Regional, saisonal und bio – so kauft der nachhaltige Konsument von heute ein. Kürzere Transportwege und ein geringerer Energieaufwand für die Lagerung sind besser für das Klima. Wir stellen die verschiedenen Modelle auf den Fildern vor: Markt, Regiomat, Hofladen sowie Lieferung.

Digital Desk: Katrin Maier-Sohn (kms)

Filder - Seit es Städte gibt, gibt es Märkte. Denn Menschen tauschen seit jeher Waren. Zu den ersten bekannten Märkten gehörten zum Beispiel der Markt in Esslingen, den Karl der Große um 800 gründete, sowie der Trierer Hauptmarkt von 958. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wuchs die Anzahl der Großstädte. Doch kleinere Strukturen in Form von Bezirken, Stadtteilen und Quartieren bestanden weiter. Diese behielten ihre Strukturen und auch ihre eigenen Wochenmärkte bei. Die Märkte spielten als Nahversorgungs- und Versammlungszentrum eine wichtige Rolle für die Bevölkerung.

 

Auch heute noch werden Wochenmärkte rege besucht. Im vergangenen Jahr haben laut einer Studie von Allensbach fast 29 Millionen Menschen auf einem Wochenmarkt eingekauft. Im Vergleich zum Discounter hat der Besuch auf dem Markt einen gewissen Charme. „Auf dem Markt herrscht eine viel schönere Stimmung als im Supermarkt“, sagt Anna-Elisabeth Jansen, die mit ihrem Mann ein- bis zweimal in der Woche auf den Degerlocher Wochenmarkt geht. „Wenn man Bekannte trifft, schwätzt man auch mal gerne mit diesen.“ In den Supermarkt geht das Paar nur noch im Notfall.

Richtig ins Schwärmen kommt Ruth-Michaela Weber, die seit 13 Jahren in Degerloch wohnt und seitdem jeden Mittwoch und Samstag auf dem Markt am Rathausplatz ist: „Die Stimmung, die Begegnungen – das ist toll.“ Weber kauft regelmäßig Möhren, Kartoffeln und frische Blumen. „Und dazu kann man sich gegenseitig einen schönen Tag wünschen.“ Billig sei der Einkauf auf dem Markt nicht. „Ich gönne mir das aber“, sagt Weber.

Auch das junge Paar Anna Briechle und Mirko Klein Altstedde kommen regelmäßig auf den Wochenmarkt, ausgestattet mit ihren Jutebeuteln. Die beiden schätzen insbesondere die Möglichkeit, ohne Plastikverpackungen einkaufen zu können. Neben den regionalen und saisonalen Produkten sei aber zumindest unterbewusst die Stimmung auf dem Markt der Grund, dass sie immer wieder kommen. „Es ist schön, wenn die Käsefrau einen wiedererkennt“, so Briechle.

Regiomat: Rund um die Uhr einkaufen

Wer kennt es nicht: Es ist Sonntag, der Magen knurrt, und der Kühlschrank ist leer. Doch der Hunger kann auch nach Ladenschluss oder an Sonntagen gestillt werden: Mehrere Landwirte auf den Fildern haben Automaten aufgestellt, an denen rund um die Uhr frische und saisonale Produkte gekauft werden können.

So zum Beispiel in Vaihingen an der Katzenbachstraße. Dort lesen die Kunden, dass die Produkte vom Ziegenhof Holzer aus Hochdorf kommen. Warum das? Gibt es in Vaihingen keine eigenen Bauernhöfe? „Der Automat steht vor dem Haus meiner Eltern“, sagt die Bäuerin Andrea Holzer. „Bei jedem Familienbesuch bestücken wir den Automaten neu.“ Das sei viel Aufwand, rentiere sich aber. Auch auf ihrem Ziegenhof in Hochdorf steht ein solcher Automat. Das Modell in Vaihingen ergänzt seit Sommer 2018 das Angebot.

