Der Gemeinderat genehmigt für die Renovierung der Tiefgarage unter dem Marktplatz ein umfangreiches Personaltableau. Eine Stelle für Öffentlichkeitsarbeit zählt dazu.

Sindelfingen - Mit einem enormen Aufwand packt die Stadt Sindelfingen die Sanierung der Tiefgarage am Marktplatz an. Bei dem bisher mit Gesamtkosten von rund 38 Millionen Euro veranschlagten Projekt fallen allein für die Planung, Machbarkeitsstudien und Vergabeverfahren fast neun Millionen Euro an. Zudem wird mit Personalkosten in Höhe von drei Millionen Euro gerechnet. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurden sieben Stellen genehmigt für Mitarbeiter, die sich um die Projektleitung, Koordination, Begleitprojekte und die Öffentlichkeitsarbeit kümmern sollen.

 

Ausweichquartier für Weihnachtsmarkt

„Das Vorhaben ist für uns die größte Herausforderung in den nächsten Jahren“, erklärte die Baubürgermeisterin Corinna Clemens. Es gehe dabei nicht nur um die Tiefgarage, sondern auch um die Neugestaltung des Marktplatzes. Wenn der bauliche Eingriff erfolgt, ist die gesamte Innenstadt tangiert. Betroffen sind die Händler, die Anwohner und nicht zuletzt die Autofahrer. Es müssen nicht nur Ersatzflächen für Parkplätze gefunden werden. Auch der Markt muss zwischenzeitlich woanders stattfinden. Das gilt auch für Feste und den Weihnachtsmarkt, für den ein Ausweichquartier gefunden werden muss.

„Wir wollen von Anfang an die Öffentlichkeit einbinden“, betonte der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer (CDU). Man wolle früh in die Öffentlichkeitsarbeit einsteigen und nach Baubeginn auch Führungen anbieten. Sogar Events wie Tiefgaragenfeten sind geplant. Um das Vorhaben zu stemmen, wollte die Verwaltung zu der Stelle für die Öffentlichkeitsarbeit auch noch eine Assistenzstelle schaffen, die zudem Marketingaufgaben bekommt. Gegen diese hatten die Fraktionen angesichts der Kosten allerdings etwas einzuwenden. Die Stelle soll nun eventuell zu einem späteren Zeitpunkt besetzt werden. Nach der Kritik angesichts des finanziellen Aufwands machte Vöhringer ein Zugeständnis. Er will die sieben Personalstellen nun sukzessive und nach Bedarf ausschreiben.

Baugutachten fehlt noch

Dass die Zeit aber dränge, hob Walter Arnold (CDU) hervor. Die Tiefgarage sei so marode, dass es „fünf vor zwölf“ sei. Man hätte die Sanierung schon früher anpacken sollen. Aber dazu fehlte bis vor kurzem noch das Geld: wegen den extrem schwankenden Einnahmen bei der Gewerbesteuer.

Die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Ingrid Balzer, hätte vor der Entscheidung über das Personaltableau lieber das bauliche Gutachten auf dem Tisch gehabt, das die notwendigen Arbeiten konkreter fasst. „Die Geschichte wird hier vom Schwanz her aufgezäumt“, sagte Balzer. Dennoch signalisierte sie auch für ihre Fraktion die Zustimmung. Allerdings unter der Bedingung, dass statt der zwei geplanten Stellen für die Kommunikation nur eine geschaffen werde.

Richard Pitterle (Linke): Abteilung Agitation und Propaganda

Gegen die Verpflichtung von Öffentlichkeitsarbeitern sprach sich dagegen Andreas Knapp von der FDP aus. Wichtiger sei, dass qualifizierte Projektmanager und Ingenieure eingestellt würden. Richard Pitterle (Linke) wiederum bezweifelte, ob „so viel Kräfte für die Abteilung Agitation und Propaganda“ gebraucht werden.

Andreas Schneider-Dölker (SPD) und Tobias Bacherle (Grüne) gaben zu Bedenken, dass die Tiefgarage in dieser Dimension ihrer Meinung nach kaum für alle Zeiten benötigt werde. „Das ist vielleicht in den nächsten zehn bis 20 Jahren der Fall“, sagte Schneider-Dölker. Doch könnten in den Folgejahren durchaus weniger Besucher in die Innenstadt strömen – wenn sich das Einkaufsverhalten wegen des Online-Geschäfts ändert und das Breuningerland erweitert ist.

Das Projekt wird von einer Lenkungsgruppe begleitet

Gebäude:
Die Tiefgarage am Marktplatz wurde im Jahr 1982 eröffnet. Rund 20 Millionen Euro wurden investiert. Das Bauwerk verfügt über drei Geschosse mit jeweils 4200 Quadratmetern, auf die sich 420 Stellplätze verteilen. Ein Teil davon ist aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Sanierung:
Ende der 1980er Jahre musste erstmals saniert werden. Weil in der Tiefgarage ein Katastrophenschutzraum gebaut wurde, hatte man bei dem Beton der Dichtheit der Wände wegen auf Fugen verzichtet. Dies führte bald zu Spannungsrissen, in die Salzwasser eindrang, das den Beton und die Stahlträger angriff. Nun wird ein Neubau erwogen. Ein Austausch von Bauteilen wäre nicht so teuer.

Lenkungsgruppe:
Das Projekt wird von einer Gruppe mit Vertretern der Parteien, Gewerbetreibenden und des City-Marketings begleitet.