Die große Marktplatz-Sanierung hat begonnen – trotz einbrechender Einnahmen.

Weil der Stadt - Noch ist das Gesicht von Johannes Kepler mit einem weißen Tuch bedeckt. Aber Jürgen Katz greift zum Bändel und zieht. Das Tuch fällt vom großen Denkmal und Keplers Kopf kommt zum Vorschein, mit einem gelben Bauhelm versehen. Damit übernimmt der große Astronom in den kommenden eineinhalb Jahren wohl die Hauptverantwortung für das Bauprojekt, auf das die Weil der Städter seit Jahrzehnten warten.

 

Am Montag haben die Bauarbeiten für die Marktplatz-Sanierung begonnen. Die Mitarbeiter, Bagger und Geräte der Baufirma Rädlinger aus dem Bayerischen Wald stehen schon bereit, als der Beigeordnete Jürgen Katz mit der Enthüllung von Keplers Bauhelm den Startschuss gibt. In drei Abschnitten machen sich die Tiefbauer von Rädlinger jetzt ans Werk. Zuerst sanieren sie den Platz am nördlichen Ende, dann im Bereich Pforzheimer Straße und dann im Bereich Stuttgarter Straße. „Der Baufirma wäre es natürlich lieber, in einem Zuge durcharbeiten zu können“, sagt Siegbert Koegst, der Leiter des städtischen Tiefbauamts und Projektleiter für den Marktplatz. „Aber uns ist es wichtig, dass die Geschäfte hier in der Altstadt immer erreichbar bleiben.“

Baumreihe und Sitzbänke

Der Marktplatz bekommt einen „steinernen Teppich“ als Zentrum, dazu Freitreppen, eine Sandsteinkante um das Kepler-Denkmal, eine Baumreihe und Sitzbänke – und er wird autofrei. Weil damit Parkplätze wegfallen, war das Projekt unter den Gewerbetreibenden nicht unumstritten. Aber nicht nur das: Sie müssen jetzt nicht nur mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie kämpfen, sondern haben seit Montag auch bis Ende 2021 eine Baustelle vor der Haustüre.

Jürgen Katz, der fürs Bauen zuständige Beigeordnete, weiß all das und will deshalb helfen. Zusammen mit einer Agentur und der Citymanagerin Marion Beck hat er ein „Baustellenmarketing“ ins Leben gerufen. „Unsere Idee ist es zu sagen: Leute, bleibt nicht weg von der Altstadt, sondern kommt her“, erklärt Katz. „Wir wollen vermitteln, dass eine Baustelle spannend ist und es hier etwas zu sehen gibt.“

Die Bauzäune sind bereits aufgestellt, verziert mit Cartoons des Lokalhistorikers Wolfgang Schütz. Johannes Kepler mit dem Bauhelm ist das verbindende Logo. Dass man bei Thomas Buhl vom Wagenbau der Narrenzunft einen gelben Helm auch für das Kepler-Denkmal in Auftrag gab, lag da auf der Hand. „Es wird immer wieder Überraschungen geben“, kündigt Katz an, ohne mehr ins Detail zu gehen.

Tiefbauarbeiten liegen über der Kostenschätzung

3,8 Millionen Euro kostet der Umbau des mittelalterlichen Platzes. Die jetzt beginnenden Tiefbauarbeiten liegen bereits über der Kostenschätzung. Allerdings hat die Stadt auch zusätzliche Maßnahmen beauftragt, die beim Gemeinderatsbeschluss im Dezember noch nicht vorgesehen waren: der Anschluss der Brunnen ans Wassernetz und zusätzliche Leitungen für Wasser, Abwasser, Strom.

Am Projekt Marktplatz an sich habe man wegen der Einnahmeeinbrüche durch die Corona-Pandemie nicht rütteln wollen, sagt der Beigeordnete Katz am Montag. „Wir alle, im Gemeinderat und in der Stadtverwaltung, sind der Meinung, dass es ein wichtiges Projekt ist“, erklärt er. Zweitens gebe es jetzt Fördermittel, die man nicht schieben könne. „Und drittens“, sagt der Beigeordnete, „macht es keinen Sinn, wenn bei einer einbrechenden Konjunktur auch die öffentliche Hand alle Projekte absagt.“