Besonders bei schönem Wetter und am Wochenende sei die Nachfrage nach den eigenen Eiern und dem Ziegenkäse hoch. „Wir bieten mit den Produkten aus Ziegenmilch etwas an, das es auf den Fildern sonst nicht gibt.“

Von den Fildern direkt kommt die Ware im Automat in Harthausen. Seit 2012 steht ein Milchautomat auf dem Aussiedlerhof Leerer Sack der Familie Bauer. Rund um die Uhr können sich die Leute dort frische Rohmilch zapfen. Und weil nicht jeder seine Flaschen selbst mitbringt, steht dort ein zweiter Automat, an dem die Kunden neben leeren Flaschen auch selbst gemachte Produkte wie eingelegtes Gemüse kaufen können.

Lieferung: Obst und Gemüse direkt vor die Tür

Wie Onlineshopping, nur mit gutem Gewissen – so fühlt sich der Einkauf auf der Internetseite des Gemüsehofs Hörz aus Filderstadt an. In ihrem Onlineshop bietet die Familie Hörz die sogenannte Grüne Kiste an. Das ist eine Kiste, die je nach Wunsch mit regionalem Ost und Gemüse gefüllt ist und von den Gemüsebauern aus Filderstadt an die Kunden geliefert wird. Diese regionale Gemüse- und Obstkiste ist in verschiedenen Sorten wie „Knabber-Mix-Kiste“ oder „Total regional“ und in unterschiedlichen Größen erhältlich. Der Preis liegt bei rund 15 Euro. Mit einem Klick landet die gewünschte Grüne Kiste im Warenkorb. Nachdem die Lieferadresse und Häufigkeit der Lieferung eingegeben sind, ist die Bestellung abgeschlossen, und es heißt abwarten, bis die Lieferung ankommt.

Zwei Tage nach der Bestellung ist die Kiste da. Dann ist es ein bisschen wie Geschenke auspacken an Weihnachten. Was wohl drin ist? Da frisches Obst und Gemüse aus der Region im Winter eher rar sind, beschränkt sich die Auswahl auf Wurzelsellerie, Möhren, Lauch, Ackersalat und Äpfel. Dafür liegt noch eine Tüte mit Walnüssen bei. Genau das Richtige für eine Suppe. Wichtig: Auf der Transportkiste sind zehn Euro Pfand. Für einen Servicebetrag holt der Bauer sie wieder ab oder man bestellt gleich die nächste Kiste.

Ab Hof: Die Kinder müssen weitermachen wollen

Seit 45 Jahren steht Ruth Briem mit ihrem Gemüsestand auf dem Degerlocher Marktplatz und trotzt regnerischen und kaum besuchten Tagen genauso wie dem Stress an einem turbulenten Samstagmorgen. Mittlerweile hat sie Unterstützung von ihrem Sohn Manuel Briem. Der Obst- und Gemüsehandel Briem aus Bernhausen ist nicht der einzige landwirtschaftliche Betrieb auf der Filderebene, der aus mehreren Familiengenerationen besteht.

Den Hof der Gehrungs in Plieningen gibt es seit vielen Generationen. Aktuell arbeiten zwei davon auf dem Hof: Michael Gehrung mit seiner Frau, die Schwester sowie seine Eltern. Da Gehrung noch einen anderen Beruf zu stemmen hat, müssen alle mitanpacken. Der Blick auf die Zukunft des Hofes ist jedoch ungewiss: „Die Landwirtschaft entwickelt sich in eine schwierige Richtung. Ob mein einjähriger Sohn da mal einsteigen möchte, weiß ich noch nicht.“

Auch anderswo ist das Fortbestehen unsicher. Auf dem Bärenhof in Leinfelden-Echterdingen ist Gudrun Vohl-Grözinger für die Bewirtschaftung zuständig. Der Hof ist seit vielen Generationen in Familienbesitz. Mehrere Hundert Jahre alt sei der Hof, erzählt Vohl-Grözinger. Doch Nachkommen, die ihn mal übernehmen werden, gibt es keine. „Ich kümmere mich um den Hof, solange es geht“, sagt die Bäuerin. „Wie es danach weitergeht, muss man schauen.“