Ein Krippenspiel vorgeführt auf der Straße? Das gibt es, und zwar in Plieningen beim Markttag zum Advent. Dieser ist am Samstag, 30. November 2013.

Plieningen - Zwei Römer werden am Samstag auf der Filderhauptstraße patrouillieren. In Rüstung und Umhänge gehüllt werden sie die Bürger zur Volkszählung aufrufen. Kaiser Augustus habe befohlen, dass sich jeder in seinem Heimatort in Listen eintragen muss, werden sie verkünden. Für die Plieninger ist das jedoch kein Grund, zum Bezirksrathaus zu eilen. Viel eher sollten sie stehen bleiben und hinhören. Denn sie sind dann im Krippenspiel der evangelischen Gemeinde gelandet, das am Markttag zum Advent in diesem Jahr zum zweiten Mal mitten im Publikum aufgeführt wird. Für diese innovative Idee haben die Jugendlichen den Sonderpreis beim Bibelpreis-Wettbewerb gewonnen.

 

Es ist nie das eigentliche Ziel gewesen, den mit 1000 Euro dotierten Preis nach Plieningen zu holen, sagt der Jugendreferent Michael Weisbach. Er hat das Krippenspiel mit den Jugendlichen entwickelt und einstudiert. Die Idee war eher, das Krippenspiel greifbarer zu machen, indem man es nicht wie üblich im Gottesdienst aufführt. Dass die 30-köpfige Gruppe die Kirche als geschützten Raum verlassen hat, war ein Grund für die Jury der Landeskirche, sich für den Plieninger und Birkacher Nachwuchs zu entscheiden. Am 15. Dezember erhalten die Jugendlichen der evangelischen Kirchengemeinde, dem Jugendwerk Plieningen/Birkach und der landeskirchlichen Gemeinschaft den Preis von Landesbischof Frank Otfried July bei einem Gottesdienst im Ulmer Münster.

Ein weiterer Faktor war für die Jury, dass die Gruppe entschieden hat, das klassische Krippenspiel umzuschreiben. „Wir wollten, dass das Stück zu den Jugendlichen passt“, erklärt der Jugendreferent Michael Weisbach. So gibt es anstelle der drei Könige die moderneren drei Weisen: ein Visionär, ein Realist und ein Pessimist. Als diese den Stern von Betlehem sehen, reagieren sie ganz unterschiedlich. „Der Realist berechnet die Lage des Sterns mit einem Sextanten, der Visionär will unbedingt sofort hingehen, weil er etwas Neues wittert. Und der Pessimist meint, dass sie ohnehin nie ankommen werden“, erzählt Weisbach. Am Ende erreichen sie – wie in der biblischen Vorlage – ihr Ziel und bringen dem Jesuskind ihre Gaben. Das Krippenspiel soll die Botschaft transportieren, dass es sich lohnt, sich auf den Weg zu machen – egal ob man gläubig ist oder nicht.

Die Jugendlichen zeigen das Krippenspiel auf der Straße, um das Thema direkt in den Alltag zu bringen. „Es kam vergangenes Jahr sehr gut an“, sagt Weisbach. Seit Oktober proben die zwischen zehn und 16 Jahre alten Akteure nun für die zweite Auflage. Heute gibt es die Generalprobe und morgen ist das Krippenspiel wieder mitten im Treiben beim Markttag zum Advent zu erleben. Inklusive echter Tiere, wie Weisbach verrät.