Händler bleiben freitags den Ständen in der Altstadt fern, nachdem sich die Kundschaft rar macht. Nun haben sich auch die beiden letzten nach einem neuen Standort umgesehen.

Leonberg - Die beiden letzten Aufrechten geben auch auf. Heute findet bis auf Weiteres der letzte Freitagsmarkt vor der Kulisse der historischen Altstadt statt. Elfriede Bolay und Bernhard Wanzki bieten noch einmal ihre Erzeugnisse an, bevor auch sie dem Marktplatz Ade sagen.

 

„Der Wegzug des großen Gemüse- und Obststandes der Familie Ragoßnig vor einigen Monaten hat dazu geführt, dass viele ehemalige Kunden freitags dem Marktplatz fernblieben“, sagt der Höfinger Bernhard Wanzki. Er betreibt am Marktplatz einen Apfelstand. Aus persönlichen Gründen kümmert sich die Familie Ragoßnig verstärkt nun um ihren Feinkost-stand in der Stuttgarter Markthalle.

Immer mehr Stände ziehen ab

Als Folge hatte auch die Firma Widmann ihren Käsestand abgezogen – der steht freitags nun in Tübingen. „Die Gärtnerei Bayha aus Münchingen kann ihre Erzeugnisse in der kalten Jahreszeit nun mal nicht unter freiem Himmel anbieten“, sagt Wanzki. Gemeinsam mit der Werbegemeinschaft Faszination Altstadt sowie dem Betreiber von Lorenzos Feinkost, der inzwischen auch dem Freitagsmarkt fernbleibt, wurde ein Gemüse- und Obstverkäufer gesucht. Leider ohne Erfolg.

Mit frischen Gemüse können sich Besucher der Altstadt weiterhin im Bio-Fachgeschäft „Mutter Natur“ und auf dem Mittwochsmarkt eindecken. Neuerdings können die Kunden dafür auch nach Mekka pilgern – dies ist nämlich die Übersetzung von „Makkah“, dem Namen des kleinen Ladens an der Ecke Graf-Ulrich-Straße und Feuerbacher Straße. Den betreiben zwei junge Syrer, die neben orientalischen Spezialitäten auch Gemüse und Obst im Sortiment haben.

Regionale Produkte nun woanders angeboten

Nun ziehen Wanzki und Elfriede Bolay die Konsequenzen. Die Gebersheimerin bietet an ihren Stand Honig und Imkereierzeugnisse, eigene Backwaren sowie allerlei saisonale Produkte vom eigenen Bauernhof an. Sie wird ihren Stand künftig auf den Wochenmarkt am Mittwoch auf dem Marktplatz aufschlagen.

„Da ich nicht alleine auf dem Marktplatz stehen will und ein Standort auf der Freifläche vor dem Schwarzen Adler nicht erlaubt wurde, werde ich vom 9. Januar an mit meinem Apfelstand in Eltingen auf dem Wochenmarkt sein“, sagt Bernhard Wanzki. „Da gibt es Geflügel, Fleisch, Eier, Käse und vieles andere für das Wohlbefinden und nun auch heimische Äpfel“, ist der Höfinger zuversichtlich.

Die Entscheidung ist ihm nicht leichtgefallen, weil er am Marktplatz viele nette Menschen kennengelernt hat. Auch hat Wanzki die vielen interessierten Fragen der neugierigen Schüler der Spitalschule genossen.

Markt startete 2005

Am 8. April 2005 hat alles begonnen: Ein Markt mit Feinkost im Angebot war an diesem Freitag auf dem historischen Marktplatz gestartet. Dem Ideengeber, der Werbegemeinschaft Faszination Altstadt, schwebte so etwas wie eine Open-Air-Markthalle in der Altstadt vor.

Der Enthusiasmus war groß. Gleich für den ersten Markttag konnten insgesamt 15 Marktbeschicker gewonnen werden, die für ein breites, attraktives Sortiment standen. Erhältlich waren Bier, Blumen, Crêpes, Eier, Fisch, Gemüse, Gewürze, Honig, Käse, italienische Nudeln, Obst, Waren eines Mühlenladens, Pflanzen, kulinarische Delikatessen und auch Sekt.

Unterstützt wurde das neue Einkaufsflair von den Gastronomen, die während des Marktgeschehens bei entsprechendem Wetter im Freien bewirten konnten – dieser damals bescheidene Ansatz einer Gastronomie im Freien ist heute selbstverständlich.

Werbegemeinschaft sucht weiter nach Ständen

Die Busse, die seinerzeit noch über den Marktplatz fuhren, mussten von 10 bis 20 Uhr draußen bleiben. Eine Regel, die mittlerweile nicht nur an den Markttagen gilt.

Bei der Faszination Altstadt als Veranstalter des Markts liefen in all den Jahren und auch heute noch die organisatorischen Fäden zusammen, hier können sich interessierte Marktbeschicker melden.

Der Sprecher der Faszination, Joachim Heller, ist zuversichtlich, den Freitagsmarkt wieder zu aktivieren. „Ein guter Stand mit Gemüse und Obst ist der Dreh- und Angelpunkt“, weiß er. Lasse sich ein solcher Publikumsbringer gewinnen, dann gebe es genug weitere Interessenten.