Bei der Bürgerinfo zur Marktplatzgestaltung gibt es Zustimmung, aber auch kritische Fragen.

Weil der Stadt - Groß war das Interesse der Weil der Städter an der Sanierung ihrer „guten Stube“, wie der Marktplatz gern genannt wird. Rund 150 Bürger sowie 21 Gemeinderäte kamen in die Stadthalle, um sich über die Planungen zu informieren und diese zu kommentieren. „Uns war es wichtig, dass wir nicht einfach nur eine öffentliche Gemeinderatssitzung machen“, sagte der Bürgermeister Thilo Schreiber, „sondern zunächst eine Infoveranstaltung, auf der auch Bürger zu Wort kommen können.“ Geplant ist, dass der Gemeinderat am 17. Dezember die Baumaßnahme beschließt.

 

„Wir wollen Leben und Handel in die Stadt zurückholen“, sagte der Erste Beigeordnete Jürgen Katz bei der Vorstellung der Planungen und sprach von einer „historischen Chance“. „Wir halten das geradezu für eine Pflichtaufgabe“, so Katz. Die Gelder für das knapp vier Millionen Euro teure Projekt seien in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt „weitestgehend dargestellt“. Die Platzgestaltung selbst wird etwa drei Millionen kosten, weitere 800 000 Euro werden für Tiefbauarbeiten, neue Wasser- und Abwasserkanäle und Versorgungsleitungen fällig. Aus dem Landessanierungsprogramm wird die Stadt 660 000 Euro an Zuschüssen erhalten.

Parkplätze versus Aufenthaltsqualität

„Das wird eine Riesenaufgabe“, so der Bürgermeister Schreiber. Ohne größere Behinderungen für die Anlieger werde es in der zweijährigen Bauzeit nicht gehen. Doch die historische Altstadt habe diese Veränderung verdient. Bis jetzt habe man dort nur einen Chaos-Parkplatz. In den vergangenen Jahren sei es immer ein Thema gewesen, wenn die Parkplätze wegfielen, würde niemand mehr zum Einkaufen kommen. „Aber alle Städte, die das gemacht haben, haben an Aufenthaltsqualität gewonnen“, betonte der Bürgermeister. Der Vorsitzende des Gewerbevereins, Hansjörg Bay, hatte noch am Tag der Veranstaltung angemahnt, die Interessen des Einzelhandels zu berücksichtigen und weiter die Zufahrt zu den Straßen rund um den Marktplatz für den Individualverkehr zu ermöglichen. Auch müssten „mindestens Kurzzeitparkplätze in ausreichender Zahl im Bereich Marktplatz/Stuttgarter Straße und Pforzheimer Straße bestehen bleiben“, so Hansjörg Bay.

Dass der neugestaltete Marktplatz auf jeden Fall autofrei sein wird, machte der Stuttgarter Landschaftsarchitekt Michael deutlich. Er hat schon im Jahr 2008 einen Wettbewerb zum Marktplatz-Umbau gewonnen und die Planungen nun weiterentwickelt. In den Marktplatz selbst soll ein „steinerner Teppich“ mit großen, gut begehbaren Steinen gelegt werden. Weil die Fläche zwischen Rathaus und Pforzheimer/Herrenberger Straße leicht abfällt, sollen am Brunnen vor dem Rathaus Treppenstufen angelegt werden. Das Kepler-Denkmal wird von seiner jetzigen Position etwas weiter an den nördlichen Rand versetzt und soll zwischen einer Reihe von kastenförmig geschnittenen Bäumen stehen. Entlang der Nordseite wird der Marktplatz von einer niedrigen Sandsteinmauer begrenzt, auf der mit Holz ausgelegte Sitzplätze sind.

Brunnen und der Kepler müssen saniert werden

Die Baumreihe war in früheren Plänen nicht enthalten. Eine Anwohnerin reklamierte, dass die Bewohner am nördlichen Rand des Platzes dann nur noch auf die Bäume schauen könnten. Mittelalterliche Plätze seien zwar ursprünglich baumlos gewesen, sagte Jürgen Katz. Doch die Bäume sollen gerade an heißen Tagen mehr Aufenthaltsqualität bieten. Die beiden Brunnen und das Kepler-Denkmal seien dringend sanierungsbedürftig und würden renoviert werden. Zuhörer sprachen auch die Belebung mit Gastronomie und Einzelhandel an. Man bemühe sich hier sehr und arbeite daran, betonte Katz.

Während die eigentliche Platzgestaltung eher unumstritten war – ein Vater forderte noch ein Kinderspielgerät auf dem Platz – spielte das Thema Verkehr und Parken eine größere Rolle. Von insgesamt 680 Parkplätzen, davon 270 beim Edeka-Supermarkt, innerhalb von sechs Gehminuten vom Rathaus aus erreichbar sprachen die Planer. Der Carlo-Schmid-Platz vor der Stadtmauer sei nur 160 Meter entfernt. Dort gibt es 19 neue Parkplätze. Die Pforzheimer und Herrenberger Straße können weiter befahren werden. Sechs Kurzzeit-Parkplätze sind dort geplant.

Kurzparken: Sechs Minuten sind zu kurz

Die Stuttgarter Straße bleibt weiter vor dem Marktplatz gesperrt. Durchfahrt für den Lieferverkehr soll möglich sein. Schon jetzt gebe es eine Beschränkung für den Schwerverkehr, die weiter bestehen bleibe. Man wolle mit einem Parkleitsystem arbeiten, erklärte Jürgen Katz. Denkbar sei auch ein neues Parkdeck an der oberen Grabenstraße. Jan Widmaier vom Optikfachgeschäft am Marktplatz monierte, dass eine Parkdauer von sechs Minuten auf den Kurzzeitparkplätzen zu wenig sei.

Beschließt der Gemeinderat jetzt den Bau, dann könnte im Mai mit den Tiefbauarbeiten und im Oktober mit der Platzgestaltung begonnen werden. Diese würde während der Fasnet 2021 unterbrochen und schließlich Ende 2021 fertig sein. Während der gesamten Zeit sollen die Zugänge zu den Gebäuden möglich sein. Der Bürgermeister appellierte an die Bürger, weiter in Weil der Stadt einzukaufen. „Unterstützen Sie die Händler in der Altstadt, dann schaffen wir auch diese zwei Jahre“, sagte der unter dem Beifall der Zuhörer.