens einer von Barths Spitzengags, also einer von jenen, die er oft vorher ankündigt („Achtung: Jetzt kommt mein Lieblingssatz!“) und denen er selber vorauslacht. Danach reißt er die Augen auf schreit: „Wie geil ist das denn!?“ Ab und zu tauchen weitere Protagonisten auf, ein exzessiver Furzer etwa oder ein Freund, der – was in der Mario-Barth-Welt schlimm ist! – in Schwulenverdacht gerät. Oder „so ne Öko“, die ihm mal ihren antiautoritär erzogenen Siebenjährigen anvertraut, der dann, wie Barth hämisch erzählt, den Folter-Film „Saw 3“ anschauen darf.

Auch diesen Abend streckt Barth („Kennste, kennste, kennste!“) durch das Wiederholen von Situationen und Sätzen. Immer wieder sagt er auch, und immer stimmt es: „Kein Witz!“ Aber man sitzt hier ja auch nicht zum Spaß herum. Es geht tatsächlich um Therapie, allerdings nicht um die der Paare im Publikum, sondern um die eines dumpfen T-Shirt-Spießers, der dem Männer-Weltbild der fünfziger Jahre nachtrauert. Aber die Sitzung ist wieder mal fehlgeschlagen, ein Therapie-Fortschritt noch immer nicht in Sicht.