Während des Sportspektakels im Stadtzentrum von Esslingen beziehen mit den Füchsen Berlin, dem VfL Gummersbach und dem TBV Lemgo Lippe drei Handball-Bundesligateams im Jägerhaus Quartier.

Esslingen - Die gute Nachricht zuerst: Volker Zerbe, der Sportkoordinator der Bundesliga-Handballer der Füchse Berlin, musste in der Nacht zum Freitag nicht mit angewinkelten Beinen schlafen. Das ist gar nicht so selbstverständlich, denn der ehemalige 284-fache Nationalspieler ist beeindruckende 2,11 Meter groß. Zurzeit wohnt er im Hotel Jägerhaus hoch über Esslingen und bereitet sich mit dem aktuellen Europapokalsieger und Dritten der vergangenen Bundesligasaison auf das Marktplatzturnier an diesem Wochenende vor. Und in dem vorübergehenden Quartier seien die Betten lang genug – „oder zumindest zum Fußende hin offen“, fügt Volker Zerbe schmunzelnd hinzu.

 

Keine Schweinshaxe, kein Sahnepudding

Dass sich Spieler – fünf des Füchse-Kaders sind ebenfalls mehr als zwei Meter groß – und Funktionäre bequem betten konnten, sei nach einer sehr beschwerlichen Reise besonders wichtig gewesen. Am Donnerstag fuhr der Tross um 8 Uhr mit dem Mannschaftsbus von Berlin in Richtung Süden – ständig aufgehalten von Staus auf den Autobahnen, berichtet Zerbe. Am Abend sei noch schnell ein Vorbereitungsspiel beim Viertligisten SG Pforzheim-Eutingen mit 34:15 gewonnen worden, ehe man nach 16 Stunden endlich um Mitternacht am Jägerhaus vorgefahren sei.

Dort quartieren sich die Berliner Füchse bereits zum vierten Mal ein. Überhaupt scheint das Hotel in den einschlägigen Kreisen einen exzellenten Ruf als Handballer-Herberge zu besitzen. Denn auch der TBV Lemgo und der VfL Gummersbach übernachten dort während des Freiluftturniers im Herzen Esslingens. Und erst vor wenigen Tagen hatte die MT Melsungen zwischen zwei Trainingslagern einen Zwischenstopp im Jägerhaus eingelegt. Laut Volker Zerbe ist das Hotel auf dem Schurwald nicht von ungefähr so beliebt bei den Sportlern. Er lobt die freundliche Atmosphäre, die naturnahe und ruhige Lage und die Tatsache, dass mit der Halle der SG Hegensberg-Liebersbronn – bei Bedarf – eine Trainingsstätte direkt vor der Haustüre liege. Zudem wisse die Jägerhaus-Küchenbesatzung sehr genau, „welche Speisen für Sportler nicht förderlich sind“, sagt Zerbe, und weist mit einem Lächeln darauf hin, dass man am Büffet vergeblich nach der Schweinshaxe oder dem Sahnepudding Ausschau halte.

Nicht nur aus kulinarischer, sondern auch aus sportlicher Sicht sei Esslingen eine Reise wert, lobt der Sportkoordinator das traditionelle Marktplatzturnier. Noch früh in der Vorbereitung ergebe sich die Gelegenheit, sich mit starken Gegnern zu messen. Und das unter ganz besonderen Bedingungen: „schönes Ambiente, tolle Atmosphäre, gute Organisation“ sind die Attribute, mit denen Zerbe das Handballspektakel unter freiem Himmel, das historisches Fachwerk rahmt, beschreibt. Normalerweise sehe man aufgrund des Zeitdrucks von den Städten jeweils nur das Hotel und die Halle. „Hier sieht man wenigstens das schöne Zentrum der Stadt.“

„Leichtes Gefälle“ auf dem Spielfeld

Der auf dem Marktplatz ausgelegte Sportboden sei mit jenem überdachter Sportstätten durchaus vergleichbar, aber der Marktplatz weise „ein leichtes Gefälle“ auf. Den Spielern wird’s egal sein, eine Halbzeit lang ein klein wenig bergauf spielen zu müssen. Sie sind wohl froh, nach einem einwöchigen, reinen Athletik-Trainingslager in Bad Saarow bei Berlin endlich wieder den Ball in ihren Händen zu spüren. Freilich werde so früh in der Vorbereitung nicht auf Gedeih und Verderb der Sieg bei einem solchen Turnier angestrebt.

„Aber verlieren will kein Sportler“, stellt Volker Zerbe klar. Ihm sei aber auch ein harmonischer Aufenthalt sehr wichtig – vor allem im Hinblick auf die Eingliederung neuer Spieler. Sein Fazit steht fest: Für die Füchse aus Berlin ist das Marktplatzturnier in Esslingen immer eine Reise wert. „Hier stimmt das Gesamtpaket, wir kommen immer wieder gerne hierher.“

Das Finale steigt um 17 Uhr

Ablauf
Die Top-Handballmannschaften beim Esslinger Marktplatzturnier spielen an diesem Samstag unter freiem Himmel um den Reichsstadtpokal. Eingeladen sind die Teams TVB 1898 Stuttgart, Frisch Auf Göppingen, Füchse Berlin, HBW Balingen-Weilstetten, SG BBM Bietigheim, TBV Lemgo Lippe, VfL Gummersbach und Tatabanya KC aus Ungarn. Beginn ist um 11 Uhr, das Endspiel soll um 17 Uhr angepfiffen werden. Den Abschluss bildet das Spiel der Bundesliga-Handballerinnen der Schwaben Hornets aus Ostfildern-Nellingen gegen die Tussies Metzingen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.marktplatzturnier.de

Volker Zerbe
Der 50-jährige ehemalige Spitzenhandballer Volker Zerbe ist seit 2013 Sportkoordinator bei den Füchsen Berlin. Davor war er fünf Jahre im Management des TBV Lemgo tätig. In seiner aktiven Laufbahn spielte er von 1986 bis 2006 für den TBV Lemgo und feierte in dieser Zeit im Verein und mit dem Nationalteam große Erfolge. In 284 Spielen für Deutschland warf Zerbe 777 Tore.